Griechenlands Außenminister Nikos Kotzias und Außenminister Sebastian Kurz diskutierten
bei ihrem Arbeitstreffen aktuelle Entwicklungen auf dem Westbalkan und über eine europäische Lösung
für die aktuelle Migrationskrise.
Athen/Wien (bmeia) - Nikos Kotzias ist am 11.05. zu seinem ersten bilateralen Besuch nach Österreich
gekommen. Es gab in der Vergangenheit teils unterschiedliche Ansätze und Meinungen zur Lösung der Migrationskrise.
Diese Missverständnisse konnten beim heutigen Treffen in Wien ausgeräumt werden: „Außenminister
Kurz und ich haben offen über die aktuellen Herausforderungen diskutiert. Wir beide haben unsere Standpunkt
klar gemacht. Es ist wichtig, dass wir zusammenhalten und dafür sorgen, dass Flüchtlinge Hilfe bekommen
und diese auch vor Ort annehmen“, betont Kotzias.
Ziel einer gemeinsamen europäischen Lösung
Sebastian Kurz strich heraus: „Bereits zu Beginn der Flüchtlingswelle hat Österreich vor einer Überforderung
gewarnt. Wir haben uns als Gemeinschaft zu lange mit der bloßen Verteilung der Flüchtlinge beschäftigt.
Österreich hat letztes Jahr 90.000 Flüchtlinge aufgenommen und ist damit pro Kopf am zweitmeisten betroffen
in der EU. Daher musste Österreich mit der Schließung der Westbalkanroute handeln. Die Zahl der illegalen
Migranten, die in die EU kommen, hat sich seither durch die Schließung der Westbalkanroute und das EU-Türkei-Abkommen
erheblich reduziert. Wichtig ist aber auch, dass wir stark in direkte Hilfe vor Ort investieren und gezielt hilfsbedürftige
Menschen über Resettlement-Programme direkt aus der Region nach Europa holen. Da sind wir uns einig.“ Besonders
das Jahr 2015 war geprägt vom starken Flüchtlingsstrom. Derzeit hat sich die Lage etwas entspannt. Dennoch
sollte man vorbereitet sein: „Wir müssen uns eine langfristige europäische Strategie überlegen und
Abhängigkeiten etwa von der Türkei vermeiden. Daran arbeiten wir als EU gemeinsam. Wir sind alle für
eine gemeinsame europäische Lösung“, betont Außenminister Kurz. Griechenland hat bereits mehr als
45.000 Unterkünfte für Flüchtlinge geschaffen, um sie direkt vor Ort zu versorgen. Dennoch ist die
Situation am Grenzübergang Idomeni schwierig: „ Der Großteil der NGOs vor Ort leistet großartige
Arbeit. Wir sind ihnen sehr dankbar. Es gibt jedoch auch Organisationen vor Ort, die falsche Informationen verbreiten.
Sie erzählen den Menschen, dass die Westbalkan-Route bald wieder geöffnet wird und sie ausharren sollen.
Den Flüchtlingen werden falsche Versprechungen gemacht. Aus diesem Grund stehen viele Unterbringungen, die
wir gebaut haben, leer“, erklärt Kotzias.
Griechenland-Österreich: Gemeinsam interreligiösen Dialog fördern
Neben der Flüchtlingskrise standen auch andere Themen auf der Agenda. So soll der interreligiöse Austausch
gefördert werden, denn mit rund 35.000 Angehörigen ist die griechisch-orthodoxe Kirche in Österreich
eine wachsende Glaubensgemeinschaft. Außenminister Kurz: „Österreich und Griechenland verbindet eine
reiche Geschichte. Vor allem kulturell arbeiten wir eng zusammen. Der interreligiöse Dialog ist uns allen
ein Anliegen.“
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