Wien (rk) - In einem Mediengespräch präsentierten Städtebund-Präsident Bürgermeister
Michael Häupl und Generalsekretär Thomas Weninger gemeinsam mit Günter Ogris, Geschäftsführer
des SORA – Institute for Social Research, am 31.05. die aktuellen Ergebnisse des „Städtebarometers 2016“.
„Wir freuen uns über die hohe Zustimmung und Zufriedenheit der Menschen mit der Lebensqualität in Österreichs
Städten und Gemeinden. Der Städtebarometer belegt, dass trotz vieler Herausforderungen in den vergangenen
Monaten, die Bevölkerung zuversichtlich und mit der Grundversorgung an ihrem Wohnort sehr zufrieden ist“,
sagt Michael Häupl.
Der SORA-Städtebarometer wird seit 2009 jährlich vom Österreichischen Städtebund beauftragt
und gilt als Auftakt zum Österreichischen Städtetag, der heuer von 8. bis 10. Juni 2016 in Innsbruck
stattfindet.
Die Lebensqualität am Wohnort wird von der Bevölkerung wie auch in den letzten Jahren als sehr hoch eingeschätzt.
Fast neun von zehn Befragten (86 Prozent) geben an, dass ihre Wohngemeinde eine hohe Lebensqualität bietet.
Für zukünftige Entwicklungen ist die Mehrheit der Befragten (53 Prozent) der Ansicht, dass sich ihre
Wohngemeinde in die richtige Richtung entwickelt.
Hohe Zufriedenheit mit kommunalen Dienstleistungen
Wie auch im Vorjahr sind die Ergebnisse der Zufriedenheit sehr stabil - jeweils neun von zehn Befragten sind
mit der Trinkwasserversorgung (98 Prozent), der Müll- und der Abwasserentsorgung (93 Prozent) sehr zufrieden.
Mit den Gesundheitseinrichtungen sind die Befragten zu 91 Prozent sehr zufrieden und neun von zehn Befragte sind
mit dem Angebot der Nahversorgung im Wohngebiet ebenfalls sehr zufrieden. Ebenfalls hoch ist die Zufriedenheit
mit dem Stadtbild (88 Prozent) und der Infrastruktur im Bereich Verkehr, d.h. den Angeboten für FußgängerInnen,
dem Radwegenetz, dem öffentlichen Verkehr sowie Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung. Jeweils mehr als drei
Viertel der Befragten sind mit diesen Angeboten zufrieden.
Mit dem Angebot an speziellen Einrichtungen (Kinderbetreuungs-, Senioren- und Pflegeeinrichtungen, sowie soziale
Dienste und Beratungsstellen) sind ebenfalls drei Viertel der Befragten zufrieden. Für die überwiegende
Mehrheit ist es sehr wichtig, dass kommunale Dienstleistungen nicht an private Anbieter ausgelagert werden. Besonders
stark ist dieser Wunsch bei der Trinkwasserversorgung, bei der es für 97 Prozent wichtig ist, dass diese in
öffentlicher Hand bleibt – für 85 Prozent der Befragten ist das sogar „sehr“ wichtig.
Gute Schulversorgung
Rund 80 Prozent der Befragten sind mit dem Angebot an Pflichtschulen sowie höheren Schulen in ihrer Wohngemeinde
sehr oder ziemlich zufrieden. Am zufriedensten sind die Befragten mit dem Betreuungsangebot für Kinder zwischen
3 und 6 Jahren (67 Prozent) und der Nachmittagsbetreuung für Schulkinder (60 Prozent). Mit dem Betreuungsangebot
für unter Dreijährige sind 56 Prozent zufrieden. Zufriedenheit mit sozialen Aufstiegschancen Hohe Zufriedenheit
herrscht mit den Weiterbildungsmöglichkeiten in der Wohngemeinde (67 Prozent). Auch mit den sozialen Aufstiegschancen
ist die Mehrheit der Befragten (58 Prozent) zufrieden. Mit den Arbeitsplätzen im Allgemeinen und den Lehrstellen
und -werkstätten ist die Zufriedenheit mit knapp der Hälfte der Befragten geringer.
Aktuell ist mehr als die Hälfte (54 Prozent) mit dem Angebot an „Arbeitsplätzen mit guter Bezahlung“
unzufrieden, 17 Prozent sind damit sogar „gar nicht zufrieden“.
