Verfassungsschutzbericht 2015

 

erstellt am
03. 05. 16
11:00 MEZ

Prävention und Information
Wien (bmi) - Islamistischer Terrorismus, der Anstieg von rechtsextremistischen Straftaten sowie Cyber-Sicherheit standen u. a. im Mittelpunkt der Präsentation des Verfassungsschutzberichts 2015 am 02.05. in Wien. "Die Flüchtlingskrise hat uns 2015 nicht nur in Bezug auf ihre Bewältigung vor große Herausforderungen gestellt. Wenn Zigtausende Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen nach Österreich kommen, dann hat das auch Auswirkungen auf Entwicklungen in Österreich, die wir in Bezug auf die Sicherheit mitbedenken müssen", sagte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Mag. Mag. (FH) Konrad Kogler, bei der Präsentation des Verfassungsschutzschutzberichts am 2. Mai 2016 in Wien.

"Die größte Bedrohung für die innere Sicherheit in Österreich geht nach wie vor vom religiös motivierten islamistischen Extremismus und Terrorismus aus", sagte der Direktor des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT), Mag. Peter Gridling. "Mit Ende 2015 sind uns 259 Personen bekannt gewesen, die aus Österreich zum Dschihad nach Syrien oder in den Irak gereist sind oder dorthin reisen wollten. 79 sind wieder nach Österreich zurückgekehrt. Die größten Sorgen bereiten uns diese Heimkehrer, bei denen die Sicherheitsbehörden davon ausgehen müssen, dass sie eine potenzielle Gefahr darstellen können."

Die Staatsschutzbehörden setzen auf verstärkte Präventionsarbeit als Gegenmaßnahme. Neben der Sensibilisierung und Ausbildung der Sicherheitsbediensteten des Innenressorts, wurde die interministerielle Zusammenarbeit gestärkt. Es wurden Bedienstete von Justizvollzugsanstalten geschult und Präventionsveranstaltungen mit dem Justizministerium durchgeführt. Ebenso wird die im Dezember 2014 im Bundesministerium für Familien und Jugend eingerichtete "Beratungsstelle Extremismus" unterstützt und es werden im Sinne der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung gemeinsame Präventionsveranstaltungen organisiert.

In Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Universität Wien hat sich das BVT bei der Gründung von "RAN Austria", dem Österreich-Ableger des Radical Awareness Networks der Europäischen Union und beim Projekt VORTEX ("Vienna Observatory for the applied Research on Terrorism and Extremism") engagiert. Das Projekt VORTEX soll die innermuslimische Debatte sowie ein tolerantes und pluralistisches Islamverständnis fördern, um einen nicht extremistischen Islam zu unterstützen.

Rechtsextremismus
Im Bereich "Rechtsextremismus" ist ein Anstieg von rechtsextremistisch motivierten Straftaten auffallend, auch durch die öffentliche Auseinandersetzung mit der Flüchtlingsthematik. 2015 sind 1.156 Tathandlungen mit rechtsextremistischem, fremdenfeindlichem/rassistischem, islamophobem, antisemitischem Hintergrund wahrgenommen worden, um 54,1 Prozent mehr als 2014 mit 750 Tathandlungen. Die Aufklärungsquote ist im selben Zeitraum von 59,7 auf 65,1 Prozent gestiegen. Es erfolgten 1.691 Anzeigen, die meisten davon (953) nach dem Verbotsgesetz. 695 Anzeigen erfolgten etwa nach dem Strafgesetzbuch (u. a. 282 Anzeigen wegen Verhetzung oder 289 wegen Sachbeschädigungen).

Auch bei den Hinweisen an die Internet-Meldestelle "NS-Wiederbetätigung" gab es eine Steigerung. 3.913 Informationen und Hinweise im Jahr 2015 bedeuten einen Anstieg gegenüber 2014 (3.354 Eingänge) um 16,7 Prozent.

Linksextremismus
Deutlich gesunken ist die Zahl der Tathandlungen und Anzeigen wegen linksextremistisch motivierter Straftaten. Es gab 186 Tathandlungen und daraus resultierend 312 Anzeigen (2014: 371 Tathandlungen und 545 Anzeigen), die Aufklärungsquote lag bei 20,4 Prozent (2014: 25,3 Prozent). Insgesamt haben mehr als die Hälfte aller Anzeigen Straftaten in der Bundeshauptstadt Wien betroffen. Alleine im Zusammenhang mit Protestaktionen gegen den Wiener Akademikerball Ende Jänner 2015 wurden 117 Anzeigen erstattet.

Cyber-Sicherheit
Die Österreichische Strategie für Cyber-Sicherheit (ÖSCS) und die Strategie des Innenministeriums "INNEN.SICHER" sehen Cyber-Sicherheit als Schlüsselherausforderung. Wie wichtig dieses Thema ist, zeigte der Cyber-Angriff auf den französischen TV-Sender "TV5 Monde", der im April 2015 von Hackern lahmgelegt wurde. Beim BVT ist deshalb seit 2015 ein Cyber-Security-Center (CSC) eingerichtet, das Cyber-Sicherheitsvorfälle österreichweit koordinieren soll. Derzeit läuft der organisatorische Probebetrieb. Ende Dezember 2017 soll das Cyber-Security-Center in Vollbetrieb gehen.

Schutz kritischer Infrastruktur
Die oft eng miteinander verbundenen Bereiche "Schutz kritischer Infrastruktur" und "Cyber-Sicherheit" erlangen immer stärkere Bedeutung. In Österreich gab es 2015 vereinzelt Vorfälle bei Unternehmen kritischer Infrastruktur, die zu temporären Einschränkungen der Funktionalität der Unternehmen geführt haben. In der im BVT eingerichteten zentralen Kontakt- und Meldestelle für sicherheitsrelevante Vorfälle gingen insgesamt 74 Meldungen und Anfragen von Unternehmen ein. Außerdem wurden über das Frühwarnsystem Warn- bzw. Informationsschreiben über aktuelle Bedrohungen an Betreiber übermittelt.

 

 

 

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