LH Kaiser referierte als Vorsitzender des Entwicklungspolitischen Beirates – Auch LT-Präsident
Rohr betonte Bedeutung von Entwicklungszusammenarbeit
Klagenfurt (lpd) - Zum Thema „Herausforderungen der Entwicklungszusammenarbeit im Kontext des globalen Umbruchs“
fand am 24.05. eine Enquete des Kärntner Landtages im Landesarchiv in Klagenfurt statt. Gefordert wurde sie
vom Entwicklungspolitischen Beirat des Landes Kärnten. Diesem geht es neben der Förderung von Projekten
mit Kärntenbezug vor allem um die entsprechende Bewusstseinsbildung.
Landeshauptmann Peter Kaiser hielt sein Eingangsreferat auch als Vorsitzender des Entwicklungspolitischen Beirates.
Er erinnerte daran, dass der Beirat vor 25 Jahren im Landtag beschlossen – Kaiser war damals Landtagsabgeordneter
– und 1993 unter dem bei der Enquete ebenfalls anwesenden Referenten Peter Ambrozy umgesetzt worden sei. „Und die
Ursprungsintention ist heute noch umfassend gültig“, betonte Kaiser. Damals habe man formuliert, dass man
lebenswürdige Umstände schaffen wolle, wo Menschen unter Klimawandel, Nord-Südgefälle, Bürgerkriegen
und Auseinandersetzungen zu leiden haben. Der Landeshauptmann strich hervor, dass viele dieser Situationen aus
Ausbeutung, Kolonialpolitik, Imperialismus und manchen ideologischen Ismen resultieren würden. Dies werde
noch immer viel zu wenig beleuchtet.
Kaiser erläuterte weiters, dass der Kärntner Ansatz der Entwicklungszusammenarbeit auf Hilfe zur Selbsthilfe
aufbaue. Immer wieder sei gemeint worden „wozu brauchen wir das“ oder „wir haben doch selber arme Leute“. Angesichts
der Flüchtlingsproblematik eröffne sich, wie schnell man durch globale Ereignisse selbst in Betroffenheit
geraten kann, meinte der Landeshauptmann.
Verteilungsgerechtigkeit war ein Begriff den Kaiser noch aufs Tapet brachte. Er führte vor Augen, dass die
62 reichsten Personen gleich viel Vermögen haben wie die ärmere Hälfte der Welt, also rund 3,7 Milliarden
Menschen. In Österreich hätten fünf Prozent gleich viel wie die anderen 95. „Es gilt, viel zu verändern
und zu tun, mit Beharrlichkeit und Engagement“, so Kaiser. Kärnten wolle jedenfalls auch in Zeiten einer angespannten
finanziellen Situation an der Entwicklungszusammenarbeit festhalten. „Es ist nicht immer das Geld. Es sind auch
das Wollen, die Tat, ein geändertes Bewusstsein“, sagte er.
Landtagspräsident Reinhart Rohr dankte dem Entwicklungspolitischen Beirat und allen in der Entwicklungszusammenarbeit
Tätigen. Auch er verwies auf die Herausforderungen durch die Flüchtlingsproblematik. Entwicklungspolitik
sei für ihn ein klares Bekenntnis, dort zu helfen, wo Menschen durch Ausbeutung, Klimawandel, Kriege um ihre
Chancen und Perspektiven gebracht wurden. Dort gelte es, wirtschaftliche, soziale und umweltbezogene Rahmenbedingungen
zu verbessern. Der Landtagspräsident meinte ebenso wie Kaiser, dass Entwicklungszusammenarbeit auch in der
aktuellen finanziellen Situation unbedingt erfolgen müsse. So könnten möglicherweise Herausforderungen
im eigenen Land gelöst sein, bevor sie relevant würden, bevor Sorgen bei der eigenen Bevölkerung
ausgelöst würden.
Bei der Landtagsenquete referierten Werner Wintersteiner von der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt zum Thema
„Niemand ist eine Insel – Warum wir Entwicklungspolitik kosmopolitisch denken müssen“ und Marion Fercher von
der Caritas Kärnten über „Persönliche Erfahrungen und Rückschlüsse aus Auslandseinsätzen
mit der Wirtschaftskammer, HORIZONT3000, Oikocredit, Don Bosco und der Caritas“. Heinz Hödl als Geschäftsführer
der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission
sprach über „Trends und Herausforderungen der EZA. Fluchtursachen, Nord-Südproblematik und Ungleichheiten“.
Präsentationen von Projekten in u.a. Äthiopien und Südafrika erfolgten durch Jürgen P. Wirnsberger
vom Studiengang Architektur der Fachhochschule Kärnten sowie von Erfried Malle vom Verein SONNE International.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Friedbert Ottacher von Ottacher Development Consulting, einem Praktiker der
Entwicklungszusammenarbeit, Lehrenden, Autor und Publizisten.
Bei der Enquete konnte der Landtagspräsident u.a. Landesrat Rolf Holub, Superintendent Manfred Sauer, die
Landtagspräsidenten Rudolf Schober und Josef Lobnig, die Klubobleute Barbara Lesjak und Herwig Seiser, Gemeindebundpräsident
Peter Stauber, Martina Rattinger vom Kärntner Verbindungsbüro in Brüssel sowie Vertreterinnen und
Vertreter verschiedener Ämter, Behörden und Institutionen begrüßen.
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