Traurig aber wahr: Wirtschaftsklima in Serbien besser als bei uns
Wien (acredia) - Eine aktuelle Studie von PRISMA Kreditversicherung und GfK Austria vergleicht das Wirtschaftsklima
Österreichs mit jenem der südlichen Nachbarländer. Basis der Untersuchung sind 150 Unternehmen pro
Land. Das Ergebnis für Österreich stimmt nachdenklich. Laut Südosteuropa-Wirtschaftsindex ist das
Klima in Serbien (62 Punkte) und Bosnien Herzegowina (57 Punkte) deutlich besser als in Österreich (55 Punkte).
„Dieses unterdurchschnittliche Ergebnis zeigt, was ich in vielen Kundengesprächen erlebe.“, sagt PRISMA Markenvorstand
Ludwig Mertes. „Der Reformstau in wichtigen Belangen der Politik schlägt auf die Stimmung in den Unternehmen
durch. Es fehlen Schritte zur Verwaltungs- und Pensionsreform, Bildungssektor und Gesundheitsbereich kommen nicht
vom Fleck. Gleichzeitig nehmen Bürokratie und Regulierung überhand. Vom neuen Arbeitszeitgesetz bis zu
Basel III und Solvency II. Auch wir wissen oft nicht mehr, wie wir unsere Führungskräfte und Mitarbeiter
motivieren sollen, mit all diesen Hürden umzugehen.“
In den Südosteuropa-Wirtschaftsindex fließen Einschätzungen zur aktuellen und künftigen Gesamtsituation
sowie zu geplanten Export-und Investitionstätigkeiten ein – d.h. der Index gibt auf einer Skala von 0-100
Punkten Auskunft über das jeweilige Wirtschaftsklima im Land. Je höher der Wert ist, desto positiver
ist das Wirtschaftsumfeld.
Die Studie zeigt vor allem die schlechte Stimmung bei den österreichischen Konzernen. 54 % der kleinen und
mittleren Unternehmen unseres Landes sehen den kommenden zwölf Monaten (sehr) positiv entgegen. Bei den Konzernen
sind es nur 41 % mit positiver Grundstimmung. Auffällig ist, dass sich in Südosteuropa das Bild gegenläufig
darstellt. In Abb. 2 sind exemplarisch bosnische und serbische Unternehmen herausgegriffen. 64 % der bosnischen
und 68 % der serbischen Konzerne sehen das Jahr 2016 (sehr) positiv. „In diesen Volkswirtschaften ziehen die Großen
die Kleinen.“, erklärt Mertes. „Das hat damit zu tun, dass die Länder natürlich verstärkt versuchen,
ausländische Investoren ins Land zu holen. Serbien beispielsweise positioniert sich als attraktiver Investitionsstandort
für größere Konzerne aus dem Ausland, die von der günstigen Kostenstruktur profitieren. Hierzulande
sind die KMU das Rückgrat der Wirtschaft. Sie sehen sich aber mit bürokratischen Hürden konfrontiert.“
Die wichtigsten Studienergebnisse im Überblick:
Zahlungsmoral
Substantiell besser im Vergleich zu Südosteuropa schneidet Österreich bei Zahlungszielen und Zahlungsmoral
ab. Im Durchschnitt gewähren österreichische Unternehmen 25 Tage Zahlungsdauer, die auch eingehalten
wird. Das sieht in den Ländern der SEE-Region komplett anders aus. Allerdings wird eine verspätete Zahlung
dort nicht so negativ wahrgenommen wie bei uns.
In Österreich hatten immerhin 45 % der Betriebe 2015 einen Zahlungsausfall zu verbuchen. In den anderen Ländern
mussten zwischen 66 % (Slowenien) und 79 % (Bosnien Herzegowina) der befragten Unternehmen mit dieser unangenehmen
Situation fertig werden.
Export
Nur 15 % der österreichischen Unternehmen planen 2016 vermehrt zu exportieren. In Serbien sind es 36 %
in Bosnien Herzegowina 24 %, in Slowenien 21 %, in Kroatien 6 %. Wichtig in der Gesamtbetrachtung ist, dass speziell
in Österreich 6 % der Unternehmen ihre Exportaktivitäten 2016 (stark) zurücknehmen werden. Diesen
hohen Wert erreicht sonst nur Slowenien. „Natürlich ist das Exportniveau bei uns ein anderes, trotzdem ist
das leider ein Zeichen dafür, dass der Wirtschaftsmotor in Österreich nicht rund läuft.“
Investition:
Auch beim Thema Investitionsfreude
belegt Österreich nur Rang drei hinter Serbien und Bosnien Herzegowina. Hierzulande planen 25 % vermehrt
zu investieren (Serbien zu 39 % und Bosnien Herzegowina zu 35 %). Alarmierend ist die Tatsache, dass knapp 22 %
der österreichischen Unternehmen angeben, dass sie ihre Investitionen (stark) zurückfahren werden. Daher
ist der Gesamtindex in Abb. 1 beim Thema Investitionen schlechter als der Index von Slowenien. Dort planen zwar
nur 20 % vermehrtes Engagement, es sind aber auch nur 13 %, die ihre Investition (stark) reduzieren wollen.
Das Rating drückt aus, wie hoch das Risiko eines Zahlungsausfalls eines Unternehmens in einem bestimmten Land
ist. Einschätzungen zum makroökonomischen, politischen und strukturellen Risiko werden kombiniert mit
Bewertungen des Geschäfts- und des Finanzierungsrisikos. Es gibt vier Risiko-Kategorien: Grün (niedrig),
Gelb (mittel), Orange (sensibel) und Rot (hoch). Nähere Informationen unter http://www.eulerhermes.com.
Prisma ist im Euler Hermes Konzern nicht nur für österreichische Risiken verantwortlich, sondern auch
für Südosteuropa (SEE). Unter diese Verantwortung fällt einerseits die Bonitätsprüfung
aller Risiken in diesen Ländern. Andererseits baut Prisma in Slowenien und Kroatien (dort in Kooperation mit
der Allianz) auch Vertriebsstrukturen auf. In Serbien besteht eine eigene Tochtergesellschaft als Serviceorganisation.
Gemeinsam mit GfK wird dieser Südosteuropa-Wirtschaftsindex nun jährlich Wirtschaftsdaten für österreichische
Exporteure liefern.
Studiendesign
Die Untersuchung wurde im Jänner 2016 durchgeführt. Zielgruppe waren kleine und mittlere Unternehmen
(small and medium-sized enterprises, SME) und Konzerne (Corporate Companies), die Business to Business arbeiten.
Methode: CATÍ (Computer Assisted Telephone interviewing). Pro Land wurden 150 Unternehmen befragt. Die Hälfte
der Unternehmen waren KMU, die andere Konzerne.
|