Bereits über 200 Wiener Familien unterstützt und begleitet
Wien (bmg) - Die Geburt eines Kindes ist fast immer ein freudiges Ereignis, bringt jedoch auch einige Herausforderungen
mit sich. Vor allem Mütter und Väter in finanziell, gesundheitlich oder sozial belasteten Situationen
können schnell mit der neuen Situation überfordert sein. Frühe Hilfen setzen, wie der Name schon
sagt, frühzeitig an und helfen, Belastungsfaktoren zu reduzieren und Traumatisierungen sowie Entwicklungsverzögerungen
zu verhindern.
In Wien setzt die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) seit dem Frühjahr 2014 zusammen mit den möwe-Kinderschutzzentren
das Projekt unter dem Namen "gutbegleitet" um. Finanziert wird das Angebot aus Vorsorgemitteln der Bundesgesundheitsagentur
und aus dem Wiener Gesundheitsförderungsfonds.
Nach einem erfolgreichen Start in drei Wiener Bezirken wurden die Frühen Hilfen kontinuierlich auf die Bezirke
12 bis 17 ausgeweitet. Bereits über 200 schwangeren Müttern und Eltern von Kindern zwischen 0 und 3 Jahren
wurde eine gutbegleitet-Betreuerin zur Seite gestellt. Die Bedürfnisse der Familien wurden erhoben, gemeinsame
Lösungswege definiert und die Familien den entsprechenden Angeboten aus dem Frühe Hilfen Netzwerk zugeführt.
Das Wiener Projekt "gutbegleitet" erhielt im April 2016 den Förderpreis der Österreichischen
Gesundheitsberufe-Konferenz.
"Mit dem Projekt gutbegleitet - Frühe Hilfen Wien wollen wir nachhaltige Strukturen schaffen, um Familien
rasch und effizient die benötigte Hilfe zukommen zu lassen", betont WGKK-Obfrau Ingrid Reischl. "In
Wien gibt es viele Angebote, wenn es darum geht, Kinder in ihren ersten Lebensjahren sowie deren Eltern, zu unterstützen.
Leider erreichen wir aber nicht immer jene Familien, die die Hilfe am notwendigsten brauchen. Das Projekt Frühe
Hilfen koordiniert das verfügbare Angebot, erreicht belastete Familien aktiv und begleitet diese über
längere Zeit."
Hedwig Wölfl, fachliche Leiterin der möwe und von gutbegleitet, ergänzt: "Mit unserer multiprofessionellen
Präventionsarbeit versuchen wir zu entlasten und die Ressourcen der Familie zu aktivieren, damit sich diese
selbständig und kompetent erlebt. Oft geht es auch nur darum zu wissen, wo die richtige Hilfe zu finden ist."
Wölfl ist überzeugt, dass die Frühen Hilfen ein wichtiges Angebot zur umfassenden Gesundheitsförderung
und für rechtzeitigen Kinderschutz darstellen und freut sich: "Gut begleitete Familien erleben unsere
Hilfe als sehr passgenau, weil wir sie genau dort abholen, wo ihre Überforderung, Belastung, Angst und Sorge
liegen."
Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser hält zum Nutzen von Frühe Hilfen fest: "Präventionsmaßnahmen
in der frühen Kindheit sind besonders effizient. Sie wirken sich langfristig positiv auf die Gesundheit aus
und sind ein wirksamer Beitrag zur gesundheitlichen Chancengerechtigkeit, zur Armutsbekämpfung und zur Senkung
späterer gesundheitlicher Risiken." Auch der ökonomische Nutzen ist nachweislich bei Maßnahmen
in der frühen Kindheit am größten.
Fachtagung für eine noch breitere Projektbasis
Am 15. Juni 2016 findet im Festsaal der Universität Wien die erste Fachtagung Frühe Hilfen Wien statt.
NetzwerkpartnerInnen und die interessierte Öffentlichkeit können an diesem Tag in Vorträgen und
Vernetzungsgruppen Einblick in die aktuellen Entwicklungen des Frühe Hilfen Angebots bekommen. Auch über
die Landesgrenze hinaus werden Erfolge und Erfahrungen der dort auf unterschiedliche Weise erfolgreich umgesetzten
Frühen Hilfen Netzwerke beleuchtet.
Österreichweiter Ausbau
Im Kontext der Umsetzung der Rahmen-Gesundheitsziele und der Kinder- und Jugendgesundheitsstrategie treibt das
Gesundheitsministerium in Kooperation mit den Ländern und den Sozialversicherungsträgern den Ausbau von
Frühen Hilfen in Österreich zügig voran. Insgesamt sollen ab Mitte 2016 in rund 45 Prozent aller
österreichischen Bezirke Frühe Hilfen-Netzwerke zur Verfügung stehen.
Zur Unterstützung der regionalen Umsetzung der Maßnahmen hat das Gesundheitsministerium ein Nationales
Zentrum Frühe Hilfen eingerichtet. Zu seinen Aufgaben gehören die bundesweite Vernetzung aller PartnerInnen,
die Sicherstellung hoher Qualität in der Umsetzung sowie der Wissenstransfer. Es führt Schulungen und
eine überregionale Evaluation durch und sorgt für ein einheitliches Dokumentationssystem.
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