Kärntens Wirtschaft will „New Deal“

 

erstellt am
01. 06. 16
11:00 MEZ

Eine Offensive für Wirtschaft und Arbeitsmarkt schlägt WK-Präsident Jürgen Mandl vor.
Klagenfurt (wkk) - Für eine Wirtschafts- und Arbeitsmarktoffensive im Sinne des von Bundeskanzler Christian Kern vorgeschlagenen „New Deal“ sprach sich Kärntens Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl am 31.05. in einer Pressekonferenz anlässlich der Frühjahrssession des Kärntner Wirtschaftsparlaments aus. Innerhalb weniger Tage habe Österreich einen neuen Bundeskanzler und einen neuen Bundespräsidenten bekommen, und über Kärnten leuchte ein Hoffnungsschimmer, dass die Hypo-Heta-Katastrophe nun doch bald zu einem Ende kommen könnte. Mandl: „Auch in Kärnten müssen die Karten neu gemischt werden. Der New Deal, mit dem der amerikanische Präsident Roosevelt in den 30er Jahren die Weltwirtschaftskrise bekämpfte, bestand aus drei Teilen, die heute in Kärnten so aktuell sind wie damals in den USA: relief, recovery und reform.“

Kärnten brauche Erleichterung bei den bürokratischen Hemmnissen, um die unternehmerische Freiheit wieder zurückgewinnen und nutzen zu können zum Wohl der Betriebe, ihrer Mitarbeiter und der ganzen Gesellschaft. Das Land brauche Erholung, also Maßnahmen, mit denen die derzeit sehr flaue Wirtschaftslage wieder belebt und angekurbelt werden könne. Und man brauche Reformen vor allem in der öffentlichen Verwaltung: „Damit endlich wieder etwas weitergeht in Kärnten.“

Vereinfachen & verkürzen
Dazu sei vor allem eine Wirtschaftsoffensive in Kärnten mit Investitionsimpulsen auf allen Ebenen nötig. Mandl: „Was können wir hier selbst auf Landesebene tun? Wir müssen endlich zu einem unternehmerfreundlichen Klima kommen und das umsetzen, was im Kärntner Regierungsprogramm genannt ist, um das Ziel unternehmerfreundliches Bundesland zu erreichen. Zuallererst müssen wir die hausgemachten Investitionshemmnisse beseitigen. Kernthema sind hier die Genehmigungsverfahren, die wir drastisch vereinfachen und verkürzen müssen.“

Er lege seine ganze Hoffnung in eine vom Landeshauptmann installierte Arbeitsgruppe, in der gemeinsam mit WK und der Industriellenvereinigung Vorschläge ausgearbeitet würden. „Es zeichnen sich hier konkrete Maßnahmen ab, wie zum Beispiel die gemeinsame Abwicklung von Bau- und Betriebsanlagengenehmigungen, Verfahrenskoordinatoren und Unternehmercoaches bzw. Allroundsachverständige in den Bezirkshauptmannschaften. Wenn wir diese Punkte bis zum September abschließen, wäre das eine wesentliche Verbesserung.“

Doch Mandl schlägt vor, am Beispiel Salzburgs noch weiter gehen: Dort hat das Land mit Unterstützung von Experten der Wirtschaftskammer seine Beamten aufgefordert, Vorschläge zur Bürokratieentlastung und Verwaltungsvereinfachung zu entwickeln. Die dabei zustande gekommenen 270 Ideen beschäftigen sich ausschließlich mit Themen, deren Umsetzung im Einflussbereich der Landesgesetzgebung bzw. Landesverwaltung liegen. Da geht es um die Vereinfachung von Betriebsanlagenverfahren, um Baurechtsbestimmungen und Ortsbildschutzgesetze, ein praxisgerechtes Naturschutzgesetz oder den Ausbau von E-Services. „Daran könnte sich die Kärntner Politik ein Beispiel nehmen“, so Mandl.

Ebenfalls im Bereich des KWF sollte Kärnten überlegen, wie man mit befristeten neuen Investitionsimpulsprogrammen eine Wirtschaftsoffensive unterstützen könne - etwa mit den mehr als 20 Millionen Euro, die 2015 an Förderungen im KWF übrig geblieben sind.

