Tiroler Landesmuseen an internationaler Kooperation mit dem Nationalpark Mercantour maßgeblich
beteiligt
Innsrbuck (tlm) - Die Alpen gelten in Europa als der „Hotspot“ der Artenvielfalt an Schmetterlingen. Etwa
5.500 Arten kommen hier vor, darunter 250 Arten, die weltweit nur aus den Alpen bekannt sind. Allerdings kommt
nur eine einzige Gattung ausschließlich in den Alpen vor. Für eine Sensation in Fachkreisen sorgt aktuell
die Beschreibung der zweiten für die Alpen endemischen Gattung. Die Entdeckung der neuen Faltergattung basiert
auf einer Kooperation eines Wissenschaftlerteams aus Österreich, Italien und Frankreich und wurde im Fachblatt
ZooKeys jüngst veröffentlicht.
Peter Huemer, Kustos der Naturwissenschaftlichen Sammlungen der Tiroler Landesmuseen in Innsbruck, Paolo Triberti
vom Museo Civico di Storia Naturale in Verona/Italien und Carlos Lopez-Vaamonde vom Institut National de la Recherche
Agronomique (INRA) in Orleans/Frankreich haben die Gattung Mercantouria nach dem Nationalpark Mercantour in den
französischen Alpen benannt. Bislang wurde der Falter nur dort gefunden. Der für die einzige bekannte
Art in dieser Gattung gewählte Artname Mercantouria neli wurde zu Ehren des bekannten Amateurforschers Jacques
Nel ausgewählt.
PD Dr. Wolfgang Meighörner, Direktor der Tiroler Landesmuseen, freut sich mit den Forschern: „Nach der Entdeckung
von vier neuen alpinen Falterarten im Frühling und einem Urfalter im Herbst letzten Jahres hat das naturwissenschaftliche
Forschungsteam der Tiroler Landesmuseen wieder Herausragendes geleistet. Wir sind stolz darauf, dass Peter Huemer
und sein Team bei internationalen Forschungsprojekten stark nachgefragt sind.“
Bislang keine nahestehenden Verwandten nachgewiesen
Huemer, Triberti und Lopez-Vaamonde berichten vom Einsatz modernster genetischer Methoden zur Absicherung der Neuentdeckung.
Unter anderem wurden genetische Strichcodes eingesetzt, um die Faltergattung abzugrenzen und zu definieren. „Mercantouria
neli unterscheidet sich von allen weltweit bekannten Schmetterlingen markant in mikroskopischen Strukturen der
männlichen Geschlechtsorgane. Die Art steht so isoliert, dass es uns nicht gelang, wirklich nahestehende Verwandte
zu finden. Gesichert ist aktuell nur die Zugehörigkeit zu den sogenannten Minierfaltern“, hält Huemer
fest. Am ehesten erinnert Mercantouria hier an eine aus Zentralanatolien stammende Art. Dies wird von den Forschern
als Hinweis auf ehemals zusammenhängende Verbreitungsgebiete, vor allem von Steppenarten gedeutet. Durch Klimaschwankungen
wurden diese Gebiete aufgesplittet und es konnten sich im Laufe von Jahrtausenden neue Arten aus gemeinsamen Vorfahren
entwickeln. Auch andere alpine Schmetterlinge weisen ähnliche Beziehungen nach Vorderasien auf.
Sicherung der Gattung durch geschützten Nationalpark Mercantour
Die bisher lediglich vier bekannten Exemplare von Mercantouria wurden in alpinen Lebensräumen an der Waldgrenze
im Nationalpark Mercantour gefunden. Die Falter sind am Abend und in der Nacht aktiv und wurden daher auch am Kunstlicht
nachgewiesen. Sie sind lediglich etwas über einen Zentimeter groß (Flügelspannweite) und eher unscheinbar
braun gefärbt. Auffallend sind die langen Fühler, ein typisches Merkmal für viele Minierfalter.
Über die Biologie der Art liegen noch keinerlei Informationen vor. Sehr wahrscheinlich leben die Raupen wie
andere Gracillariidae wenigstens zeitweise als minierend in Blättern, d. h. sie fressen innerhalb eines Blattes
das Blattgrün und sind durch die Blatthaut vor äußeren Einwirkungen geschützt. Weitere Erhebungen
sollen die Nahrungspflanze abklären und darauf basierend auch die mögliche Gefährdung der Art. Dank
des Vorkommens in einem der am besten geschützten Nationalparks Europas scheinen die Vorkommen der ungewöhnlichen
Faltergattung Mercantouria jedoch langfristig gesichert.
Die ausführliche Beschreibung der Gattung von Huemer, Triberti und Lopez-Vaamonde finden Sie hier:
http://zookeys.pensoft.net/articles.php?id=8375
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