Studie: Österreichische Unternehmer nicht gut gestimmt

 

erstellt am
03. 05. 16
11:00 MEZ

Traurig aber wahr: Wirtschaftsklima in Serbien besser als bei uns
Wien (acredia) - Eine aktuelle Studie von PRISMA Kreditversicherung und GfK Austria vergleicht das Wirtschaftsklima Österreichs mit jenem der südlichen Nachbarländer. Basis der Untersuchung sind 150 Unternehmen pro Land. Das Ergebnis für Österreich stimmt nachdenklich. Laut Südosteuropa-Wirtschaftsindex ist das Klima in Serbien (62 Punkte) und Bosnien Herzegowina (57 Punkte) deutlich besser als in Österreich (55 Punkte). „Dieses unterdurchschnittliche Ergebnis zeigt, was ich in vielen Kundengesprächen erlebe.“, sagt PRISMA Markenvorstand Ludwig Mertes. „Der Reformstau in wichtigen Belangen der Politik schlägt auf die Stimmung in den Unternehmen durch. Es fehlen Schritte zur Verwaltungs- und Pensionsreform, Bildungssektor und Gesundheitsbereich kommen nicht vom Fleck. Gleichzeitig nehmen Bürokratie und Regulierung überhand. Vom neuen Arbeitszeitgesetz bis zu Basel III und Solvency II. Auch wir wissen oft nicht mehr, wie wir unsere Führungskräfte und Mitarbeiter motivieren sollen, mit all diesen Hürden umzugehen.“

In den Südosteuropa-Wirtschaftsindex fließen Einschätzungen zur aktuellen und künftigen Gesamtsituation sowie zu geplanten Export-und Investitionstätigkeiten ein – d.h. der Index gibt auf einer Skala von 0-100 Punkten Auskunft über das jeweilige Wirtschaftsklima im Land. Je höher der Wert ist, desto positiver ist das Wirtschaftsumfeld.

Die Studie zeigt vor allem die schlechte Stimmung bei den österreichischen Konzernen. 54 % der kleinen und mittleren Unternehmen unseres Landes sehen den kommenden zwölf Monaten (sehr) positiv entgegen. Bei den Konzernen sind es nur 41 % mit positiver Grundstimmung. Auffällig ist, dass sich in Südosteuropa das Bild gegenläufig darstellt. In Abb. 2 sind exemplarisch bosnische und serbische Unternehmen herausgegriffen. 64 % der bosnischen und 68 % der serbischen Konzerne sehen das Jahr 2016 (sehr) positiv. „In diesen Volkswirtschaften ziehen die Großen die Kleinen.“, erklärt Mertes. „Das hat damit zu tun, dass die Länder natürlich verstärkt versuchen, ausländische Investoren ins Land zu holen. Serbien beispielsweise positioniert sich als attraktiver Investitionsstandort für größere Konzerne aus dem Ausland, die von der günstigen Kostenstruktur profitieren. Hierzulande sind die KMU das Rückgrat der Wirtschaft. Sie sehen sich aber mit bürokratischen Hürden konfrontiert.“


Die wichtigsten Studienergebnisse im Überblick:

Zahlungsmoral
Substantiell besser im Vergleich zu Südosteuropa schneidet Österreich bei Zahlungszielen und Zahlungsmoral ab. Im Durchschnitt gewähren österreichische Unternehmen 25 Tage Zahlungsdauer, die auch eingehalten wird. Das sieht in den Ländern der SEE-Region komplett anders aus. Allerdings wird eine verspätete Zahlung dort nicht so negativ wahrgenommen wie bei uns.

In Österreich hatten immerhin 45 % der Betriebe 2015 einen Zahlungsausfall zu verbuchen. In den anderen Ländern mussten zwischen 66 % (Slowenien) und 79 % (Bosnien Herzegowina) der befragten Unternehmen mit dieser unangenehmen Situation fertig werden.

Export
Nur 15 % der österreichischen Unternehmen planen 2016 vermehrt zu exportieren. In Serbien sind es 36 % in Bosnien Herzegowina 24 %, in Slowenien 21 %, in Kroatien 6 %. Wichtig in der Gesamtbetrachtung ist, dass speziell in Österreich 6 % der Unternehmen ihre Exportaktivitäten 2016 (stark) zurücknehmen werden. Diesen hohen Wert erreicht sonst nur Slowenien. „Natürlich ist das Exportniveau bei uns ein anderes, trotzdem ist das leider ein Zeichen dafür, dass der Wirtschaftsmotor in Österreich nicht rund läuft.“
Investition:

Auch beim Thema Investitionsfreude
belegt Österreich nur Rang drei hinter Serbien und Bosnien Herzegowina. Hierzulande planen 25 % vermehrt zu investieren (Serbien zu 39 % und Bosnien Herzegowina zu 35 %). Alarmierend ist die Tatsache, dass knapp 22 % der österreichischen Unternehmen angeben, dass sie ihre Investitionen (stark) zurückfahren werden. Daher ist der Gesamtindex in Abb. 1 beim Thema Investitionen schlechter als der Index von Slowenien. Dort planen zwar nur 20 % vermehrtes Engagement, es sind aber auch nur 13 %, die ihre Investition (stark) reduzieren wollen.

Das Rating drückt aus, wie hoch das Risiko eines Zahlungsausfalls eines Unternehmens in einem bestimmten Land ist. Einschätzungen zum makroökonomischen, politischen und strukturellen Risiko werden kombiniert mit Bewertungen des Geschäfts- und des Finanzierungsrisikos. Es gibt vier Risiko-Kategorien: Grün (niedrig), Gelb (mittel), Orange (sensibel) und Rot (hoch). Nähere Informationen unter http://www.eulerhermes.com.

Prisma ist im Euler Hermes Konzern nicht nur für österreichische Risiken verantwortlich, sondern auch für Südosteuropa (SEE). Unter diese Verantwortung fällt einerseits die Bonitätsprüfung aller Risiken in diesen Ländern. Andererseits baut Prisma in Slowenien und Kroatien (dort in Kooperation mit der Allianz) auch Vertriebsstrukturen auf. In Serbien besteht eine eigene Tochtergesellschaft als Serviceorganisation. Gemeinsam mit GfK wird dieser Südosteuropa-Wirtschaftsindex nun jährlich Wirtschaftsdaten für österreichische Exporteure liefern.

Studiendesign
Die Untersuchung wurde im Jänner 2016 durchgeführt. Zielgruppe waren kleine und mittlere Unternehmen (small and medium-sized enterprises, SME) und Konzerne (Corporate Companies), die Business to Business arbeiten. Methode: CATÍ (Computer Assisted Telephone interviewing). Pro Land wurden 150 Unternehmen befragt. Die Hälfte der Unternehmen waren KMU, die andere Konzerne.

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at