Land Tirol und Uni Innsbruck betreiben Forschung, Lehre und Praxis auf dem Feld
Imst/Innsbruck (lk) - In Imst – unweit der Landwirtschaftlichen Lehranstalt (LLA) – haben das Land Tirol
und das Forschungszentrum für Berglandwirtschaft der Universität Innsbruck über drei Hektar landwirtschaftliche
Fläche gepachtet. Gemeinsam werden sie am Forschungsbauernhof Grundlagenforschung und angewandte Forschung
betreiben, aber auch praktische Ausbildung für LehrerInnen sowie Workshops anbieten.
„Das Land Tirol und die Universität Innsbruck kooperieren nicht nur im Hörsaal, sondern nunmehr auch
auf dem Feld“, freut sich LHStv Josef Geisler anlässlich der Eröffnung des Forschungsbauernhofes Imst.
Auch Studiendekan Univ.-Prof. Paul Illmer von der Fakultät für Biologie an der Uni Innsbruck begrüßt
die Zusammenarbeit: „Mit dem Tourismusstudium in Landeck und dem Mechatronikschwerpunkt in Lienz geht die Universität
Innsbruck heute verstärkt in die Regionen hinaus. Die Kooperation beim Forschungsbauernhof Imst ist ein weiterer
Baustein in dieser Entwicklung und unterstreicht die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Land Tirol.“
Für die Berglandwirtschaft sieht LHStv Geisler in der Kooperation große Chancen: „Forschung und Innovation
werden für die Tiroler Landwirtschaft immer wichtiger. Mit dem Forschungsbauernhof Imst haben wir die Möglichkeit,
wissenschaftliche Erkenntnisse in der Praxis zu erproben und umzusetzen.“ Als Beispiel nennt Geisler alte Landsorten:
Durch die Erforschung und allenfalls Verbesserung ihrer Eigenschaften könnten sich neue Einsatzmöglichkeiten
und Produkte nach dem Vorbild der Fisser Gerste, die nunmehr auch als Braugerste zum Einsatz kommt, entwickeln.
Für alle Felder forschen
Verpächterin des 3,5 Hektar großen Areals und gleichzeitig Ideengeberin für den Forschungsbauernhof
ist die ehemalige Leiterin des Ländlichen Fortbildungsinstituts, Maria Hauser. Sie wollte dem Hof ihrer verstorbenen
Eltern, die Zeit ihres Lebens für Innovation und Zukunftsorientierung sowie für einen sorgsamen Umgang
mit Grund und Boden standen, einen Mehrwert geben. „Für mich wurde mit dem Forschungsbauernhof aus einer Vision
Wirklichkeit. Mit der neuen Widmung des Hofes verbinden sich für mich Systeme der Tradition und Innovation,
von Regionalität und Nachhaltigkeit, Biodiversität und Kultur.“
„Der Forschungsbauernhof Imst erlaubt es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Innsbruck
erstmals längerfristige Experimente in einer landwirtschaftlich genutzten Fläche durchzuführen,
womit neue Versuchsansätze realisiert werden können. Zudem ergeben sich durch die enge Kooperation mit
dem landwirtschaftlichen Versuchswesen des Landes Tirol neue Forschungsansätze, insbesondere in der wissenschaftlichen
Bewertung alter Landsorten“, sieht Michael Traugott vom Institut für Ökologie neue Chancen. In Imst werden
künftig auch praktische Teile der LehrerInnenaus- und -fortbildung für Fächer wie Biologie oder
Geografie stattfinden. Der pflanzenbauliche Teil wird am Forschungsbauernhof vermittelt, die Tierhaltung wird für
die angehenden LehrerInnen am Landwirtschaftsbetrieb der LLA Imst begreifbar.
Fruchtbringende Kooperation
Von einer „Win-Win-Situation“ für alle Beteiligten spricht Christian Partl, Leiter des Fachbereichs landwirtschaftliches
Versuchswesen im Land Tirol: Das Land könne nunmehr auf rund zwei Hektar die Vermehrung der stark nachgefragten
alten Landsorten wie etwa der Fisser Gerste vornehmen. Für viele Forschungsprojekte – beispielsweise im Bereich
des Klimawandels - könne das Land Grundlagen liefern. „Wir haben umfangreiches Datenmaterial über Qualität
und Erträge verschiedener alter Landsorten. Darauf aufbauend können wir beispielsweise wissenschaftlich
begleitete Versuche über die Auswirkungen von Trockenheit und Klimawandel auf Feldfrüchte starten.“ Synergien
zwischen Uni, Land und LLA Imst gibt es etwa in der Bodenbearbeitung bei der Nutzung von Maschinen und Geräten.
Die Zusammenarbeit zwischen Land Tirol und Uni Innsbruck am Forschungsbauernhof Imst erfolgt über dreijährige
Forschungsprojekte. Eine bereits sehr konkrete Projektidee bezieht sich auf die Effekte von Klimaextremen und die
Erforschung der Widerstandsfähigkeit von Getreidesorten hinsichtlich Sommerdürre und Extremniederschlag.
Angedacht sind aber auch Projekte im Bereich Biolandbau und Schädlingsbekämpfung. Die Kooperationsvereinbarung
zwischen Land Tirol und Universität Innsbruck wurde vorerst auf zehn Jahre abgeschlossen.
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