Von 5. Juni - 16. Oktober 2016 in der Dominikanerkirche in Krems
Krems (kunstnet) - Die in Wien und Hadres (NÖ) lebende Künstlerin Elisabeth von Samsonow untersucht
seit den frühen 1990er-Jahren, vor allem auf plastische Verfahren gestützt, Körper, Materialitäten
und deren apparative und affektive Eigenschaften. Skulptur, Installation und Live-Aktion bilden integrale Elemente
einer breit angelegten künstlerischen Praxis, die berücksichtigt, dass Körper Intensitäten
darstellen, die weit über die jeweiligen Festkörpergrenzen hinaus wirken.
Der Titel der Ausstellung "Transplants" verweist auf jene hybriden Zwischenräume, von denen aus
die Grenzen zwischen den Körpern, der Sprache und den BeobachterInnen neu vermessen und verhandelt werden.
Die umfassende Schau in der Dominikanerkirche in Krems, die von Felicitas Thun- Hohenstein kuratiert wurde, setzt
klang-skulpturale und bio-plastische Werkgruppen des
"Samsonow Transplant Orchestra" aus den letzten sechs Jahren ins Verhältnis zu einem in die Ausstellung
integrierten performativen Archiv (1991-2016), welches das vielgestaltige Œuvre der Künstlerin nachzeichnet
und die Möglichkeit bietet, sich dem Werkkomplex, den Elisabeth von Samsonow seit 1991 schuf, auch interaktiv
anzunähern. Eine für die Dominikanerkirche geschaffene monumentale Klang-Installation "Labor des
Endo-/Exo- Korpus" (2016) bringt eine Neujustierung plastisch-synästhetischer Wahrnehmung ins Spiel,
die sich vom "informierten" Material der Skulpturen hin zum Klang als Immaterialisierung und Expansion
des Körpers spannt.
Die von Carl Pruscha entworfene Ausstellungsarchitektur realisiert mit den Skulpturen einen komplizitären
Parcours Provocateur, der als architektonisches Programm das offene und transformatorische skulpturale Denken Samsonows
unterstreicht.
Schon seit den späten achtziger Jahren beschäftigt sich Elisabeth von Samsonow intensiv mit Fragen der
Selbstwahrnehmung, des medialen und politischen Ortes des Weiblichen und einer ihm entsprechenden Materialität.
1987 wurde sie als Malerin mit dem Förderpreis des Bayerischen Kulturministeriums ausgezeichnet. Von 1987
bis 1988 initiierte sie als Kulturstadträtin grenzüberschreitende Skulpturenparks in Tittmoning an der
Salzach und leitete dort als Direktorin die "Malschule in Tittmoning" und den Kleinzirkus "Hieronimus".
Seit 1990 wendet sich Elisabeth von Samsonow intensiv der Skulptur zu, wobei sie vor allem Lindenholz einsetzt,
zu welchem sie eine komplexe Theorie des "intelligenten Materials" entwickelt. Ihre Frauenskulpturen
- Maria Magdalena, Gaia, Ariadne, Elektra - zeigt sie im Rahmen von Performances und Prozessionen international
im öffentlichen Raum. Dabei nutzt sie den Aspekt der Skulptur, der die Aufmerksamkeit der Betrachterin und
des Betrachters bündelt, in feministischer Absicht.
Um die Skulptur von der Malerei abzusetzen und ihre Körperlichkeit zu unterstreichen, näht sie seit
2000 ihren Plastiken textile Schatten. Neben dieser Reihe mit dem Titel "Projektion" lotet sie weitere
Eigenschaften oder Dimensionen des "intelligenten Materials" und des Körpers aus, die mit zeitgenössischen
physikalischen Theorien expliziert werden: nämlich Expansion, Emanation und Radiation.
Mit der neuen Werkgruppe der "Transplants" (2016) vertieft sie die Beziehung zwischen Mensch und Pflanze,
die ihrer Ansicht nach für ihre skulpturale Praxis essentiell ist.
Samsonows jüngere Arbeiten radikalisieren "geosophische" und ökologische Überlegungen,
die sich in Performances wie "ENDO EXIL. Ein präödipales Xylo-Gezwitscher" 2014 in Berlin,
"GEO PUNK/The Nervous System of the Earth" 2014 in Wien oder "URPFLANZEN ARIA" ebenfalls 2014
in Barcelona zeigen. Elisabeth von Samsonow lebt und arbeitet in Wien und in Hadres in Niederösterreich.
Begleitend zur Ausstellung erscheint eine umfassende Publikation mit Texten von Boyan Manchev, Suzana Milevska,
Ebadur Rahman, Alexandra Schantl, Lisa Stuckey, Felicitas Thun-Hohenstein und Karl Heinz Wagner.
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