Wien (öaw) - Wie lassen sich die Wissenschaftssysteme der Länder des Westbalkans fit machen für
den europäischen Forschungsraum? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer internationalen Konferenz der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina in Wien. Eines der Ergebnisse:
Für junge, herausragende Forscher/innen müssen Zukunftsperspektiven in der Region gestärkt werden.
An der Konferenz vom 22. bis 24. Mai 2016 nahmen Wissenschaftler/innen sowie Vertreter/innen von Wissenschaftsakademien,
Rektorenkonferenzen und weiteren Institutionen aus 13 Ländern der EU und des Westbalkans teil. Sie diskutierten
Strategien und Perspektiven für die Weiterentwicklung und Verbesserung der Wissenschaftssysteme in der südosteuropäischen
Region. Die „Gemeinsame Wissenschaftskonferenz“ ist Teil des von Bundeskanzlerin Angela Merkel initiierten „Westbalkan-Prozesses/Berlin-Prozesses“.
Gastgeber der Konferenz war die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Kooperation mit
der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.
Die Weiterentwicklung der Wissenschaftssysteme in Südosteuropa sei nicht nur für die Länder des
Westbalkans von Bedeutung, sondern auch für Europa insgesamt, wie ÖAW-Präsident Anton Zeilinger
betont: „Wissenschaft ist ein zentraler Impulsgeber für gesellschaftliche Entwicklung und wirtschaftliches
Wachstum. Hochqualitative Forschung in den Ländern des Westbalkans bietet Chancen für ganz Europa, denn
neue wissenschaftliche Erkenntnisse und innovative Ideen kennen keine nationalen Grenzen.“
Die Konferenz sei daher auch ein wichtiger Schritt, um den Westbalkan näher an die Europäische Union
heranzuführen, so Jörg Hacker, Präsident der Leopoldina: „Die Weiterentwicklung von Wissenschaft,
Bildung und Forschung in den Ländern des Westbalkans, die wir mit dieser Konferenz vorantreiben, beschleunigt
die Annäherung der Region an die Europäische Union und die Integration dieser Länder in den europäischen
Forschungsraum.“
Die Teilnehmer/innen des Treffens kamen aus Österreich und Deutschland, Bulgarien, Frankreich und Italien,
den Westbalkan-Ländern Albanien, Bosnien und Herzegowina, dem Kosovo, Mazedonien, Montenegro und Serbien als
auch aus den neuen EU-Mitgliedern Kroatien und Slowenien. Im Zentrum der Gespräche standen insbesondere Überlegungen,
wie die kompetitive Förderung herausragender Forscher/innen ermöglicht und internationale Qualitätsstandards
in Forschung und Hochschulbildung in der Region nachhaltig sichergestellt werden können. Langfristig soll
dadurch die Attraktivität des Forschungsstandorts Westbalkan im globalen Wettbewerb um die klügsten Köpfe
erhöht und ein „Brain Drain“, die Abwanderung qualifizierter Wissenschaftler/innen, verringert werden.
Mögliche Maßnahmen dafür wurden an der ÖAW und bei einem Treffen der Konferenzteilnehmer/innen
mit Politikern und Botschaftsvertretern/innen im österreichischen Bundesministerium für Europa, Integration
und Äußeres erörtert. Themen waren die Umsetzung forschungsfreundlicher Rahmenbedingungen, die
Gewährleistung von Exzellenz in Forschungsförderung und universitären Berufungsverfahren sowie die
Schaffung von Zukunftsperspektiven für talentierte Nachwuchswissenschaftler/innen.
Die Ergebnisse der Konferenz werden in den kommenden Wochen in einer gemeinsamen Stellungnahme zusammengefasst,
die als unabhängige wissenschaftsbasierte Empfehlung für politische Entscheidungsträger in der EU
und den Ländern des Westbalkans dienen soll. Die Empfehlungen werden auch beim kommenden Westbalkan-Gipfel
der Staats- und Regierungschefs am 4. Juli in Paris eingebracht. Das nächste Treffen der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz
wird 2017 von der französischen Académie des sciences ausgerichtet, die Konferenzreihe wird darüber
hinaus fortgeführt.
Am Westbalkan-Prozess sind die EU-Mitgliedsstaaten Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien, Kroatien,
Slowenien und die sechs Westbalkan-Länder – Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Mazedonien, Montenegro
und Serbien – sowie die Europäische Kommission beteiligt. Zu den Zielen der Initiative gehören die Heranführung
der Westbalkan-Länder an die Europäische Union, die Intensivierung des EU-Beitrittsprozesses sowie die
Stärkung der regionalen Zusammenarbeit in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft.
Für den Themenbereich Wissenschaft und Gesellschaft hat die Leopoldina auf Anregung der deutschen Bundesregierung
die Federführung übernommen.
Die Wissenschaftskonferenz in Wien wurde von der ÖAW und der Leopoldina in Kooperation mit dem österreichischen
Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres, dem Bundesministerium für Wissenschaft,
Forschung und Wirtschaft, der deutschen Alexander von Humboldt-Stiftung und der schweizerischen Entwicklungsorganisation
Helvetas organisiert.
Weitere Informationen können auf der Website der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz des Westbalkan-Prozesses
eingesehen werden:
http://www.leopoldina.org/en/jsc
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