Creditreform KMU-Umfrage, Frühjahr 2016: Stimmung positiver als die Lage
Wien (creditreform) - Die Creditreform Wirtschafts- und Konjunkturforschung hat im Frühjahr 2016 an
die 1.300 österreichische Klein- und Mittelunternehmen nach der aktuellen Wirtschaftslage befragt. Es zeigt
sich, dass die heimischen Betriebe langsam aber doch aus dem Stimmungstief herauskommen. Erstmals seit zwei Jahren
sind sowohl die aktuelle Wirtschaftslage als auch die Erwartung für die kommenden sechs Monate positiv. Die
Talsohle des vergangenen Frühjahrs ist überwunden, der Kurvenverlauf insgesamt ist aufwärtsgerichtet
und zeugt von einem zwar verhaltenen, aber dennoch deutlich spürbaren Konjunkturoptimismus.
Lage-, Erwartungs- und Klimabarometer
Ein Blick auf die Branchen zeigt, dass die Talfahrt von Baugewerbe und Handel definitiv beendet ist, es geht
wieder aufwärts. Besonders der Bau konnte den Abwärtstrend der letzten beiden Jahre erfolgreich umkehren.
Beim Verarbeitenden Gewerbe und bei der Dienstleistungsbranche macht sich dagegen eine leichte Abwärtsneigung
bemerkbar.
Umsatzentwicklung weiter negativ
Die Umsatzlage der österreichischen Mittelstandesbetriebe hat sich jedoch nicht verbessert, der Umsatzsaldo
aus gestiegen und gesunken liegt im Frühjahr dieses Jahres bei minus 20,7 Prozentpunkten (Vorjahr: minus 20,2
Prozentpunkte). So meldeten im Frühjahr 2016 insgesamt 15,5% der befragten Mittelständler Umsatzsteigerungen
(Vorjahr: 18,3%) und 36,2% Umsatzrückgänge (Vorjahr: 38,5%).
Baubranche mit meisten Umsatzeinbußen
Wie im Jahr zuvor haben alle Wirtschaftsbereiche durch die Bank im Frühjahr 2016 einen Negativsaldo und
wiederum musste die Baubranche die meisten Umsatzeinbußen hinnehmen. Lediglich 3,3% der Betriebe (Vorjahr:
6,1%) haben mehr Umsatz eingefahren, während auf der anderen Seite fast die Hälfte (47,3 Prozent; Vorjahr:
50,0 Prozent) der Befragten deutlich weniger Umsätze machen konnten. Der Umsatzsaldo beträgt somit minus
44,0 Punkte (Vorjahr: minus 43,9 Prozentpunkte). Am besten stellt sich per Saldo die Situation beim Dienstleistungsgewerbe
mit einem Ergebnis von minus 14,0 Prozentpunkten (Vorjahr: minus 7,7 Punkte) dar. Beim Handel hat sich die Situation
im Vergleich zum Vorjahr am deutlichsten verbessert: Hier konnte sich der Saldo um 9,1 Zähler von minus 25,8
Prozentpunkten im Vorjahr auf aktuell minus 16,7 Punkte verbessern. Dies liegt vor allem daran, dass sich der Anteil
der Betriebe, die ein Umsatzminus zu beklagen hatten, spürbar verringert hat (35,6 Prozent; Vorjahr: 44,9
Prozent), während der Anteil der Unternehmen mit einem Umsatzplus etwa auf Vorjahresniveau blieb (18,9 Prozent;
Vorjahr: 19,1 Prozent).
Umsatzerwartungen erstmals seit 2 Jahren wieder positiv
Die künftige Umsatzentwicklung beurteilen die mittelständischen Betriebe wieder zuversichtlicher.
Der Umsatzsaldo aus steigen und sinken erholte sich wieder und liegt mit plus 0,8 Prozentpunkten (Vorjahr: minus
4,2 Prozentpunkte) knapp im positiven Bereich und scheint damit nach der jahrelangen Talfahrt wieder auf dem Weg
nach oben. Für die nächsten Wochen rechnen 24,0 Prozent der Befragten mit einem Umsatzplus (Vorjahr:
22,8 Prozent) und 23,2 Prozent mit einem Umsatzminus (Vorjahr: 27,0 Prozent).
Die meisten Optimisten finden sich beim Handel, wo mehr als jedes vierte Unternehmen (27,3 Prozent; Vorjahr: 25,0
Prozent) mit steigenden Umsätzen kalkuliert und jeder fünfte Befragte (20,5 Prozent; Vorjahr: 26,5 Prozent)
Umsatzrückgänge befürchtet (Saldo aus steigen uns sinken: plus 6,8 Prozentpunkte; Vorjahr: minus
1,5 Prozentpunkte). In der Mehrheit positiv gestimmt sind auch die Betriebe beim Verarbeitenden Gewerbe mit einem
Umsatzsaldo von plus 5,4 Prozentpunkten (Vorjahr: plus 2,8 Prozentpunkte). Trotz einer Verbesserung um 9,4 Zähler
blieb der Saldo bei der Baubranche mit minus 9,9 Prozentpunkten (Vorjahr: minus 19,3 Prozentpunkte) im negativen
Bereich. Auch das Dienstleistungsgewerbe verschlechterte sich von plus 0,8 (Vorjahr) auf aktuell minus 1,5 Prozentpunkte.
Conclusio - Es wird langsam besser, aber vieles bleibt noch ungewiss
Die Grunddynamik der österreichischen Konjunktur ist trotz zuletzt aufkommender positiver Signale weiterhin
schwach. Das Wirtschaftswachstum 2015 betrug im Vergleich zum Vorjahr lediglich 0,9 Prozent und lag damit zum vierten
Mal in Folge unter der Ein-Prozent-Marke. Österreich hat so im letzten Jahr im europäischen Vergleich
eine der niedrigsten Wachstumsraten. Dank der Steuerreform, die das verfügbare Einkommen steigen ließ,
ist der private Konsum gestiegen. Allerdings eher verhalten, denn teure Lebenshaltungskosten und Mieten sowie die
hohe Arbeitslosigkeit lassen die Verbraucher die Geldbörse geschlossen halten. Als Konjunkturbremse empfinden
viele mittelständische Unternehmen zudem die umständliche Bürokratie mit ihren zahlreichen Vorgaben
sowie die schwierigen Finanzierungsbedingungen. Für Aufregung sorgen in der ersten Hälfte des Jahres
zudem die Pläne einiger österreichischer Bundesländer, eine flächendeckende Maut auf Landes-
und Gemeindestraßen für Fahrzeuge ab 3,5t einzuführen, die Kosten von mehreren Tausend Euro für
mittelständische Unternehmen verursachen würden. Weiterhin bleibt abzuwarten, wie sich das europäische
Umfeld mit der Flüchtlingsfrage sowie dem drohenden Brexit auf die konjunkturelle Entwicklung auswirken werden.
Die Creditreform Wirtschafts- und Konjunkturforschung befragt seit 1996 zweimal jährlich an die 1.300 österreichische
KMU zur aktuellen als auch zur zukünftigen Wirtschaftslage.
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