Ambulant vor stationär durch bestmögliche Vernetzung

 

erstellt am
11. 05. 16
11:00 MEZ

Optimale Kommunikationskultur der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Burgenland hat österreichweite Vorbildfunktion
Eisenstadt (blms) - Eine moderne Kinder- und Jugendpsychiatrie – wie sie auch im internationalen und europäischen Standard vorzufinden ist – sieht sowohl eine flächendeckende extramurale, als auch intramurale Versorgung vor. „Das Burgenland nimmt in diesem Bereich durch eine bestmögliche Vernetzung und eine optimale Kommunikationskultur der handelnden Personen bzw. der einzelnen Institutionen eine österreichweite Vorreiterrolle ein und baut in diesem vielschichtigen und komplexen Spektrum der Gesundheitsversorgung auf eine multimodale Diagnostik unter Einbeziehung aller für die Situation des Kindes relevanten Umfeldfaktoren, ein gut vernetztes ambulantes, aber auch auf ein adäquates stationäres Behandlungsangebot. Für all diese Bereiche ist es aber wichtig, dass sie zeitnah und wohnortnah zur Verfügung und im Notfall auch für Kriseninterventionen bereit stehen“, so Gesundheits- und Soziallandesrat Mag. Norbert Darabos am 10.05. in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Univ. Prof. Dr. Karl Dantendorfer, Psychiatriekoordinator und Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates, Ass. Prof. Dr. Brigitte Hackenberg, Ärztliche Leiterin KJPSY Eisenstadt und HPZ Rust, Dr. Sylvia Kaschnitz, Ärztliche Leiterin KJPSY Oberwart, und Dr. Roland Grassl, Stv. Ärztlicher Leiter KJPSY Eisenstadt.

Der besonderen geographischen Situation des Landes wurde bisher Rechnung getragen, indem die stationäre Versorgung durch Kooperationsvereinbarungen mit den fachspezifischen Abteilungen in Niederösterreich, konkret der KJP Hinterbrühl, für das Nord- bzw. dem LKH Graz für das Südburgenland gesichert wurde. Durch Schaffung von inzwischen zwei Ambulatorien für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Eisenstadt und in Oberwart konnten für beide geographische Regionen Zentren für ein eng vernetztes, ganzheitliches Betreuungskonzept etabliert werden. Die Besonderheit dieser beider Zentren liegt in dem breit gefächerten, ressourcenorientierten Angebot, bestehend aus fachärztlicher, psychodiagnostischer, psychologischer, psychotherapeutischer und sozialpädagogischer Betreuung. Ein weiteres Angebot besteht durch das sozialtherapeutisch konzipierte HPZ Rust mit 12 Behandlungsplätzen. Die enge Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe, dem Schulsystem, den „Frühen Hilfen“ und allen fachspezifischen Beratungsstellen sichert damit den präventiven Zugang zu risikobelasteten Familien und ihren Problemen. Der familienorientierte Aspekt ist dabei ein unverzichtbares Element, nicht zuletzt auch im Sinne der Gewaltprävention und den Fragen des Kinderschutzes.

Darabos dazu: „Es ist uns bis dato erfolgreich gelungen, ein modernes ambulantes, sozialpsychiatrisches Angebot abzusichern. Seit Anfang 2015 wurden nachhaltige inhaltliche und strukturelle Schwerpunkte gesetzt, denn unser vordergründiges Ziel ist es, ein gemeindenahes, ressourcenorientiertes extramurales Konzept für psychisch belastete Kinder- und Jugendliche und deren Familien unter Nutzung von Synergien zu optimieren, um die Rate der vollstationären Kinder- und Jugendpsychiatrischen Einweisungen auf das gerade nötige Minimum zu reduzieren. Selbstverständlich muss aber auch bedacht werden, dass nicht alle Kinder- und Jugendpsychiatrischen Störungen ambulant oder teilstationär behandelt werden können sondern entsprechende vollstationäre Angebote vorhanden sein müssen. Im Sinne des internationalen Trends zur Erweiterung wohnortnaher, niederschwelliger ambulanter Versorgungsstrukturen hat das Burgenland die Zeichen der Zeit erkannt und gerade diesem Bereich ein besonderes Augenmerk geschenkt.“

Die Entwicklung der nächsten Jahre wird zeigen, wieweit es zu einem weiteren Anstieg oder einer Stabilisierung der Inanspruchnahme kommen wird. Die Prävalenzzahlen für das Nordburgenland - gerechnet auf 150.000 EinwohnerInnen - liegen zwischen 3.000 und 6.000 psychisch auffälligen Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Erfahrungsgemäß kommt nur etwa die Hälfte davon zu einer fachspezifischen Beratung, der andere Teil befindet sich in einem Dunkelfeld zwischen banalen alterstypischen Verhaltensauffälligkeiten und schwerwiegenden Beeinträchtigungen der psychosozialen Entwicklung ohne adäquate Beratung. Durch dieses gut vernetzte Betreuungskonzept ist es im Burgenland gelungen, eine Vielzahl schwerer psychiatrischer Störungen im Kindes- und Jugendalter rechtzeitig abzufangen und die Aufnahmezahlen so gering wie möglich zu halten. Es war in den letzten Jahren auch keine Platzierung eines Kindes im Erwachsenenbereich der Psychiatrie erforderlich, wie es in anderen Bundesländern immer wieder der Fall ist.

 

 

 

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