Erstes Programm von Marie Rötzer
St. Pölten (nlk) - Unter das Motto „Die Welt ist groß“ stellt Marie Rötzer, die neue künstlerische
Leiterin des Landestheaters Niederösterreich in St. Pölten, ihre erste Spielzeit, deren Programm sie
am 23.05. in St. Pölten präsentierte. Die Welt in all ihrer Vielfalt und mit all ihren Möglichkeiten
wollte sie dabei als gegen die allgemeine Prägung durch Ängste und Verunsicherungen gerichtet verstanden
wissen.
„Das Theater ist ein großer Spielraum, in dem vieles möglich ist und vieles möglich sein muss.
Das Theater in einer Balance zwischen Unterhaltung und Aufklärung soll die Herzen öffnen und das Denken
verändern. Das Landestheater im speziellen soll ein Mutmacher und eine Ideenmaschine für die Zukunft
sein, gesellschaftspolitische Verantwortung übernehmen und sich als Spiel- und Denkraum ohne Grenzen präsentieren“,
betonte Rötzer.
Erste Premiere 2016/2017 ist „Die Welt ist groß und Rettung lauert überall“ am 16. September nach dem
teilweise autobiographischen Roman von Ilija Trojanow. Am nächsten Tag, 17. September, geht das große
Eröffnungsfest inklusive der Konzertperformance „Jedermann reloaded“ mit Philipp Hochmair & Die Elektrohand
Gottes über die Bühne. Franz Grillparzers „Das goldene Vlies“ (Premiere am 1. Oktober) wird von der jungen
katalanischen Regisseurin Alia Luque in Szene gesetzt, Alan Ayckbourns Ensemblekomödie „Schöne Bescherungen
(Premiere am 1. Dezember) von Sarantos Zervoulakos.
Im Jahr 2017 folgen die Uraufführungen „Roppongi“ nach dem Roman von Josef Winkler (ab 20. Jänner), „Utopia“
nach dem gleichnamigen, 500 Jahre alten Roman von Thomas Morus (ab 4. März), „Die Eroberung des Goldenen Apfels“,
eine Theatercollage von Hakan Savas Mican von den Türkenbelagerungen bis in die Gegenwart (ab 5. Mai), und
die Bürgertheater-Produktion „Wo bist du hin entwichen?“ nach Texten von Alfred Komarek (ab 12. Mai), die
österreichische Erstaufführung „Schere Faust Papier“ von Michel Decar, ein Panoptikum menschlicher Verwerfungen
von den Neandertaler bis heute (ab 28. April), sowie William Shakespeares Komödie „Wie es euch gefällt“
(ab 18. März).
Das Theater für Kinder und Jugendliche, das der neuen künstlerischen Leiterin ein großes Anliegen
ist, ist u. a. mit Michael Endes „Das Traumfresserchen“ für Kinder ab vier Jahren (ab 17. September), dem
Klassenzimmertheater „Die Verwandlung“ von Franz Kafka (ab 4. November), dem Familienstück „Mio, mein Mio“
von Astrid Lindgren (ab 11. November) und „Der Junge mit dem Koffer“ von Mike Kenny vertreten. Letztgenanntes Stück,
die erste Kooperation des Landestheaters mit der Bühne im Hof, wendet sich an die Altersgruppe zwischen 12
und 16 Jahren und feiert am 25. Jänner Premiere.
Der Schwerpunkt Literatur wird neben dem alljährlichen „Blätterwirbel“ (heuer ab 6. Oktober mit Najem
Wali, Eva Menasse, Valerie Fritsch etc.) u. a. auch Lesungen von Claus Peymann (aus Thomas Bernhards „Holzfällen“
am 5. November) und Bibiana Beglau (aus „Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes“ von Clemens J. Setz am
21. Februar) umfassen.
Gastspiele wird es u. a. von drei der wichtigsten deutschsprachigen Bühnen geben: dem Deutschen Theater Berlin
(„müchhausen“ von Armin Petras in einer Inszenierung von Jan Bosse am 13. Oktober), dem Schauspielhaus Zürich
(Gotthold Ephraim Lessings „Nathan der Weise“ in einer Inszenierung von Daniela Löffler ab 17. Februar) sowie
dem Thalia Theater Hamburg (Samuel Becketts „Warten auf Godot“ in einer Inszenierung von Stefan Pucher ab 8. Juni
2017). Geplant sind überdies ein Stückefestival inklusive Aufführung des Siegerstücks im Folgejahr,
eine Talk-Schiene namens „Hier wird Ihre Sache verhandelt“ mit Philosophen, Journalisten etc. und „Außer
der Reihe“, Unplugged-Auftritte von Schauspielern außerhalb des Theaters.
Als Gäste im neu zusammengesetzten Ensemble werden 2016/2017 u. a. Klemens Lendl und David Müller (Die
Strottern), Johannes Silberschneider (in „Die Welt ist groß“) und Toni Slama (in „Wie es euch gefällt“)
zu sehen sein.
Die abgelaufene Saison 2015/2016, die letzte von Bettina Hering vor ihrem Wechsel zu den Salzburger Festspielen,
hat insgesamt 201 Vorstellungen mit rund 40.000 Besuchern und damit eine Auslastung von über 90 Prozent gebracht.
Mit 2.763 Abonnenten konnte zudem ein Allzeit-Rekord seit Bestehen des Landestheaters aufgestellt werden.
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