„A Photographic Journey“ und neuer Wien Zyklus wird präsentiert
Wien (rk) - Mit einer retrospektivisch angelegten Ausstellung des renommierten Fotografen Martin Parr präsentiert
das Kunst Haus Wien, ein Unternehmen der Wien Holding, von 3. Juni bis 2. November 2016 einen der begehrtesten
Protagonisten der internationalen Fotografie-Szene. Die dreizehn Werkkomplexe umfassende Personale steht im Zeichen
des Farbfotografischen Oeuvres Parrs seit den 1980er Jahren, mit einem Rückgriff auf sein Frühwerk in
Schwarzweiß. Ein Highlight der vom Kunst Haus Wien kuratierten Ausstellung ist die eigens dafür beauftragte
Serie „Cakes & Balls“, mit der Parr für ihn typische Situationen und Begebenheiten in der klischeehafteten
Donaumetropole aufspürte und festhielt. Ein gleichnamiges Fotobuch ist ebenfalls zu diesem Anlass erschienen.
Die erste umfassende Retrospektive des britischen Fotografie-Stars in Österreich wird am Abend des 02.06.
um Anwesenheit des Künstlers eröffnet.
"Es freut mich, unserem Publikum das umwerfende Werk von Martin Parr, Großbritanniens berühmtesten
Fotografen, vorstellen zu dürfen. Besonders begeistert bin ich von der neuen Wienserie ‚Cakes & Balls‘,
mit der Parr uns Bilder von Wien fast beiläufig, ungeschönt, überzeichnet, die uns aber immer wieder
zum Schmunzeln bringen, zeigt", verrät Bettina Leidl, Direktorin des Kunst Haus Wien.
Legendäre Serien wie „Last Resort“ (1985), „Bored Couples“ (1990–1993), „Common Sense“ (1995–1999) und „Luxury“
(2007–2011) zeugen von Martin Parrs konstanter fotografischer Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen
und ihren Eigenheiten. Parrs Bilder sind von einem speziellen Humor durchzogen und unfassbar direkt. Mit seinem
schonungslosen fotografischen Blick und seiner spezifischen, von starker Farbigkeit geprägten Ästhetik
entwickelte er, einhergehend mit der Prämisse, die Welt so zu zeigen, wie sie ist, einen unverwechselbaren
Stil.
„Wiener Seele“ zwischen Schnitzel, Kleingartenidylle und imperialem Glanz
Auf Einladung des Kunst Haus Wien war Martin Parr in den vergangenen Monaten zweimal in Wien, um die hiesigen
„Gepflogenheiten“ zu fotografieren. Unter dem Titel „Cakes and Balls“ (2015/16) versammelt Parr seine Bilder der
österreichischen Hauptstadt. Er besuchte dafür klassische und durchaus mit Klischees besetzte Wiener
Orte wie den Prater, das legendäre Strandbad Gänsehäufel, einen Heurigen, zahlreiche Kaffee- und
Gasthäuser, eine Kleingartensiedlung, sieben Wiener Bälle und die Produktionsstätte der Konditorei
Aida. Die Serie „Cakes and Balls“ wird im Rahmen der Ausstellung zum ersten Mal öffentlich zu sehen sein.
Parrs Bilder zeigen die Wirklichkeit: das Unspektakuläre, das Alltägliche, das Normale
Der 1952 in Großbritannien geborene Fotograf begann in den 1970er Jahren seine Arbeit hinter der Kamera.
Begünstigt vom wachsenden Interesse einer breiteren Öffentlichkeit für Fotografie, auch als Kunstform,
gelang Parr Mitte der 1980er Jahre mit einer Serie von britischen Strandurlaubsszenen (The Last Resort) der internationale
Durchbruch. Seine „schrecklich schönen Bilder“, oft mit Blitz und in satter Farbigkeit aufgenommen, wurden
vielfach kontroversiell diskutiert, haben aber unbestritten weltweit FotografInnen im Bereich sowohl der Dokumentar-
als auch der Modefotografie und der Street Photography beeinflusst.
„Es gibt viele KollegInnen, die es in den Krieg zieht. Ich habe nichts dagegen. Mich aber zieht es in den Supermarkt
um die Ecke, weil ich die Wirklichkeit dort zeigen möchte“, sagt Parr zu seinen Arbeiten.
Martin Parr richtet seine Kamera ganz bewusst auf das Unspektakuläre, das Alltägliche, das Normale, das,
was auf den ersten Blick als nicht bildwürdig erachtet wird. Mit seinem sezierenden Blick zeigt Parr ungeschönt,
meist wenig schmeichelhaft, die „Kultur der Konsumgesellschaft“. Er fotografiert Menschen bei ihrem Konsum-und
Freizeitverhalten: beim Einkaufen im Supermarkt, beim Tanzen in der Disko ebenso wie am noblen Ball, beim Sonnenbaden
am Strand, beim Schweigen im Restaurant, beim massentouristischen Sightseeing. Er hält Gesten und Blicke genauso
fest wie Fast Food in der Verpackung oder das Schnitzel, das schlapp über den Tellerrand hängt. Glitzernde
Fingernägel, buntes Plastikspielzeug, Kuriositäten und Nippes erregen Parrs Aufmerksamkeit. Diese Fotografien
berichten unmittelbar und schonungslos unverfälscht aus der Mitte der Gesellschaft; sie sind visuelle Zeugen
unserer Lebensweise, unserer Traditionen, Vorlieben und Neigungen und, wenngleich unterhaltsam, zeigen sie auch
die Verschwendung, die fehlende Nachhaltigkeit, die Unverhältnismäßigkeiten der sogenannten Ersten
Welt.
Die Ausstellung wurde von Verena Kaspar-Eisert kuratiert und entstand in Zusammenarbeit mit Martin Parr und Magnum
Photos. Die Kommission konnte durch die freundliche Unterstützung der Galerie OstLicht beauftragt werden.
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