Gabriele Rutzen Presse und Kommunikation
Köln (idw) - Neurowissenschaftler/innen der Universitäten Köln und Montreal haben neuronale
Mechanismen entdeckt, die die Beendigung von Bewegungsabläufen kontrollieren. In einer Studie, die in der
Fachzeitschrift Cell Reports veröffentlicht wurde, identifizierten sie „Stop-Zellen” im Hirnstamm und charakterisierten
deren zellulären Eigenschaften und spezifischen Aktivitätsmuster. Die Studie ist ein Ergebnis einer langjährigen
internationalen Kollaboration zwischen den Arbeitsgruppen von Prof. Ansgar Büschges (Köln) und Prof.
Réjean Dubuc (Montreal), die sich beide mit der neuronalen Bewegungskontrolle befassen.
Neurowissenschaftler/innen finden heraus, wie Wirbeltiere Bewegungsabläufe beenden
Bei allen Wirbeltieren – einschließlich des Menschen – kontrollieren Neurone im Mittelhirn die Bewegungen
des Körpers, insbesondere solche für Fortbewegung. Die Kommandos werden in dieser Hirnregion gebildet
und direkt an den Hirnstamm weitergeleitet. Von dort aus gelangen sie in das Rückenmark zu den lokalen Netzwerken,
die die Aktivität der Körpermuskulatur kontrollieren. Während die Mechanismen der Initiierung und
Aufrechterhaltung von Bewegungen seit langem bekannt sind, gab es bezüglich der Beendigung von Bewegungen
bislang nur die Annahme, dass dies das Resultat der Terminierung der Aktivität von Hirnstammneuronen ist.
Erst kürzlich wurde bekannt, dass auch hierfür spezifische neuronale Mechanismen existieren. Forscher/innen
des Karolinska Intistitutet in Stockholm haben eine Zellpopulation im Hirnstamm von Mäusen entdeckt, die das
Ende von Laufsequenzen auslöst. Die individuelle Aktivität solcher Neurone konnte bisher jedoch nicht
beschrieben und analysiert werden.
In ihrer Studie konnten Dr. Laurent Juvin und Swantje Grätsch in Zusammenarbeit mit Prof. Réjean Dubuc,
Prof. Ansgar Büschges und weiteren Kolleg/inn/en jetzt anhand des Neunauges ähnliche Hirnstammneurone
(„Stop-Zellen“) charakterisieren. Sie nutzten hierfür bildgebende, elektrophysiologische, und kinematische
Methoden, um die zelluläre Aktivität von „Stop-Zellen“ zu messen und anschließend mit Körperbewegungen
zu vergleichen. Es konnte gezeigt werden, dass „Stop-Zellen“ kurz vor dem Ende der Bewegung sehr kurz und stark
aktiviert werden. Dieses Aktivitätsmuster war bisher für Hirnstammneurone unbekannt. Interessanterweise
führte die gezielte Aktivierung dieser Zellen zu einem schnellen Bewegungsende, während die experimentelle
Inaktivierung diesen Prozess erheblich beeinträchtigt.
Diese Forschungsergebnisse bringen neue Einblicke in die neuronale Kontrolle vom Bewegungsende bei Wirbeltieren:
„Stop-Zellen“ sind Hirnstammneurone, die als Kommandoneurone auf neuronale Netzwerke im Rückenmark wirken
und dadurch Körperbewegung schnell beenden.
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