Für die österreichischen Haus- und Wohnungssuchenden ist Renovierungsbedarf wichtiger
als die Helligkeit der Räume
Amstetten (remax) - Bei einem Umzug ist für Haus- und Wohnungssuchende in Österreich der allgemeine
Bauzustand der Immobilie der wichtigste Aspekt, gefolgt vom Lichteinfall. Das ergab eine europaweite Online-Studie
im Auftrag von RE/MAX Europe. In Zahlen: 58% der Österreicherinnen und Österreicher orientieren sich
ganz besonders stark am Renovierungsbedarf und 50% am Lichteinfall, bzw. der damit einhergehenden natürlichen
Helligkeit der Räume. „Die Lage folgt ex aequo auf Rang drei zusammen mit Luft und Heizung mit jeweils 47%“,
erklärt RE/MAX Austria Chef Bernhard Reikersdorfer, MBA, „danach kommt der Zustand von Bad und WC.“ Knapp
dahinter rangiert die Beschaffenheit von Mauer und Verputz und die allgemeine Sauberkeit.
Küche und Parkplatz wichtiger als Nachbarn
Der Zustand der Küche und die Parkplatzsituation sind für 36% der Österreicher, die ein neues
Heim suchen, besonders wichtig. Erst dahinter finden sich die Lärmbelastung und Schalldichtheit des Gebäudes
wie auch der Zustand der Fußböden. Die öffentliche Verkehrsanbindung beurteilen 30% für sehr
wichtig, die Lagermöglichkeiten rangieren dahinter. Jeder Fünfte erachtet die Ausrichtung des Gebäudes
als kaufentscheidend und schließt die möglichen zukünftigen Nachbarn und den Zustand des Eingangsbereichs
als wesentliche Faktoren in seine Entscheidung mit ein.
Länder-Unterschiede auch bei gleichsprachigen Nachbarn
Interessant sind auch die Abweichungen im europäischen Umfeld, merkt Mag. Sebastian Troll von RE/MAX Europe
an: „Selbst in den deutschsprachigen Ländern Deutschland und Schweiz ergeben sich zu Österreich markante
Unterschiede. Während in Deutschland und Österreich die Küche im Mittelfeld der Wichtigkeit aufscheint,
ist diese in der Schweiz das allerwichtigste Kriterium beim ersten Immobilien-Check. Dagegen ist der Allgemeinzustand
bei den Eidgenossen nur auf Rang 6, in Österreich und Deutschland aber das Top-Kriterium.“ Die Heizung, in
Österreich auf dem Ex-aequo-dritten-Platz, finden dagegen die Deutschen auf Rang 10 und die Schweizer auf
Rang 12 ziemlich unspektakulär.
Licht ist eindeutig ein Thema des Südens, Nachbarn dagegen nicht
In Spanien und in der Türkei, wo aufgrund der südlichen Lage ja genügend Licht vorhanden sein sollte,
ist der Lichteinfall das mit Abstand wichtigste Kriterium beim Aussuchen einer neuen Wohnstätte. Auch in Griechenland
und Italien liegt natürliches Licht auf Rang 4, in Portugal auf 5, in Finnland dagegen – auf Rang 9 – schon
im unteren Mittelfeld. Offensichtlich ist es bei einem halben Jahr Winterdämmerung und Polarnacht ziemlich
egal, wie viel Sonnenschein theoretisch durch die Fenster kommen könnte, wenn es ohnedies finster ist.
„Interessanterweise sind den Spaniern die Nachbarn viel wichtiger als den Türken, den Griechen und sogar den
Portugiesen. Am Leben draußen aufgrund des wärmeren Klimas kann es also nicht liegen“, findet Mag. Anton
Nenning, RE/MAX Austria Marketingchef, „denn dann dürften auch den Finnen die Nachbarn nicht wichtiger sein
als den Schweizern.“ Bei den Eidgenossen sind die Nachbarn nämlich das letzte – zumindest in der Kaufkriterien-Rangfolge.
