Wien (foggensteiner) - Der Wiener Architekt Johannes Baar-Baarenfels setzt im Zentrum der bulgarischen Hauptstadt
Sofia ein Zeichen des Aufbruchs: Mit drei filigranen Glaskuppeln transformiert er das ehemals einschüchternde,
stalinistische Ensemble zu einem Ort der Geschichte und schafft damit ein neues öffentliches Bewusstsein.
Baar-Baarenfels hat auf dem Nezavisimost, dem wahrscheinlich wichtigsten Platz im historischen Zentrum der bulgarischen
Hauptstadt Sofia, ein neues Wahrzeichen errichtet. Er hat in Kooperation mit seinem bulgarischen Kollegen, dem
Architekten Hristo Guentchev, drei filigrane Glasgitterschalen zur Überdachung einer 2500 Jahre alten Ausgrabungsstätte
geplant und umgesetzt. Die archäologischen Fundstätten stammen aus Zeiten der römischen Kaiser Galerius
und Konstantin des Großen und zählen zu den ältesten und größten in Osteuropa.
Baar-Baarenfels: „Die drei Kuppeln werden von zwei Brücken getrennt. Sie erlauben ein Umschreiten der Ausgrabungsstätte
und geben Einblick auf die darunterliegenden archäologischen Schätze. Gleichzeitig bieten die Glaskuppeln
von innen einen Blick auf die stalinistische Architektur des Stadtzentrums Sofias und spiegeln diese durch ihre
gläserne Oberfläche wider.“
Neuinterpretation der Kuppel
Die drei Gitterschalen, filigrane Membranstrukturen aus Stahl und Glas, deren spannungsgeladene Form mittels
ein- und zweifach gebogener Glaspanelen realisiert wurde, überspannen eine Fläche von rund 16 mal 16
Meter. Die bewußt niedrig gehaltene Stichhöhe von 2,10 Metern, um den Platz nicht in zwei Straßenräume
zu zergliedern, war eine statische Herausforderung.
Aufbruchssymbol für Sofia
Die drei flachen Schalentragwerke fügen sich einerseits in ihre Umgebung ein, andererseits transformieren
sie diese und stellen einen Gegenpol zur monumentalen, sowjetischen Platzarchitektur dar. „Die Relevanz des neuerrichteten
Werks geht über die bloße architektonische Bedeutung hinaus“, sagt der Wiener Architekt: „Es liegt direkt
vor dem bulgarischen Parlament, dem Ministerrat und der Präsidentschaftskanzlei und kann ein Zeichen des Aufbruchs
für die Stadt sein, da die bis dato verborgene Geschichte, welche in die Antike reicht, durch eine in die
Zukunft weisende Architektur vergegenwärtigt wird“
Das Projekt des österreichisch-bulgarischen Architektenteams wurde von nationalen Unternehmen umgesetzt –
und zwar höchst effizient. Planung, Baugenehmigung und Bau dauerten rund zwölf Monate. Durch die avantgardistische
Architektur mitten im Zentrum von Sofia erhofft sich Baar-Baarenfels, ein „neues Bewusstsein für den öffentlichen
Raum und das kulturelle Erbe geschaffen zu haben“.
Über Johannes Baar-Baarenfels
Johannes Baar-Baarenfels arbeitet als Architekt in Wien. Er wurde 2013 beim World Architecture Festival in
Singapur mit dem Palais Rasumofsky in der Kategorie „Neu und Alt“ ausgezeichnet. Bereits 2010 war Baar-Baarenfels
bei dem World Architecture Festival in Barcelona nominiert: Damals für den Sportalm-Flagship-Store in der
Wiener Brandstätte und in der Kategorie „Shopping“. Er unterrichtete an Universitäten in Österreich
und Indien und hielt in einigen Ländern Europas und Asien Vorträge.
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