Durchwegs Positives gibt es vom Südtiroler Arbeitsmarkt zu berichten: Im vergangenen halben
Jahr ist die abhängige Beschäftigung um 2,4 Prozent gestiegen.
Bozen (lpa) - Der Südtiroler Arbeitsmarkt hat sich im vergangenen Halbjahr von November 2015 bis April
2016 weiter erholt. Dies bestätigt der aktuelle Arbeitsmarktbericht, der am 09.06. von Arbeitslandesrätin
Martha Stocker, dem Direktor der Landesabteilung Arbeit Helmuth Sinn und dem Direktor des Landesamtes für
Arbeitsmarktbeobachtung Stefan Luther vorgestellt wurde. Besonders gut stehen dabei die Sektoren Tourismus (plus
6,3 Prozent Beschäftigte) und Export (plus 10 Prozent Beschäftigte) da.
Beschäftigungsplus von 2,4 Prozent
Wichtige Indikatoren für die Situation auf dem Arbeitsmarkt sind die Entwicklung der abhängigen Beschäftigung
und der Arbeitslosenrate: In den vergangenen sechs Monaten ist die Beschäftigung um 2,4 Prozent gestiegen,
während die Bevölkerungszunahme bei nur 1 Prozent liegt."„Einen solchen Wert konnten wir vor mittlerweile
sieben Jahren zum letzten Mal verzeichnen", verwies Landesrätin Stocker auf die deutlichen Signale der
Erholung. Die positive Entwicklung betrifft dabei nahezu alle Sektoren und Untersektoren, Arbeitnehmergruppen und
Bezirke, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Besonders erfreulich sind dabei die zarten positiven Vorzeichen
im Bauwesen: Nachdem in den vergangenen neun Jahren stets von negativen Veränderungen berichtet wurde, hat
die Beschäftigung in diesem Sektor nach einem jahrelangen Rückgang im vergangenen Halbjahr um einen Prozent
zugenommen.
Arbeitslosenquote sinkt um 0,5 Prozentpunkte
"Diese positive Entwicklung des Südtiroler Arbeitsmarktes schlägt sich auch auf die Arbeitslosenquote
nieder", erklärte Abteilungsdirektor Helmuth Sinn bei der Pressekonferenz. Die aktuelle Quote von 3,8
Prozent, die soeben vom ASTAT veröffentlicht wurde, stellt eine Verbesserung von 0,5 Prozentpunkten im Vergleich
zum Vorjahr dar. In den Arbeitslosenlisten waren im Zeitraum von November 2015 bis April 2016 durchschnittlich
15.162 Arbeitnehmer eingetragen, das sind 964 weniger als im Vorjahr (minus 6 Prozent). Sinn fasste die aktuelle
Situation mithilfe einiger Schlagworte zusammen: deutlich positive Signale, Beschäftigung zieht noch stärker
an, leichter Rückgang der Arbeitslosen, Bauwesen nach neun Jahren erstmals wieder im Plus, Anstieg im verarbeitenden
Gewerbe dank Export, starker Aufschwung im Handel und sehr gute Wintersaison im Gastgewerbe.
Mehr unbefristete Verträge dank Jobs Act
Im Halbjahr November 2015 bis April 2016 waren etwas mehr als 39.000 Arbeitnehmer mit befristeten Verträgen
beschäftigt, das sind 894 bzw. 2,2 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Im selben Zeitraum wurden in
Südtirol 143.972 unbefristete Verträge gezählt, 5.133 bzw. 3,7 Prozent mehr als in denselben Monaten
des vergangenen Jahres. "Diese positive Entwicklung ist auf den Jobs Act und die darin enthaltenen Beitragserleichterungen
für im Jahr 2015 abgeschlossene unbefristete Arbeitsverträge begründet", erklärte Abteilungsdirektor
Sinn bei der heutigen Pressekonferenz. Der Jobs Act habe daher zum Anstieg der unbefristeten Beschäftigung
beigetragen während die befristete Beschäftigung im vergangenen Halbjahr gesunken ist.
Positive Anzeichen auch bei der Jugend
"Eine Jugendarbeitslosenquote von 11,9 Prozent ist für Südtiroler Verhältnisse immer noch relativ
hoch", berichtete der Direktor der Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt, Stefan Luther. "Dennoch
waren die vergangenen sechs Monate positiv auch für die Jugendlichen. Erstmals seit der Wirtschaftskrise sind
wieder mehr Jugendliche in Arbeit und ihr Zuwachs war wesentlich höher als der Bevölkerungsanstieg in
dieser Altersgruppe", erklärte Luther. Im vergangenen Halbjahr wurden in dieser Altersgruppe mehr als
33.000 ansässige unselbständige Beschäftigte gezählt, das sind 868 Arbeitnehmer bzw. 2,7 Prozent
mehr als im Vorjahr. "Auch von der traditionellen Lehre gibt es wieder Positives zu berichten, nachdem diese
in den vergangenen Jahren deutlich gelitten hatte", so Luther. Um jedoch das Ziel des vor einem Jahr abgeschlossenen
Lehrlingspaktes zu erreichen, müsste der Zuwachs an Lehrlingen noch deutlicher ausfallen.
Herausforderung: Alterung des Arbeitsmarktes
Im Zusammenhang mit dem Arbeitsmarktbericht machte Landesrätin Stocker bei der heutigen Pressekonferenz auf
die Alterung des Arbeitsmarktes aufmerksam: Im vergangenen Halbjahr waren in Südtirol mehr als 50.000 über
50-jährige Arbeitnehmer beschäftigt, das entspricht einer Zunahme von 3453 Personen bzw. 7,4 Prozent
im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt sind derzeit 26,8 Prozent der abhängig Beschäftigten 50 Jahre und
älter: Das sind 1,2 Prozent mehr als im Vorjahr und 7,5 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren. Dieses
Plus beruht auf die vorherzusehende Alterung des Arbeitsmarktes und auf eine Erhöhung der Beschäftigungsquote
älterer Arbeitnehmer nicht zuletzt aufgrund der allgemeinen Verlängerung des Arbeitslebens. In die Arbeitslosenlisten
eingetragen sind hingegen mehr als 4.000 Arbeitnehmer über 50 Jahre, das entspricht etwa einem Viertel aller
eingetragenen Arbeitslosen. Etwa drei Viertel dieser Arbeitnehmer sind seit mehr als drei Monaten arbeitslos, die
Tendenz zeigt dabei nach oben. "Unsere Anstrengungen gemeinsam mit den Sozialpartnern müssen daher dahingehen,
Arbeitsplätze für ältere Arbeitnehmer zu erhalten, Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen und Arbeitssuchende
zu unterstützen", resümierte Landesrätin Stocker die Herausforderungen.
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