Feierliche Übergabe von 127 Hektar Augebiet an das Land Salzburg – Rössler: Weitwörther
Au als Vorzeigeprojekt für renaturierte und erlebbare Aulandschaft
Salzburg (lk) - Am 19.05. wurde der Vertrag über den Ankauf von 127 Hektar in der Weitwörther
Au durch das Land Salzburg unterfertigt. Damit kann nun die großflächige Renaturierung der Au in Angriff
genommen werden. Auch der sanften Erlebbarmachung der Au für naturliebende Erholungssuchende steht nun nichts
mehr im Wege.
Das größte Renaturierungsprojekt in Salzburg
Das LIFE-Projekt Salzachauen läuft seit Oktober 2015. Es wird von der EU aus dem LIFE-Programm gefördert.
"Ziel des Projekts ist es, im Natura 2000-Gebiet Salzachauen ein Vorzeigeprojekt für eine großflächige
renaturierte und erlebbare Aulandschaft zu realisieren. Durch das Absenken einzelner Aubereiche wird eine natürliche
Überschwemmungsdynamik ermöglicht. Das dient nicht nur dem Hochwasserschutz, sondern erlaubt es vielen
Pflanzen und Tieren, von der Silberweide über den Eisvogel bis zum Kammmolch, hier ideale Lebensvoraussetzungen
zu finden. In den kommenden Jahren wird durch konkrete Naturschutzmaßnahmen wie etwa das Entfernen von Fichtenmonokulturen
und das Fördern typischer artenreicher Auwälder das größte Renaturierungsprojekt Salzburgs
verwirklicht werden. Außerdem wird durch das Anlegen eines neuen Auweges und von einzelnen Beobachtungspunkten
ein sanftes Erlebbarmachen der Au für Erholungssuchende und Naturinteressierte ermöglicht", so Landeshauptmann-Stellvertreterin
Astrid Rössler bei der Übergabe der Auflächen an das Land.
Schwerpunktgebiet ist die Weitwörther Au südlich von Oberndorf, die größtenteils zur Gemeinde
Nußdorf am Haunsberg gehört. Das Projekt ist ein Auwald-Projekt. Die Salzach selbst wird vom Projekt
nicht berührt.
Der Grundankauf ist ein Meilenstein
Die vom Land erworbenen Flächen umfassen rund 117 Hektar Auwald und den rund zehn Hektar großen Ausee.
Verkäufer ist Franz-Josef Auersperg-Trautson. Der Grundankauf ist notwendig, weil die angekauften Flächen
aufwendig renaturiert werden sollen und dafür die volle Verfügbarkeit der Grundstücke erforderlich
ist und weil die bisherige Nutzung künftig nicht mehr möglich sein wird.
Mit dem Grunderwerb ist auch der Erwerb des Jagdrechts sowie im Falle des Ausees des Fischereirechts verbunden.
Dies erlaubt es, Jagd und Fischerei auf die Bedürfnisse der geschützten Tiere und Lebensräume im
Natura 2000-Gebiet auszurichten.
Folgende Maßnahmen können nun angegangen werden
Natürlicher Auwald
Künstliche Fichtenmonokulturen und Hybridpappelbestände werden wieder zu artenreichen Auwäldern.
Hierzu werden die Fichten und Hybridpappeln geerntet und dann entweder die natürliche Verjüngung abgewartet
oder wenn nötig typische Auwaldbäume gepflanzt.
Bestehende, natürliche Auwaldbestände werden nicht mehr genutzt und können sich zu neuen Urwäldern
entwickeln. Der Wald kann dann alle natürlichen Entwicklungsphasen durchlaufen, auch die ökologisch besonders
bedeutsame Alters- und Zerfallsphase. Die Bäume erreichen ihr maximales Alter, werden morsch und sterben ab,
junge Bäume nehmen ihren Platz ein. Dies alles geschieht ohne Eingreifen des Menschen. Vom Zulassen dieser
natürlichen Prozesse im Auwaldökosystem profitieren viele typische Auwaldbewohner, etwa verschiedene
Spechtarten, die in morschen Bäumen ihre Nahrung finden oder der EU-weit gefährdete Scharlachkäfer,
der unter der Rinde von absterbenden oder toten Laubbäumen lebt.
Neuer Lebensraum für Gelbbauchunke & Co
Für Gelbbauchunke und Kammmolch werden zahlreiche neue Tümpel angelegt.
Der Reitbach wird wild
Am Reitbach, einem wichtigen Nebengewässer der Salzach, soll die Entstehung von so genannten Prallufern unterstützt
werden. In diese Steilufer in den Außenbögen des Baches kann der Eisvogel seine Brutröhren graben.
Die Au wird "tiefer gelegt"
Teile der Au, vor allem entlang des Reitbachs, werden im Mittel um zwei Meter "tiefer gelegt", um sie
wieder näher an das Niveau der Salzach zu bringen und somit einer natürlichen Überschwemmungs- und
Grundwasserdynamik zu unterwerfen.
Der Ausee wird ein Fisch- und Vogelparadies
Der Ausee soll durch das Abflachen seiner Ufer und die Entwicklung eines Schilfgürtels sowie durch Abfischen
exotischer und das Einsetzen heimischer Fischarten zu einem artenreichen Augewässer werden.
Die Au erleben
Damit Besucherinnen und Besucher die renaturierte Au besser erleben können und damit noch mehr schätzen
und respektieren lernen, werden verschiedene Naturerlebniseinrichtungen geschaffen: Ein Au-Erlebnisweg. Ein Hide,
also ein versteckter Platz zur Beobachtung der Vogelwelt. So genannte "Points of Interest" entlang des
Tauernradwegs, in denen man naturkundliche Besonderheiten zwischen Anthering und St. Georgen kennenlernt. Der in
die Jahre gekommene Vogellehrpfad in der Irlacher Au in St. Georgen wird erneuert. Es wird geführte Exkursionen
und Aktionstage in der Au geben.
Daten und Fakten
- Projektleitung: Abteilung 5 - Natur- und Umweltschutz
- Projektgebiet: Natura 2000-Salzachauen, 1.145 Hektar
- Schwerpunktgebiet: Weitwörther Au, 127 Hektar
- Größtes Renaturierungsprojekt Salzburgs
- Projektbudget: 10,5 Millionen Euro, davon übernimmt die EU aus dem LIFE-Projekt
60 Prozent, kleinere Beträge tragen das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
und die Gemeinden St. Georgen und Nußdorf am Haunsberg bei. Den übrigen Teil finanziert das Land Salzburg
über den Naturschutzfonds.
- Laufzeit: Oktober 2015 bis Dezember 2020
- Übergeordnetes Ziel ist die Realisierung eines Musterprojekts für eine
vorbildlich renaturierte und erlebbare Aulandschaft
- Grundlage ist der Ankauf großer Teile der Weitwörther Au durch das
Land
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