Ausstellung im Steiermärkischen Landesarchiv eröffnet
Graz (lk) - Fünf Steirer aus dem Hoch- und Spätmittelalter sind in den kommenden eineinhalb Jahren
die Stars der neuen Ausstellung im Steiermärkischen Landesarchiv: Die Politiker Ulrich von Liechtenstein,
Herrand von Wildon und Hugo von Montfort sowie die Geistlichen Philipp von Seitz und Andreas Kurzmann machten sich
in ihrer Zeit nämlich auch als Literaten einen Namen. Ulrich von Liechtenstein verdankt die Nachwelt gar den
allerersten deutschsprachigen Roman in Ich-Form.
„#Dichterleben - mittelalterliche tweets aus der Steiermark“ heißt die Ausstellung, die am Abend des 19.05.
feierlich eröffnet wurde. „Wir haben hier die größte mittelalterliche Autorenversammlung der Steiermark,
ein echter Dichterwettstreit aus der Vergangenheit“, berichtet Literaturwissenschafter Wernfried Hofmeister von
der Karl-Franzens-Universität Graz. Gemeinsam mit der Germanistin Ylva Schwinghammer sowie Archivar und Historiker
Gernot Obersteiner, dem interimistischen Leiter des Landesarchivs, hat Hofmeister die Ausstellung, die bis Ende
Oktober 2017 läuft, gestaltet.
Die Ausstellung holt mittelalterliche Literatur hinter dem Vorhang hervor und verknüpft diese mit den modernen
Medien: So hat jeder der fünf Dichter seinen eigenen Twitter-Kanal, über den Kurznachrichtendienst erreichen
die Botschaften des steirischen Mittelalters die ganze Welt, auch auf Facebook sind die fünf Autoren präsent.
Die literarischen Mitteilungen aus der Zeit des Minnesangs und des ausgehenden Rittertums sind dabei durchaus vielfältig:
Von religiösen Themen über Lebensweisheiten, politische Reflexionen oder Liebeslyrik bis zu Fabeln reicht
das Spektrum der Autoren. Die Botschaften muten dabei durchaus aktuell an: „Profil zeigen, Mut zur eigenen Meinung,
Sprache und Sprachbilder bewusst einsetzen, Treue, Moral, Loyalität – all das sind Motive der Autoren“, erzählen
die Ausstellungsmacher. Neben den – übersetzten – mittelhochdeutschen Texten der Autoren sind in der Schau
auch mittelalterliche Originalhandschriften zu sehen. Der Historiker Obersteiner hat zudem das landesgeschichtliche
Umfeld aufgearbeitet, in dem die Politiker-Literaten – Hugo von Montfort war sogar Landeshauptmann – ihr Wirken
entfalteten.
Für Obersteiner rundet die neue Ausstellung das vielfältige Ausstellungsprogramm der letzten Jahre im
Landesarchiv perfekt ab. „Nach Themen wie zuletzt der Geschichte der Fotografie in der Steiermark oder zuvor Propaganda
im Ersten Weltkrieg öffnen wir nun unsere Räumlichkeiten für die erste literaturhistorische Ausstellung,
die uns in die Steiermark des Mittelalters führt“, freut sich der interimistische Leiter des Landesarchivs.
„Die Ausstellung ist auch als Zusammenführung dessen zu sehen, was bei den Steirischen Literaturpfaden des
Mittelalters in den vergangenen Jahren an Schätzen aus dem Mittelalter gehoben und in den öffentlichen
Raum getragen wurde“, sagt Schwinghammer, die für die Pfade maßgeblich verantwortlich zeichnet. Die
acht Pfade in Admont, Bruck an der Mur, Neuberg an der Mürz, Seckau, Stattegg, Unzmarkt-Frauenburg, Vorau
und Wildon wurden im Jahr 2012 eröffnet und schaffen als dauerhafte Institutionen Bewusstsein für das
literarische Gedächtnis der Steiermark.
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