Heizung und Geruchssituation
Unerwartete Präferenzen finden sich in Griechenland: Die Art der Heizung ist in allen Ländern im Mittelfeld
der Wichtigkeit: auf Rang 7 in Finnland und Italien, Rang 10 in Deutschland und Holland, Rang 12 in der Schweiz
und Rang 14 abwärts in allen südlichen Ländern. Nur in Österreich findet sich die Heizung weiter
vorne (auf Rang 4) und in Griechenland spektakulär auf Rang 1.
Die Erklärung für Österreich liegt wohl bei der unüblich breiten Auswahl an Heizungsarten von
Scheitholz, Pellets, Hackschnitzel über Gas, Öl bis zu Solarthermie-Sonnenkollektoren und Wärmepumpen
mit und ohne Photovoltaik und Industrie-Fernwärme.
In Griechenland, wo meist nur einzelne Räume mit Strom oder Öl beheizt werden, ist dagegen eine – wenn
möglich deutsche – Hausheizungsanlage ein Zeichen von Wohlstand, Fortschritt und Luxus.
Unsere tschechischen Nachbarn haben ein klares Nr. 1 Kriterium, eine Einstellung, die sie mit den Finnen teilen.
Die Geruchssituation ist für die Tschechen bei der ersten Beurteilung besonders wichtig – erst an die zweite
Stelle reihen sie den Gesamtzustand und Renovierungsaufwand.
Besonders wichtig ist alles, besonders im Süden
Wieder einmal hat eine Untersuchung ein Vorurteil bestätigt: Die Ruhe und Besonnenheit findet sich im
Norden Europas, Enthusiasmus und Euphorie im Süden: Während jeder einzelne Wohnraum-Aspekt im Schnitt
von 54% der Türken als ganz besonders wichtig angesehen wurde (Griechen 44%, Italiener 43%, Spanier 41%, Portugiesen
38%), votierten die Finnen und Niederländer viel zurückhaltender: 24% der Finnen fanden im Schnitt jeden
einzelnen Fragebogenaspekt für besonders wichtig, 28% der Holländer, 32% der Deutschen, 33% der Tschechen
und 34% der Schweizer. Ein klares Süd-Nord-Gefälle also. Und die Österreicher? Mit 37% wie so oft
in der Mitte Europas. (In der Grafik wurden die Mentalitätsunterschiede zum besseren Länder-Vergleich
auf das österreichische Niveau hoch- und heruntergerechnet.)
Erkenntnisse und Tipps für Verkäufer und Vermieter
Auch wenn Verkäufer oder Vermieter nicht alle wichtigen Entscheidungskriterien für Wohnraumsuchende einfach
erfüllen können, so nennt Bernhard Reikersdorfer dennoch einige Tipps für Immobilien-Verkäufer
und -Vermieter, die die Untersuchung exakt bestätigt hat:
- Geruchssituation durch kräftiges Lüften verbessern!
- Licht verbessern, also Rollläden und Vorhänge auf, Licht an!
- Badezimmer und WC perfekt reinigen, dazu am besten mit freundlich-frischen Handtüchern
dekorieren!
- Eingangsbereich und Stauraum: schon zur Besichtigung komplett ausräumen!
- Sauberkeit bringt`s, insbesondere eine perfekt geputzte Küche
- Genereller Zustand: Türschnallen, Lampen, kleine Lack- und Farbmängel
renovieren zahlt sich aus!
Zur Studie
Im Auftrag von RE/MAX Europe erhob marketagent.com im Rahmen einer Online-Umfrage unter 20 bis 59 Konsumenten deren
Wünsche und Meinungen bei Immobilienentscheidungen. Jeweils 500 Befragte wurden in Deutschland (DE), Griechenland
(GR), Italien (IT), Finnland (FI), Niederlande (NL), Portugal (PT), Österreich (AT), Schweiz (CH), Spanien
(ES), Türkei (TR) und Tschechien (CZ) mittels CAWI (Computer assisted web interview) befragt, Random-selektiert
mit Quotas.
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