Flüchtlinge und Bürger. Neue Nationalstaaten
 als Zufluchtsorte 1914 -1941.

 

erstellt am
13. 06. 16
11:00 MEZ

Internationaler Workshop des Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien (VWI) in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Prag.
Prag/Wien (vwi) - In den letzten Jahrzehnten wurde die Flüchtlingspolitik westlicher Staaten in der Zwischenkriegszeit umfassend untersucht, wobei der Fokus immer auf den restriktiven Maßnahmen geschlossener, abgeschotteter Grenzen lag. Allein Flüchtlinge oder die ‚Flüchtlingsfrage’ kann nicht nur eine ausschließlich ‚westliche’ Diskussion sein, hatte und hat doch der europäische Osten auch historisch gesehen immer schon erheblichen Anteil an der Schaffung von Zufluchts- und Asylorten, aber eben auch an der Implementierung restriktiver Maßnahmen.

Der gemeinsam vom Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) und dem Jüdischen Museum Prag veranstaltete Workshop konzentriert sich so auf die Flüchtlinge und die Flüchtlingspolitik der Zwischenkriegszeit in den im Gefolge des Ersten Weltkriegs und der Pariser Vorortverträge entstandenen, neuen Nationalstaaten in Ost-, Südost- und Mitteleuropa. Untersucht wird die Frage, wie die oft nationalistischen und autoritären Regime zu – wenn auch temporären – Zufluchtsorten geworden sind. Eben mit den neuen Nationalstaaten entstand auch die Idee einer Staatsbürgerschaft, die in der Regel auch ethnisch restriktiv formuliert wurde.

Dies wiederum zeitigte auch Auswirkungen auf gesetzliche Maßnahmen, auf die Frage(n) der Minderheitenpolitik – und nicht zuletzt eben auch auf eine Asylpolitik, festigte die Möglichkeiten von In- und Exklusion durch den Staat. Diese Umstände ebenso wie die territorialen Revisionen schufen erst das Problem der Staatenlosigkeit. Das häufig idealisierte Konzept des ‚Bürgers’ wurde nun als Argument gegen jene Flüchtlinge und Migranten eingesetzt, die für die Erlangung der Staatsbürgerschaft als ungeeignet betrachtet wurden.

Die Flüchtlingspolitik ebenso wie die Gesetzgebung, die Diskurse und Debatten, sind für die meisten dieser Staaten Mittel-, Ost- und Südosteuropas bisher nicht umfassend untersucht und selten in einen breiteren übernationalen Kontext gestellt worden. Deshalb ist es erforderlich die existierenden komparativen Forschungen zu erweitern, indem die Flüchtlinge in diesen Regionen im Kontext einer breiteren Populations-, Migrations- und staatsbürgerrechtlichen Politik sowie auf Gesetzgebung bezogenen Diskursen untersucht werden.

Beginnend mit dem Massenexodus während des Ersten Weltkrieges, über die Fluchtbewegungen und ethnisch motivierten Migrationen nach den Pariser Friedensverträgen, den Bevölkerungsaustausch und die Vertreibungen in Südosteuropa und die Politik des politischen Asyls bis zum Überfall auf die Sowjetunion im Jahre 1941, stellt dieses Gebiet weiterhin ein wesentliches Thema für wissenschaftliche Forschung dar.

Flüchtlinge und Bürger. Neue Nationalstaaten als Zufluchtsorte 1914
-1941.
Internationaler Workshop des Wiener Wiesenthal Instituts für
Holocaust-Studien (VWI) in Kooperation mit dem Jüdischen Museum
Prag.

Der Workshop findet am Donnerstag, 16. Juni und Freitag,
17. Juni 2016 im Bruno Kreisky Forum für internationalen Dialog
statt.

Die Vorträge werden teils in deutscher, teils in englischer Sprache
vorgetragen.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.vwi.ac.at

 

 

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Die Nachrichten-Rubrik "Österreich, Europa und die Welt"
widmet Ihnen der
Auslandsösterreicher-Weltbund

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at