Städtebund setzt sich für sexismusfreie Werbung ein und macht sich für eine
Gesetzesverbesserung analog zu Deutschland stark
Wien (rk) - In Österreich fehlt noch immer eine bundesweit einheitliche Regelung zum Verbot von sexistischer
Werbung. In Deutschland bereitet aktuell das Justizministerium unter der Federführung von Minister Heiko Maas
ein solches Gesetz vor. Der Frauenausschuss des Österreichischen Städtebundes, der diese Woche von 25.
bis 26. April 2016 tagte, wünscht sich eine solche Regelung auch hierzulande. Eine solche Maßnahme richtet
sich gegen Sexismus und nicht dagegen, dass etwas „sexy“ ist oder gar, wie manche befürchten gegen die selbstbestimmte
Sexualität zwischen Menschen.
Nacktheit ist nicht gleich Sexismus
Sexismus hat wenig mit sichtbarer nackter Haut zu tun. Entscheidend ist der Zusammenhang. Es gibt wunderschöne
Bilder von unbekleideten Menschen, die überhaupt nicht sexistisch sind. Fragen, die sich stellen sind: Hat
ein Bild mit dem Produkt zu tun? Ist die Pose, der Gesichtsausdruck, die Blickrichtung selbstbestimmt und auf Augenhöhe
mit der betrachtenden Person? Ist ein Körper „beschnitten“ und zeigt nur sexualisierte Körperteile oder
den Torso – ohne Kopf? Zeigt das Bild eine abhängige, bedürftige, sich unterordnende oder unterdrückte
Person? Wird Gewalt angedeutet und verharmlost? Spärliche Bekleidung ist nicht das Kriterium. Und natürlich
sind Frauen und Männer gleichermaßen davon betroffen.
Falsche Ideale machen krank
Es gibt inzwischen tausende Seiten empirischer Forschung zur negativen Wirkung von sexistischen Bildern auf
das negative Körperempfinden oder auf die Entstehung krankhafter Essgewohnheiten vieler Menschen – vor allem
junger Frauen. „Dass auch immer mehr Männer in sexistischen Posen zu sehen sind, macht die Sache nicht besser.
Im Gegenteil: mehr Sexismus ist die Folge. Wir haben jetzt schon alarmierende Zahlen über den Anstieg von
Ess-Störungen bei Buben und immer mehr ausgeübten Druck durch unrealistische Schönheitsideale“,
sagt Thomas Weninger, Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes.
Nackte als Kreativitäts-Ersatz
Ein wesentliches Forschungsergebnis in diesem Zusammenhang: „Sex sells“ stimmt nicht. In Praxis-Tests erinnern
sich die Betrachtenden zwar an das sexistische Bild, nicht aber an das beworbene Produkt. Für viele aus der
Werbebranche ist ein sexistisches Bild außerdem verpönt im kreativen Sinn: „Wenn uns nichts einfällt,
nehmen wir eine Nackte“, so ein Bonmot aus der Branche.
Städte setzen sich gegen sexistische Werbung ein
In Österreich gibt es in Graz, Salzburg und Wien eine „Watchgroup gegen sexistische Werbung“ – vor allem
deswegen, weil es keine bundesgesetzliche Regelung gibt. Diese Watchgroups bewerten sexistische Werbungen und konfrontieren
Unternehmen und Werbeagenturen mit der Kritik. Auf den Homepages der Watchgroups sind die Kriterien ausführlich
und sachlich untermauert zu finden. Viele dieser Beschwerden und eine enge Kooperation mit dem österreichischen
Werberat haben bereits spürbar zur Verbesserung der Situation beigetragen.
Frauenberger für bundesweite Regelung
„Eine gesetzliche Regelung für eine sexismusfreie Werbung ist zeitgemäß und auch hoch an der
Zeit“, so die Vorsitzende des Frauenausschusses des Österreichischen Städtebundes und Frauenstadträtin,
Sandra Frauenberger. „Ein solches Gesetz zeigt deutlich, was eine Gesellschaft nicht will – und damit auch, was
sie begrüßt: selbstbestimmte Menschen, die ihre Sexualität, ihr Körperbewusstsein und ihre
Geschlechteridentität frei und auf Augenhöhe in ihrer ganzen Vielfalt leben können. Ohne dass sie
jemand runtermacht, bewertet oder ihnen vermittelt, sie seien nicht sexy, nicht ok oder fallen aus der Norm,“ unterstreicht
Stadträtin Frauenberger abschließend.
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