Im Zeitraum 2009 bis 2014 erlebte die Zufriedenheit im Bereich „Arbeit“ einen kontinuierlichen Aufschwung und stieg
um 13 bis 23 Prozentpunkte an.
Seit 2014 lässt sich hingegen ein deutlicher Rückgang erkennen: In Bezug auf Arbeitsplätze im Allgemeinen,
Arbeitsplätze mit guter Bezahlung, das Angebot an Lehrstellen sowie soziale Aufstiegschancen sank die Zufriedenheit
in den letzten zwei Jahren um rund 10 Prozentpunkte ab. Dabei sagen aktuell 62 Prozent der Befragten, dass sie
sich Sorgen machen, was sichere Arbeitsplätze für Sie selbst oder die junge Generation betrifft.
Schwerpunktthema 2016 „Aufnahme von Menschen auf der Flucht“
Das Flüchtlingsthema hat viele Menschen bewegt. Ein Großteil der Befragten hat sich in den vergangenen
Monaten mit dem Thema Flüchtlinge beschäftigt. Acht von zehn Befragten haben mit jemanden über die
aktuelle Flüchtlingssituation diskutiert. Sieben von zehn haben sich aktiv zu dem Thema informiert. Rund ein
Drittel hat für Flüchtlinge gespendet oder Kontakt zu Flüchtlingen gehabt. 14 Prozent geben an,
dass sie sich aktiv an der Flüchtlingshilfe beteiligt und freiwillige Arbeit geleistet haben.
Die Flüchtlingsdebatte 2015 und 2016 war von starken Emotionen geprägt. Zum Erhebungszeitpunkt im März
und April 2016 war rund ein Drittel der Befragten zuversichtlich hinsichtlich der Flüchtlingssituation in
und um Österreich und ebenso viele besorgt; ein Viertel war verärgert. Je lokaler die Fragestellung,
desto optimistischer: Hinsichtlich der Flüchtlingshilfe in Österreich und der Wohngemeinde ist etwa die
Hälfte zuversichtlich, die Anzahl der Besorgten und Verärgerten lag deutlich darunter. Dabei sind die
Befragten hinsichtlich der Integration in Bezug auf die eigene Wohngemeinde zuversichtlicher (52 Prozent) als für
Österreich insgesamt gesehen (41 Prozent). Sechs von zehn sehen gutes Zusammenleben 80 Prozent der Befragten
geben an, dass in ihrer Wohngemeinde im letzten Jahr Flüchtlinge aufgenommen wurden. Zehn Prozent verneinen
diese Frage und zehn Prozent geben keine Antwort. Von denjenigen, die eine Flüchtlingsaufnahme in ihrer Gemeinde
wahrgenommen haben, sagen rund sechs von zehn (59 Prozent), dass das Zusammenleben in ihrer Gemeinde gut funktioniere.
Drei von zehn sind hingegen nicht dieser Meinung.
Dabei beurteilen jene Personen die Flüchtlingsaufnahme positiver, die hinsichtlich sicherer Arbeitsplätze
und einem angemessenen Lebensstandard im Alter zuversichtlich sind.
Einstellungen überwiegend positiv
Etwa sieben von zehn Befragten fühlen sich dazu verpflichtet, Menschen auf der Flucht aufzunehmen und sie
so vor Krieg und Verfolgung zu schützen. Ebenso viele sind von dem Hass schockiert, den manche Menschen den
Flüchtlingen entgegenbringen. Die Verteilung der Flüchtlinge auf die österreichischen Gemeinden
entsprechend der Einwohnerzahl wird von einem Großteil der Befragten (sieben von zehn) befürwortet.
Weniger als die Hälfte der Befragten (vier von zehn) sprechen sich dafür aus, dass sich Österreich
zuerst um die Probleme im eigenen Land kümmern sollte. Der SORA- Städtebarometer ist eine repräsentative
Umfrage im Auftrag des Österreichischen Städtebundes und wurde im Frühjahr 2016 unter 1.054 Personen
österreichweit erhoben. Der Österreichische Städtetag ist die jährliche Generalversammlung
des Österreichischen Städtebundes und seiner rund 250 Mitgliedsstädte und Gemeinden.
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