Wissenschaft als Chance für den Westbalkan

 

erstellt am
31. 05. 16
11:00 MEZ

Wien (öaw) - Wie lassen sich die Wissenschaftssysteme der Länder des Westbalkans fit machen für den europäischen Forschungsraum? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer internationalen Konferenz der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina in Wien. Eines der Ergebnisse: Für junge, herausragende Forscher/innen müssen Zukunftsperspektiven in der Region gestärkt werden.

An der Konferenz vom 22. bis 24. Mai 2016 nahmen Wissenschaftler/innen sowie Vertreter/innen von Wissenschaftsakademien, Rektorenkonferenzen und weiteren Institutionen aus 13 Ländern der EU und des Westbalkans teil. Sie diskutierten Strategien und Perspektiven für die Weiterentwicklung und Verbesserung der Wissenschaftssysteme in der südosteuropäischen Region. Die „Gemeinsame Wissenschaftskonferenz“ ist Teil des von Bundeskanzlerin Angela Merkel initiierten „Westbalkan-Prozesses/Berlin-Prozesses“. Gastgeber der Konferenz war die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Kooperation mit der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

Die Weiterentwicklung der Wissenschaftssysteme in Südosteuropa sei nicht nur für die Länder des Westbalkans von Bedeutung, sondern auch für Europa insgesamt, wie ÖAW-Präsident Anton Zeilinger betont: „Wissenschaft ist ein zentraler Impulsgeber für gesellschaftliche Entwicklung und wirtschaftliches Wachstum. Hochqualitative Forschung in den Ländern des Westbalkans bietet Chancen für ganz Europa, denn neue wissenschaftliche Erkenntnisse und innovative Ideen kennen keine nationalen Grenzen.“

Die Konferenz sei daher auch ein wichtiger Schritt, um den Westbalkan näher an die Europäische Union heranzuführen, so Jörg Hacker, Präsident der Leopoldina: „Die Weiterentwicklung von Wissenschaft, Bildung und Forschung in den Ländern des Westbalkans, die wir mit dieser Konferenz vorantreiben, beschleunigt die Annäherung der Region an die Europäische Union und die Integration dieser Länder in den europäischen Forschungsraum.“

Die Teilnehmer/innen des Treffens kamen aus Österreich und Deutschland, Bulgarien, Frankreich und Italien, den Westbalkan-Ländern Albanien, Bosnien und Herzegowina, dem Kosovo, Mazedonien, Montenegro und Serbien als auch aus den neuen EU-Mitgliedern Kroatien und Slowenien. Im Zentrum der Gespräche standen insbesondere Überlegungen, wie die kompetitive Förderung herausragender Forscher/innen ermöglicht und internationale Qualitätsstandards in Forschung und Hochschulbildung in der Region nachhaltig sichergestellt werden können. Langfristig soll dadurch die Attraktivität des Forschungsstandorts Westbalkan im globalen Wettbewerb um die klügsten Köpfe erhöht und ein „Brain Drain“, die Abwanderung qualifizierter Wissenschaftler/innen, verringert werden.

Mögliche Maßnahmen dafür wurden an der ÖAW und bei einem Treffen der Konferenzteilnehmer/innen mit Politikern und Botschaftsvertretern/innen im österreichischen Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres erörtert. Themen waren die Umsetzung forschungsfreundlicher Rahmenbedingungen, die Gewährleistung von Exzellenz in Forschungsförderung und universitären Berufungsverfahren sowie die Schaffung von Zukunftsperspektiven für talentierte Nachwuchswissenschaftler/innen.

Die Ergebnisse der Konferenz werden in den kommenden Wochen in einer gemeinsamen Stellungnahme zusammengefasst, die als unabhängige wissenschaftsbasierte Empfehlung für politische Entscheidungsträger in der EU und den Ländern des Westbalkans dienen soll. Die Empfehlungen werden auch beim kommenden Westbalkan-Gipfel der Staats- und Regierungschefs am 4. Juli in Paris eingebracht. Das nächste Treffen der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz wird 2017 von der französischen Académie des sciences ausgerichtet, die Konferenzreihe wird darüber hinaus fortgeführt.

Am Westbalkan-Prozess sind die EU-Mitgliedsstaaten Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien, Kroatien, Slowenien und die sechs Westbalkan-Länder – Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Mazedonien, Montenegro und Serbien – sowie die Europäische Kommission beteiligt. Zu den Zielen der Initiative gehören die Heranführung der Westbalkan-Länder an die Europäische Union, die Intensivierung des EU-Beitrittsprozesses sowie die Stärkung der regionalen Zusammenarbeit in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Für den Themenbereich Wissenschaft und Gesellschaft hat die Leopoldina auf Anregung der deutschen Bundesregierung die Federführung übernommen.

Die Wissenschaftskonferenz in Wien wurde von der ÖAW und der Leopoldina in Kooperation mit dem österreichischen Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres, dem Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, der deutschen Alexander von Humboldt-Stiftung und der schweizerischen Entwicklungsorganisation Helvetas organisiert.

Weitere Informationen können auf der Website der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz des Westbalkan-Prozesses eingesehen werden:
http://www.leopoldina.org/en/jsc

 

 

 

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