Bank Austria Konjunkturindikator bleibt im April trotz leichter Abschwächung gegenüber
Vormonat im positiven Bereich – Leichte Klimaaufhellung in der Industrie trotz Stimmungstief in Österreich
Wien (bank austria) - „Nach dem soliden Start ins Jahr 2016 setzt die österreichische Wirtschaft ihren
moderaten Erholungskurs etwas verhaltener fort. Der Bank Austria Konjunkturindikator erreicht im April zwar nur
noch 0,1 Punkte und liegt damit unter dem Vormonat, bleibt aber weiterhin im positiven Bereich, was auf ein anhaltendes
Wachstum der heimischen Wirtschaft hindeutet“, meint Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Etwas überraschend
haben sich die Stimmungswerte für die österreichische Wirtschaft, die maßgeblich die Richtung des
Bank Austria Konjunkturindikators bestimmen, jüngst uneinheitlich entwickelt. „Trotz der Stabilisierungstendenz
in den vergangenen Monaten am Arbeitsmarkt und der spürbar positiven Auswirkungen der Steuerreform hat sich
die Stimmung der heimischen Konsumenten im April erneut eingetrübt. Sowohl im historischen als auch im europäischen
Vergleich sind die Österreicher weiterhin besonders pessimistisch. Die heimischen Produzenten sind dagegen
etwas zuversichtlicher geworden“, so Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl zu Detailentwicklungen des Bank
Austria Konjunkturindikators. Dennoch ist das Industrievertrauen in Österreich derzeit sehr gering, obwohl
die Vorgaben aus dem Ausland insgesamt nicht unerfreulich sind. In den wichtigsten europäischen Abnehmerländern
der heimischen Betriebe, wie Deutschland und Italien, hat sich die Stimmung in der Industrie verbessert. Zudem
übersteigt der mit dem österreichischen Außenhandel gewichtete Gesamtindex klar den langjährigen
Durchschnittswert.
„Die österreichische Wirtschaft befindet sich nach einem gelungenen Start ins Jahr 2016 auf einem soliden
Wachstumskurs. Die vorliegenden Frühindikatoren sprechen für eine Fortsetzung des leichten Konjunkturaufwinds
in den kommenden Monaten, wenn auch zwischenzeitlich mit etwas weniger Tempo. Mit einem Plus von 1,5 Prozent erwarten
wir für das Jahr 2016 insgesamt weiterhin ein höheres Wirtschaftswachstum als im Vorjahr“, so Pudschedl.
Allerdings weist der aktuelle Bank Austria Konjunkturindikator darauf hin, dass der Anstieg des BIP, der zu Beginn
des Jahres 0,6 Prozent zum Vorquartal betragen hat, zumindest im laufenden Quartal etwas gemäßigter
erfolgen dürfte. Mit ein Grund dafür ist, dass das Wachstum der heimischen Wirtschaft vorerst keine Unterstützung
durch den Außenhandel erhält. Die österreichische Exportwirtschaft kann zwar die anhaltende Erholung
in Europa und das solide Wachstum in den USA nutzen, aber solange das globale Wirtschaftswachstum aufgrund der
zurückhaltenden Performance vieler Schwellenländer nicht anzieht, wird der österreichische Außenhandel
die Dynamik in Österreich kaum positiv beeinflussen können. In einigen Schwellenländern zeigen sich
jedoch vermehrt Anzeichen für ein Abklingen der Wachstumsschwäche, so dass im späteren Jahresverlauf
die heimische Exportwirtschaft einer stärkeren Nachfrage gegenüberstehen sollte.
Unmittelbar gibt die Inlandsnachfrage, vor allem der Konsum der österreichischen Wirtschaft den nötigen
Rückhalt. Die Steuerreform und die niedrige Inflation, die aufgrund gesunkener Rohstoffpreise in den ersten
Monaten 2016 unter 1 Prozent im Jahresabstand liegt, haben den Konsum zur bestimmenden Triebfeder des Wachstums
seit Jahresbeginn gemacht und werden auch in den kommenden Monaten für Schwung sorgen. Die Investitionstätigkeit
wird folgen, wenn auch eher nur verhalten. „Das Stimmungstief in der heimischen Wirtschaft begrenzt den Auftrieb
der Investitionen. Diskussionen um die Standortqualität und die hohe Regulierungsdichte bremsen in Österreich
aktuell die Bereitschaft Investitionskapital in die Hand zu nehmen zusätzlich“, meint Bruckbauer. Seit der
Finanzkrise 2008/09 stagnieren in den Industrieländern, wie auch in Österreich die Investitionen, trotz
niedrigem Zinsniveau und überwiegend guter Ertragssituation. Statt zu investieren, sind die Unternehmen zu
Nettosparern geworden. Die Investitionsquote (Bruttoanlageinvestitionen in Prozent des BIP) liegt mit derzeit 22
Prozent in Österreich auf einem Tiefststand, sogar rund 3 Prozentpunkte unter dem Vorkrisenniveau. „Die Investitionen
sind der Schlüssel zu mehr Wachstum in Österreich, nicht nur auf kurze Sicht gesehen. Solange die Investitionen
nicht spürbar anziehen, fehlt es auch an den notwendigen Produktivitätsfortschritten, die das langfristige
Wachstumspotenzial der heimischen Wirtschaft wieder anheben“, so Bruckbauer. Die Faktorproduktivität in Österreich
tendiert nach jährlichen Anstiegen von über einem Prozent in den 1990er Jahren und frühen 2000er
Jahren derzeit gegen Null.
Arbeitsmarkt kann steigendes Arbeitskräfteangebot weiterhin nicht vollständig aufnehmen
Die Investitionsflaute ist für die angespannte Lage am österreichischen Arbeitsmarkt zumindest mitverantwortlich,
neben dem Anstieg des Arbeitskräftepotenzials durch Bevölkerungswachstum und Migration. „Die Konjunkturbelebung
im Jahr 2016 ist zu schwach, um die Lage am Arbeitsmarkt zu entspannen. Das Arbeitskräfteangebot steigt weiterhin
stärker als die Beschäftigung. Wir rechnen daher mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote von 9,1 Prozent
auf 9,5 Prozent im Jahresdurchschnitt 2016“, so Bruckbauer. Die in den Wintermonaten zu beobachtende Stabilisierungstendenz
am Arbeitsmarkt war den guten Witterungsbedingungen geschuldet und ist mit Beginn des Frühjahres zu Ende gegangen.
Die saisonbereinigten Daten zeigen derzeit wieder eine leicht steigende Arbeitslosigkeit und die Beschäftigungsdynamik
hat etwas nachgelassen.
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