…müssen dringend umgesetzt werden – Finanzierungsumfrage von WKÖ und aws: 4 von 10
Unternehmen haben Investitionen mangels Finanzierung nicht umsetzen können, Stimmung bessert sich aber leicht
Wien (pwk) - „Eine Verbesserung in der Stimmung ist da und das ist erfreulich. Aber es handelt sich um ein
zartes Lüfterl, keinen Frühlingssturm. Immerhin 4 von 10 Unternehmen haben im vergangenen Jahr geplante
Investitionen nicht durchführen können, weil es an der Finanzierung gemangelt hat. Damit ist Österreichs
Wirtschaft ein Investitionsvolumen von geschätzt bis zu 3 Milliarden Euro entgangen. Das bedeutet die Nicht-Schaffung
von rund 20.000 Jobs und für den Finanzminister allein bei der Mehrwertsteuer Minder-Einnahmen von rund 600
Millionen Euro“, stellte der Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Christoph Leitl,
am 31.05. in einer Pressekonferenz mit dem Geschäftsführer der Austria Wirtschaftsservice (aws), Bernhard
Sagmeister fest, bei der die gemeinsame Umfrage „Unternehmensfinanzierung“ vorgestellt wurde. Hauptgründe
für die Kürzung oder Ablehnung von Krediten sind demnach weiterhin der Mangel an ausreichenden Sicherheiten
sowie eine ungünstige Bonität. Anhaltend groß bleibe die Nachfrage nach alternativen Finanzierungsformen
– vor allem bei jungen Unternehmen oder Start-ups, von denen jeder Dritte diese Instrumente gerne nutzen würde.
„Unternehmen haben in Österreich Probleme bei der Finanzierung ihrer Investitionsvorhaben durch Bankkredite.
Liquidität ist zwar ausreichend vorhanden, aber die Besicherung für Kredite stellt eine Hürde da
– wir haben eine Sicherheitenklemme“, erläuterte aws-Geschäftsführer Bernhard Sagmeister. „Gerade
hier leisten aws-Garantien Abhilfe und ermöglichen die Mobilisierung von Finanzierungen. Als Förderbank
des Bundes kann die aws mit ihrem Instrumentenmix aus Garantien, Eigenkapital aber auch Fremdkapital und Zuschüssen
das Investitionsverhalten in Österreich wirksam stimulieren.“
Um das Potenzial eines zusätzlichen Investitionsvolumens von bis zu 3 Milliarden Euro zu heben und die Finanzierungsmöglichkeiten
der heimischen Betriebe zu stärken, sieht die WKÖ drei Maßnahmen als prioritär: Erstens, einen
Beteiligungsfreibetrag in Höhe von 100.000 Euro für private Investoren, die etwa in Start-ups investieren.
Dieser sollte über fünf Jahre gleichmäßig verteilt geltend gemacht werden können. Zweitens,
die Schaffung einer Mittelstandsfinanzierungsgesellschaft und drittens die Erweiterung der Garantievergabe durch
die öffentliche Hand. Leitl: „Bei der Regierungsklausur im März 2015 hat die Regierung bereits angekündigt,
das Instrument der KMU-Finanzierungsgesellschaft zu errichten. Die Ausweitung des Garantievolumens der aws von
200 auf 300 Millionen Euro wurde vor einem halben Jahr zugesagt. Und auch in puncto Beteiligungsfreibetrag sind
wir in guten Gesprächen. Jetzt geht es darum, bei diesen wichtigen Maßnahmen in die Umsetzung zu kommen.“
Die Forderungen der Wirtschaft passten auch gut zu dem vom neuen Bundeskanzler Christian Kern angekündigten
„New Deal“ und wären ein Beitrag, um Wachstum zu fördern und den weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit
dämpfen, so der WKÖ-Präsident. Und nicht zuletzt müssten die Banken auch in die Lage versetzt
werden, Kredite an Betriebe auch wirklich im benötigten Ausmaß vergeben zu können. Derzeit würden
die Geldinstitute unter Überregulierung und wettbewerbsverzerrenden Abgaben leiden.
Die von marketmind von Mitte Jänner bis Anfang März 2016 durchgeführte Umfrage mit Fokus auf KMU
zeigt, dass im vergangenen Jahr 12,2% der Unternehmen große Investitionen (= deutlich über der jährlichen
AfA) getätigt haben, was einer leichten Zunahme gegenüber 2014 entspricht (10,7%). Insgesamt blieb die
Zahl der realisierten Investitionen mit 35% aber auf dem Vorjahresniveau, wobei es sich primär um Erweiterungsinvestitionen
handelte. Nahezu zwei Drittel der Betriebe (65%) hat voriges Jahr keine oder nur geringfügige Investitionen
durchgeführt.
Für 2016 zeichnet sich eine zumindest mäßige Aufhellung ab: Deutlich mehr Betriebe – nämlich
29% - wollen mittlere Investitionen (d.h. in etwa in der Höhe der jährlichen AfA) tätigen, während
das Niveau der großen Investitionen (12,3%) voraussichtlich stabil bleibt. Am stärksten dürfte
die Investitionszunahme heuer bei Ein-Personen-Unternehmen (EPU) mit 29,4% ausfallen. Daher wäre gerade jetzt
der ideale Zeitpunkt für eine optimierte Steuerung bei Unternehmensfinanzierungen.
Mehr als 60% der befragten Betriebe finanzierten ihre Investitionen mit Eigenkapital und Innenfinanzierung, Finanzierungen
durch Banken haben gegenüber 2014 wieder zugenommen und liegen mit 26% auf dem Niveau der Vorjahre. Die Hauptgründe
für Ablehnungen und Kürzungen einer Bankfinanzierung waren wie in den vergangenen Jahren der Mangel an
gebotenen Sicherheiten sowie eine vermutete ungünstige Bonität. Großes Interesse, insbesondere
bei jüngeren Unternehmen und Start-ups, besteht an alternativen Finanzierungsformen. Knapp ein Viertel der
Betriebe würde diese Instrumente künftig nutzen, bei jungen Unternehmen liegt der Anteil sogar bei 32%.
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