Impulse auf Bundesebene
Für eine Wirtschaftsoffensive in Kärnten brauche es aber auch den Bund. Kärnten habe in zahlreichen Rankings Aufholbedarf im Bundesländervergleich. Mandl: „Ich sondiere gerade mit dem Wirtschaftsministerium Möglichkeiten zur Ankurbelung der Wirtschaft, die Kärnten den nötigen Impuls bringen. Dabei appelliere ich an den Bund, Maßnahmen finanzieller und regulatorischer Natur anzudenken und spezielle Akzente in Kärnten zu setzen, damit unsere Unternehmen zuversichtlich und mit vollem Engagement tätig werden können.“

Dieser gemeinsame Kraftakt sei dringend notwendig, denn die Kärntner Wirtschaft habe in den vergangenen vier Jahren stagniert. Mandl:
„Wenn wir es ganz genau nehmen, sind wir seit Jahren sogar in einer leichten Rezession. Seit vier Jahren fehlt es an Investitionen - mehr Wachstum ist aber nur durch mehr Investitionen erreichbar.“ Deshalb ruft Mandl der Politik wieder einmal in Erinnerung: „Nur die Kärntner Unternehmerinnen und Unternehmer schaffen Arbeit, Einkommen und Wohlstand – deshalb hat das Land Kärnten aus meiner Sicht alles zu unternehmen, um die Betriebe und ihre Mitarbeiter mit weiteren Belastungen zu verschonen und dafür zu sorgen, dass der Wirtschaftsstandort durch die zusätzlichen Milliardenschulden der öffentlichen Verwaltung nicht weiter ins Hintertreffen gerät gegenüber anderen Bundesländern, die ordentlich gewirtschaftet haben und ihre Wirtschaft entsprechend unterstützen können.“

Dringender Reformbedarf
Zur aktuellen Kritik an den Sozialpartnern erklärte Mandl, die Wirtschaftskammer sei immer mit Rat und Tat konstruktiv zur Seite gestanden. Mandl: „Die Bundesregierung sollte angesichts der zum Teil bedenklichen Lage der heimischen Unternehmen aufgrund von Überregulierung und Lohnnebenkostenbelastung ihre Hausaufgaben zu machen. Wir werden uns selbstverständlich um unsere kümmern.“

Dazu zählt aus Sicht Mandls eine Reform im Bereich der Mehrfachmitgliedschaften und ?eine sensible Anpassung der Gewerbeordnung. Diese Punkte sollten noch ?im Lauf des Jahres gelöst werden. Mandl: „Für den von der Bundesregierung verursachten Reformstau wird die Wirtschaftskammer nicht die Wange hinhalten. Aber wir stehen als Sozialpartner selbstverständlich zur Verfügung, diese für unser Land schwierige Situation zu meistern. Reformen gehen uns alle an!“ Mandl verwies auf das vorliegende umfassende WKÖ-Programm „Zukunft?Wirtschaft 20.25“: „Ich traue mich zu sagen: Würde die Politik dieses Programm hernehmen und Stück für Stück umsetzen, dann wären wir alle in Österreich unsere Sorgen los: Die Unternehmer, weil die Betriebe florieren würden; die Arbeitnehmer, weil es wieder genügend Investitionen und damit auch Arbeitsplätze gäbe; und die Politik, weil die Steuern nur so sprudeln würden.“

Reformen will Mandl ebenfalls in der Wirtschaftskammer Kärnten setzen: „Ich habe deshalb bereits im Oktober 2015 in einem Workshop gemeinsam mit den Spitzenfunktionären und leitenden und jungen Mitarbeitern den Startschuss für ein Projekt gegeben, das wir Wirtschaftskammer Kärnten 20.25 genannt haben. Darin geht es um eine durchschlagskräftigere Interessenvertretung, um effizientere innere Abläufe, auch um Einsparungen beim Veranstaltungsmanagement. Ganz wichtig ist es aber für uns, die rund 50.000 dokumentierten Mitgliederberatungen pro Jahr – von der Telefonauskunft bis zum komplexen Unternehmensconsulting – weiterhin mit Bestnoten unserer Mitglieder abzuwickeln. Das geht nur mit motivierten und bestqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, und für die wollen wir auch in Zukunft ein attraktiver Arbeitgeber sein.“

 

 

 

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