Neues Zentrum für Altersmedizin am Kepler Uniklinikum

 

erstellt am
10. 06. 16
11:00 MEZ

Linz (lk) - Steigende Lebenserwartung und Alterung der Gesellschaft bringen neue Herausforderungen für die Medizin mit sich. Komplexe altersspezifische Krankheitsbilder erfordern gebündelte Kompetenz und fächerübergreifende Zusammenarbeit. Das Kepler Uniklinikum nützt seine exzellenten Voraussetzungen und gründet ein Zentrum für Altersmedizin. Im Interesse von Forschung, Lehre und Patientenversorgung.

Aktuelle Prognosen besagen, dass 2030 in Österreich fast jeder Dritte 60 Jahre oder älter sein wird. Für Landeshauptmann und OÖ-Gesundheitsreferent Josef Pühringer verbirgt sich dahinter zu allererst eine gute Nachricht: "Die verbesserten Lebensumstände der Menschen und der stetige medizinische Fortschritt erhöhen kontinuierlich die Lebenserwartung. Diese demografische Entwicklung bedingt aber auch, dass Krankheitsbilder in den Vordergrund treten, die insbesondere im höheren Alter vorkommen. Hier sehe ich das Kepler Universitätsklinikum gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät der JKU gefordert." Auch Bürgermeister Klaus Luger erkennt in dieser Entwicklung einen klaren Auftrag für das Linzer Uniklinikum: Es gilt durch innovative Methoden die Zahl der gesunden Lebensjahre zu maximieren und eine möglichst hohe Lebensqualität im Alter sicherzustellen."

Im Kepler Uniklinikum beschäftigt man sich bereits intensiv mit dem Thema Altersmedizin. Der Ärztliche Direktor und Geschäftsführer Heinz Brock verweist darauf, dass "Krankheitsbilder wie bspw. Demenz oder degenerative Erkrankungen des Bewegungsapparates zunehmend komplex werden, was bedeutet, dass sie auf mehrere Ursachen zurückzuführen sind. Für eine effektive Behandlung braucht es daher die Expertise unterschiedlicher Fachrichtungen", betont Brock. Das Kepler Universitätsklinikum bildet als zweitgrößtes Krankenhaus Österreichs mit mehr als 50 unterschiedlichen Leistungsbereichen eine enorme Vielfalt an medizinischen Kompetenzen ab. Das bedeute ideale Voraussetzungen für ein Zentrum für Altersmedizin, meint Brock und führt weiter aus: "Hier werden wir all jene Leistungsbereiche bündeln, die für die Versorgung von Menschen im höheren Alter typischerweise entscheidend sind.

Auch Lehre und klinische Forschung will man im Zusammenhang mit Altersmedizin forcieren. Die entsprechenden Erkenntnisse daraus sollen unmittelbar in die Patientenversorgung einfließen. Dazu die Geschäftsführerin des Kepler Uniklinikums, Elgin Drda: "Mit der Etablierung eines Zentrums für Altersmedizin möchten wir der wissenschaftlichen Schwerpunktsetzung der Johannes Kepler Universität Rechnung tragen. Gemeinsam können Universität und Klinikum eine führende Stellung in der Altersmedizin erreichen, wovon Studierende und Patienten gleichermaßen profitieren."


Kardiologie, Neurologie, Neurologisch-Psychiatrische Gerontologie und Orthopädie
Die Kernleistungsbereiche des Zentrums für Altersmedizin
Die medizintechnische Ausstattung des Kepler Uniklinikums ist am neuesten Entwicklungsstand und bestens geeignet, diagnostische Fragestellungen und Forschungsprogramme in der Altersmedizin zu bearbeiten. Genauso exzellent ist die Expertise der Mitarbeiter/-innen in allen relevanten Fachgebieten. Das Zentrum für Altersmedizin wird von insgesamt 4 Kernleistungsbereichen betrieben: Interne 1 (Kardiologie und Internistische Intensivmedizin), Neurologie, Neurologisch-Psychiatrische Gerontologie und Orthopädie. Bei der Zentrumskonferenz am 18. Mai wurde Primarius Dozent Tim J. von Oertzen zum Leiter des Zentrums gewählt.

Die Klinik für Neurologie 1 und die Klinik für Neurologie 2 mit dem Department für Akutgeriatrie und Remobilisation sowie die Klinik für Neurologisch-Psychiatrische Gerontologie bieten umfassende Expertise für die neurowissenschaftlichen Themen der Altersmedizin. "Mit hochmodernen neurophysiologischen Untersuchungsgeräten, einem spezialisierten Bildgebungszentrum inkl. Neuronuklearmedizin und einem computerisierten Diagnosesystem für Ganganalysen lassen sich sowohl Behandlungsentscheidungen bei altersbedingten Erkrankungen absichern, als auch Daten für wissenschaftliche Studien erheben", betont der Vorstand der Klinik für Neurologie 1, Primarius von Oertzen als Leiter des Zentrums für Altersmedizin.

