Wien (wifo) - Die Wirtschaft entwickelte sich 2015 vor dem Hintergrund nur schwacher Auftriebskräfte in
allen Nachfragekomponenten regional recht gleichförmig. Wachstumsdifferentiale waren stärker durch die
geographische Lage als durch die jeweilige Wirtschaftsstruktur bestimmt, mit Vorteilen für die Bundesländer
im Westen. Die Beschäftigungsdynamik blieb in allen Regionen lebhaft, reichte aber nicht aus, um ein deutlich
wachsendes Arbeitskräfteangebot aufzunehmen. Die Arbeitslosigkeit stieg daher weiter, insbesondere in Ostösterreich
und in den Ballungsräumen.
Gemessen an der realen Bruttowertschöpfung (ohne Land- und Forstwirtschaft) expandierte die heimische Wirtschaft
im Jahr 2015 mit +0,9% etwas stärker als in den zwei Jahren zuvor. Die Dynamik verstärkte sich dabei
im Jahresverlauf etwas (1. Halbjahr +0,7%, 2. Halbjahr +1,0%), ohne in einen tragenden Aufschwung zu münden.
Aufgrund des nur schwachen Auftriebs aller Nachfragekomponenten ergaben sich kaum markante Entwicklungsunterschiede
nach Branchen. Das regionale Konjunkturmuster war damit stärker durch die geographische Lage als durch Unterschiede
in der Wirtschaftsstruktur geprägt.
Die WIFO-Schätzung zur Entwicklung der realen Bruttowertschöpfung in den Bundesländern zeigt für
2015 einen Vorsprung von Westösterreich (+1,2%) gegenüber Süd- und Ostösterreich (+0,7% bzw.
+0,6%). Dieses Wachstumsgefälle schwächte sich im Jahresverlauf nur wenig ab und galt auch für die
einzelnen Bundesländer fast durchgängig: Während die Wirtschaftsleistung in allen Regionen im Westen
mit Werten zwischen +1,1% und +1,6% teils deutlich überdurchschnittlich zunahm, entwickelte sie sich in den
anderen Regionen nur im Burgenland (+2,2%) günstiger. Dabei resultierten die Wachstumsunterschiede nach Großregionen
vorrangig aus regionalen Entwicklungsunterschieden innerhalb der Branchengruppen: So verzeichneten Sachgütererzeugung
und Bauwesen im Westen ebenso Wachstumsvorteile wie große Teile des Tertiärbereiches (vor allem Information
und Kommunikation, Wirtschaftsdienste, sonstige Dienstleistungen). Dieser Anstieg machte die regional gegenläufige
Tendenz in Energiegewinnung, Verkehr und Tourismus mehr als wett.
Wie in den zwei Jahren zuvor wuchs die Wirtschaft 2015 im Burgenland (als Ausnahme im Osten, +2,2%) und in Vorarlberg
(+1,6%) am stärksten. Gemeinsam waren beiden Regionen eine gute und sektoral breite Industriekonjunktur sowie
deutlich Impulse aus Handel und Wohnungswesen. Im Burgenland kamen eine kräftige Baunachfrage sowie (ähnlich
wie in der Steiermark) ein erheblicher Wachstumsbeitrag des öffentlichen Sektors hinzu.
Die übrigen Bundesländer im Westen übertrafen den Österreich-Durchschnitt ebenfalls merklich,
wobei der Wachstumsvorsprung von Salzburg (+1,5%) gegenüber Oberösterreich und Tirol (jeweils +1,1%)
auch auf einen Vorjahreseffekt zurückging. Auch hier entwickelten sich vor allem Industrie und Handel günstig,
positive Impulse aus der Bauwirtschaft (Tirol), dem Wohnungswesen (Salzburg, Oberösterreich) sowie dem Tourismus
(Salzburg, Tirol) kamen hinzu. Dagegen blieb die Entwicklung im übrigen Tertiärbereich unterschiedlich,
mit dämpfenden Einflüssen aus dem Verkehrsbereich.
Gespalten war die Konjunktur im Süden: Während die Wirtschaftsleistung in der Steiermark (+0,9%) entsprechend
dem Österreich-Durchschnitt wuchs, blieb sie in Kärnten wie im Vorjahr zurück (+0,3%), obwohl die
Kärntner Industrie ein gutes Ergebnis verzeichnete, während in der Steiermark vor allem die dominierende
Autoindustrie Einbußen erlitt. Für das Konjunkturbild bestimmend waren im Süden allerdings erhebliche
Entwicklungsunterschiede im Tertiärbereich, welcher nur in Kärnten insgesamt keinen Beitrag zur regionalen
Wertschöpfungsentwicklung leistete.
Im Osten blieb das Wachstum in Wien (+0,5%) und Niederösterreich (+0,6%) wie im Vorjahr unter dem Österreich-Durchschnitt;
es scheint hier der (vor allem in Wien) dynamischen demographischen Entwicklung weiter kaum angemessen. In Niederösterreich
trug der sekundäre Sektor - bei unauffälliger Entwicklung im Tertiärbereich - sogar leicht negativ
zur Wirtschaftsleistung bei, auch durch Sondereffekte in der Industrie bedingt. In Wien drückte dagegen die
schwache Konjunktur in den (hier wichtigen) wissensintensiven Dienstleistungsbereichen das Ergebnis, insgesamt
gingen von den Marktdiensten in Wien damit keine Wachstumsimpulse aus.
Die Entwicklung auf den regionalen Arbeitsmärkten war bei beträchtlichen Beschäftigungsgewinnen
zwischen +0,5% (Kärnten) und +1,7% (Vorarlberg) einmal mehr durch eine deutliche Zunahme des Arbeitskräfteangebotes
bestimmt (zwischen +0,9% in Kärnten und +3,0% in Wien). Die Arbeitslosenquote stieg damit in allen Bundesländern,
allerdings mit großen Unterschieden zwischen Westösterreich (Tirol und Vorarlberg jeweils +0,1 Prozentpunkte)
und der Ostregion (Wien +1,9 Prozentpunkte, Niederösterreich +0,6 Prozentpunkte).
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