"Literaturpreis der Österreichischen Industrie – Anton Wildgans“ vergeben – Kapsch:
Wildganspreis verbindet Tradition und Innovation – Bekenntnis zur Literatur und zu ihrem Vermögen, neue und
andere Zugänge zu eröffnen
Wien (iv-) - „Tradition und Innovation sind Begriffe, welche gerade für die Industrie keinen Widerspruch,
sondern eine untrennbare Verbindung darstellen. Gerade der Wildgans-Preis steht symbolhaft für diese Verbindung,
für das klare Bekenntnis zur Literatur und zu ihrem Vermögen, uns immer wieder neue, andere Zugänge
zu eröffnen. Gerade uns als Industrie ist letzteres sehr wichtig, denn wir setzen uns bekanntlich in vielen
Bereichen in Österreich für neue Zugänge ein. Wenn wir Gutes erhalten und Richtiges ermöglichen
wollen, braucht es neue Wege – und den Mut, sie zu gehen, auch wenn sie unbequem und steinig sind“, erklärte
der Präsident der Industriellenvereinigung (IV), Mag. Georg Kapsch, am Abend des 24.05. anlässlich der
Verleihung an Erich Hackl im Wiener Haus der Industrie. „Erich Hackl gilt zu Recht als großer literarischer
Chronist, als jemand der Verachtete, Verstoßene und Verfolgte in den Mittelpunkt stellt – er macht sie sichtbar
und bewahrt sie vor Vergessen. Er macht vermeintlich Unbequemes sichtbar. Dieser Zugang verliert – leider – nicht
an Aktualität, im Gegenteil. Daher ist er umso wichtiger“, gab Kapsch zu bedenken.
Laudatorin Gruber: Erich Hackl findet Geschichten oder sie finden ihn
„Erich Hackls Literatur ist politisch, aus einer politischen Haltung heraus, ‚sich in die eigenen Angelegenheiten
einzumischen‘, um einen Ausspruch von Max Frisch zu variieren – und die eigenen Angelegenheiten betreffen durchaus
die Geschichte. Aber Erich Hackl erfindet keine Geschichten, er findet sie oder sie finden ihn. Was er schafft,
ist eine neue Erzählung – wir bräuchten sie mehr denn je, eine neue Erzählung von uns und über
uns“, stellte die Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Literatur, Prof. Marianne Gruber,
in ihrer Laudatio fest, bevor Erich Hackl seine Auszeichnung aus den Händen von Georg Kapsch entgegennahm.
„Trotz der ehrenden Worte, für die ich Marianne Gruber herzlich danke, sei der Ordnung halber darauf hingewiesen,
dass die Auszeichnung diesmal einen trifft, der ihr nicht wirklich gerecht wird. Der Wildgans-Preis soll nämlich,
wie es in der Beschreibung heißt, an eine Schriftstellerin, einen Schriftsteller der jüngeren oder mittleren
Generation fallen, deren oder dessen Schaffen die abschließende Krönung noch erwarten lasse. Und ich
gehöre mit meinen fast 62 Jahren schon zu den Alten, zweifle außerdem daran, das, was ich bisher geschrieben
und veröffentlicht habe, übertreffen zu können, und bringe nicht einmal den Ehrgeiz auf, es übertreffen
zu wollen. Es wäre ein seltsames Bestreben, das zwischen den Menschen etablierte Konkurrenzgesetz nach dem
Motto ‚Wer leistet mehr: ich oder ich’ an mir selbst zu exekutieren. Friedrich Wildgans ist mit 52 Jahren gestorben,
sein Vater Anton Wildgans mit 51. Viel zu früh, nicht nur nach heutigen Begriffen, und wir wissen nicht, ob
der Tod die Krönung ihres Schaffens verhindert hat. Ich habe sie gleichsam überlebt und streife, dankend,
einen Preis ein, für den ich eigentlich nicht bestimmt bin“, so der Preisträger.
Wildgans-Preis seit 1962 durch unabhängige Jury vergeben
Die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung wird bereits seit 1962 von einer unabhängigen Jury vergeben.
Die Begründung der Jury – bestehend aus Prof. Marianne Gruber (Präsidentin der Österreichischen
Gesellschaft für Literatur), Univ.-Prof. Dr. Johann Holzner (vorm. Leiter des Brenner-Archivs an der Universität
Innsbruck) und Barbara Neuwirth (Schriftstellerin) – für die Auswahl des Schriftstellers:
„Erich Hackl verbindet in unnachahmlicher Weise wohl recherchierte Fakten mit der Klarheit dichterischer Sprache,
als Anwalt der Erinnerung, mit der Kraft der Empörung gegen Unrecht, um Menschenschicksalen eine Stimme zu
geben, die nicht vergessen werden dürfen.“ Der Anton-Wildgans-Preis geht jährlich an eine österreichische
Schriftstellerin oder einen österreichischen Schriftsteller der jüngeren oder mittleren Generation, deren
bzw. dessen „Schaffen die abschließende Krönung noch erwarten lässt“ und gehört zu den renommiertesten
österreichischen Literaturpreisen. Unter den Preisträgerinnen und Preisträgern befinden sich eine
Reihe von prominenten Autorinnen und Autoren der Zweiten Republik wie Ingeborg Bachmann, Thomas Bernhard, Michael
Köhlmeier, Arno Geiger, Barbara Neuwirth, Sabine Gruber, Olga Flor und Norbert Gstrein.
Zur Person
Erich Hackl, geboren 1954 in Steyr, Oberösterreich, besuchte dort das Gymnasium und studierte anschließend
Germanistik und Hispanistik an den Universitäten in Salzburg, Salamanca und Málaga. Ab 1977 war er
Lektor für deutsche Sprache und österreichische Literatur an der Universität Complutense Madrid.
Von 1979 bis 1983 unterrichtete er als Lehrer für Deutsch und Spanisch in Wien, von 1981 bis 1990 am Institut
für Romanistik der Universität Wien. Seit 1983 ist er freier Schriftsteller. Zahlreiche Reisen haben
ihn in verschiedene Länder Lateinamerikas geführt. Erich Hackl ist zudem Mitglied der Deutschen Akademie
für Sprache und Dichtung in Darmstadt sowie Träger zahlreicher Auszeichnungen und Ehrungen wie u.a. des
Großen Kulturpreises des Landes Oberösterreich (Adalbert-Stifter-Preis) und des Literaturpreises der
Stadt Wien. Das bisherige Schaffen des Autors umfasst eine Vielzahl bekannter Werke wie „Abschied von Sidonie“
(1989) oder „Die Hochzeit von Auschwitz. Eine Begebenheit.“
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