Arbeitsmarktbericht: Tourismus und
 Export sind die Zugmaschinen

 

erstellt am
10. 06. 16
11:00 MEZ

Durchwegs Positives gibt es vom Südtiroler Arbeitsmarkt zu berichten: Im vergangenen halben Jahr ist die abhängige Beschäftigung um 2,4 Prozent gestiegen.
Bozen (lpa) - Der Südtiroler Arbeitsmarkt hat sich im vergangenen Halbjahr von November 2015 bis April 2016 weiter erholt. Dies bestätigt der aktuelle Arbeitsmarktbericht, der am 09.06. von Arbeitslandesrätin Martha Stocker, dem Direktor der Landesabteilung Arbeit Helmuth Sinn und dem Direktor des Landesamtes für Arbeitsmarktbeobachtung Stefan Luther vorgestellt wurde. Besonders gut stehen dabei die Sektoren Tourismus (plus 6,3 Prozent Beschäftigte) und Export (plus 10 Prozent Beschäftigte) da.

Beschäftigungsplus von 2,4 Prozent
Wichtige Indikatoren für die Situation auf dem Arbeitsmarkt sind die Entwicklung der abhängigen Beschäftigung und der Arbeitslosenrate: In den vergangenen sechs Monaten ist die Beschäftigung um 2,4 Prozent gestiegen, während die Bevölkerungszunahme bei nur 1 Prozent liegt."„Einen solchen Wert konnten wir vor mittlerweile sieben Jahren zum letzten Mal verzeichnen", verwies Landesrätin Stocker auf die deutlichen Signale der Erholung. Die positive Entwicklung betrifft dabei nahezu alle Sektoren und Untersektoren, Arbeitnehmergruppen und Bezirke, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Besonders erfreulich sind dabei die zarten positiven Vorzeichen im Bauwesen: Nachdem in den vergangenen neun Jahren stets von negativen Veränderungen berichtet wurde, hat die Beschäftigung in diesem Sektor nach einem jahrelangen Rückgang im vergangenen Halbjahr um einen Prozent zugenommen.

Arbeitslosenquote sinkt um 0,5 Prozentpunkte
"Diese positive Entwicklung des Südtiroler Arbeitsmarktes schlägt sich auch auf die Arbeitslosenquote nieder", erklärte Abteilungsdirektor Helmuth Sinn bei der Pressekonferenz. Die aktuelle Quote von 3,8 Prozent, die soeben vom ASTAT veröffentlicht wurde, stellt eine Verbesserung von 0,5 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr dar. In den Arbeitslosenlisten waren im Zeitraum von November 2015 bis April 2016 durchschnittlich 15.162 Arbeitnehmer eingetragen, das sind 964 weniger als im Vorjahr (minus 6 Prozent). Sinn fasste die aktuelle Situation mithilfe einiger Schlagworte zusammen: deutlich positive Signale, Beschäftigung zieht noch stärker an, leichter Rückgang der Arbeitslosen, Bauwesen nach neun Jahren erstmals wieder im Plus, Anstieg im verarbeitenden Gewerbe dank Export, starker Aufschwung im Handel und sehr gute Wintersaison im Gastgewerbe.

Mehr unbefristete Verträge dank Jobs Act
Im Halbjahr November 2015 bis April 2016 waren etwas mehr als 39.000 Arbeitnehmer mit befristeten Verträgen beschäftigt, das sind 894 bzw. 2,2 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Im selben Zeitraum wurden in Südtirol 143.972 unbefristete Verträge gezählt, 5.133 bzw. 3,7 Prozent mehr als in denselben Monaten des vergangenen Jahres. "Diese positive Entwicklung ist auf den Jobs Act und die darin enthaltenen Beitragserleichterungen für im Jahr 2015 abgeschlossene unbefristete Arbeitsverträge begründet", erklärte Abteilungsdirektor Sinn bei der heutigen Pressekonferenz. Der Jobs Act habe daher zum Anstieg der unbefristeten Beschäftigung beigetragen während die befristete Beschäftigung im vergangenen Halbjahr gesunken ist.

Positive Anzeichen auch bei der Jugend
"Eine Jugendarbeitslosenquote von 11,9 Prozent ist für Südtiroler Verhältnisse immer noch relativ hoch", berichtete der Direktor der Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt, Stefan Luther. "Dennoch waren die vergangenen sechs Monate positiv auch für die Jugendlichen. Erstmals seit der Wirtschaftskrise sind wieder mehr Jugendliche in Arbeit und ihr Zuwachs war wesentlich höher als der Bevölkerungsanstieg in dieser Altersgruppe", erklärte Luther. Im vergangenen Halbjahr wurden in dieser Altersgruppe mehr als 33.000 ansässige unselbständige Beschäftigte gezählt, das sind 868 Arbeitnehmer bzw. 2,7 Prozent mehr als im Vorjahr. "Auch von der traditionellen Lehre gibt es wieder Positives zu berichten, nachdem diese in den vergangenen Jahren deutlich gelitten hatte", so Luther. Um jedoch das Ziel des vor einem Jahr abgeschlossenen Lehrlingspaktes zu erreichen, müsste der Zuwachs an Lehrlingen noch deutlicher ausfallen.

Herausforderung: Alterung des Arbeitsmarktes
Im Zusammenhang mit dem Arbeitsmarktbericht machte Landesrätin Stocker bei der heutigen Pressekonferenz auf die Alterung des Arbeitsmarktes aufmerksam: Im vergangenen Halbjahr waren in Südtirol mehr als 50.000 über 50-jährige Arbeitnehmer beschäftigt, das entspricht einer Zunahme von 3453 Personen bzw. 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt sind derzeit 26,8 Prozent der abhängig Beschäftigten 50 Jahre und älter: Das sind 1,2 Prozent mehr als im Vorjahr und 7,5 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren. Dieses Plus beruht auf die vorherzusehende Alterung des Arbeitsmarktes und auf eine Erhöhung der Beschäftigungsquote älterer Arbeitnehmer nicht zuletzt aufgrund der allgemeinen Verlängerung des Arbeitslebens. In die Arbeitslosenlisten eingetragen sind hingegen mehr als 4.000 Arbeitnehmer über 50 Jahre, das entspricht etwa einem Viertel aller eingetragenen Arbeitslosen. Etwa drei Viertel dieser Arbeitnehmer sind seit mehr als drei Monaten arbeitslos, die Tendenz zeigt dabei nach oben. "Unsere Anstrengungen gemeinsam mit den Sozialpartnern müssen daher dahingehen, Arbeitsplätze für ältere Arbeitnehmer zu erhalten, Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen und Arbeitssuchende zu unterstützen", resümierte Landesrätin Stocker die Herausforderungen.

 

 

 

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