Die Klinik für Orthopädie verfügt in der Endoprothetik über eine Methodenkompetenz, die es erlaubt auch in der speziellen Situation der älteren Patientinnen und Patienten mit schlechtem Bandapparat und reduziert belastbaren Knochen die Funktion wiederherzustellen. Mit dem Institut für Nuklearmedizin und Endokrinologie können präventive Strategien für osteoporotische Krankheitsfolgen wissenschaftlich erarbeitet werden und dem Institut für Physikalische Medizin und der Klinik für Remobilisation und Nachsorge stehen Einrichtungen für eine optimale postoperative Nachbetreuung speziell der älteren Patientinnen und Patienten zur Verfügung.

Die Klinik für Interne I mit dem Schwerpunkt Kardiologie und Internistische Intensivmedizin zeichnet sich durch höchste Versorgungsqualität bei allen Formen der Herzerkrankungen aus und ist eine der wissenschaftlich produktivsten Fachbereiche des Universitätsklinikums. Die Implantation von Herzklappen über die Leistenarterie ist bspw. eine hochspezialisierte Behandlungsmethode, welche aufgrund sehr geringer Invasivität auch im höheren Lebensalter beste Erfolge zeitigt.

Umfassende medizinische Expertise an Österreichs zweitgrößtem Krankenhaus
Vernetzte Kompetenzen als Innovationsturbo
Neben den Kernleistungsbereichen sind alle anderen medizinischen Leistungsbereiche am Kepler Uniklinikum in das Netzwerk des Zentrums eingebunden. "Gemeinsam kann man die bestgeeignete Behandlung für Patientinnen und Patienten mit hochkomplexen altersbedingten Krankheiten ermöglichen und innovative Therapiemethoden beforschen", betont Primarius von Oertzen als Leiters des Zentrums für Altersmedizin.

Die Klinik für Interne 2 deckt speziell mit den Fachbereichen Rheumatologie und Stoffwechselerkrankungen häufige medizinische Fragestellungen bei Patientinnen und Patienten im höheren Lebensalter ab. Ebenso sind die Klinik für Interne 3 - Schwerpunkt Onkologie und die Klinik für Augenheilkunde in das umfassende Behandlungskonzept der Altersmedizin eingebunden. Erstere, weil bei den im höheren Lebensalter auftretenden Krebserkrankungen teilweise eigene Behandlungsstrategien benötigt werden und zweitere, weil degenerative Augenerkrankungen sehr häufige Begleiterscheinungen in der Altersmedizin darstellen.


Demenz, Delir, Gangstörungen und Osteoporose
Die Schwerpunkte des Zentrums für Altersmedizin
Die spezifischen Schwerpunkte des Zentrums fokussieren auf die mentalen Abbauprozesse einerseits und die Einschränkungen der Mobilität andererseits. Die mentalen Abbauprozesse äußern sich sowohl in den vielfältigen Erscheinungsformen der Demenz, als auch in dem Krankheitsbild des Delirs. Die Einschränkungen der Mobilität sind auf Gelenksabnützung, Osteoporose und Gangstörungen unterschiedlichster Ursachen zurückzuführen.

Demenz
Neurodegenerative Prozesse sind die Ursache der wichtigsten geriatrischen Krankheitsbilder, wie z.B. der Alzheimer-Demenz. Klinische und wissenschaftliche Expertise für Demenzerkrankungen besteht in hohem Ausmaß am Kepler Universitätsklinikum und soll im Zentrum für Klinische Altersmedizin gebündelt zur Anwendung kommen. Neue zell- und molekularbiologische Forschungsansätze sollen dabei ebenso verfolgt werden wie Erkenntnisse aus der Verhaltenspsychologie.

Delir
Unter einem Delir versteht man ein Krankheitsbild, bei dem neben einer Einschränkung des Bewusstseins und der Aufmerksamkeit noch verschiedene weitere Symptome vorliegen müssen.
Die wichtigsten Risikofaktoren für das Auftreten eines Delirs sind das Alter, eine kognitive Beeinträchtigung und Hör- oder Sehbehinderungen. Die Sterblichkeit bei einem Delir ist ähnlich hoch wie die bei einem akuten Herzinfarkt oder bei einer Blutvergiftung. Zusätzlich kommt es zu einer erheblichen Verlängerung des Spitalaufenthaltes und bei fast der Hälfte der Patienten kommt es nach Abklingen eines Delirs zu einer dauerhaften Verschlechterung der kognitiven Funktionen. Durch die Einführung von Maßnahmen zur Risikoerkennung und Prophylaxe soll die Häufigkeit und Ausprägung eines Delirs bei Patienten des Kepler Universitätsklinikum vermindert werden.

Gangstörungen
Gangstörungen treten im Alter häufig auf und führen zu Stürzen mit Verletzungsfolgen und Immobilität. Sie haben oft mehrfache medizinische Ursachen (neurologische, orthopädische, internistische, psychiatrische Erkrankungen, Sehstörungen, körperliche Schwäche etc.). Plötzliche Stürze können durch epileptische Anfälle oder neurologisch-bedingtes Kreislaufversagen verursacht sein aber auch in kardialen Ereignissen begründet sein. Außerdem können sie Folge medikamentöser Mehrfachbehandlungen und von Lebensstilfaktoren (körperliche Inaktivität, Übergewicht) sein. Das Management von Gangstörungen bedarf eines interdiziplinären medizinischen Ansatzes unter Einbeziehung von Neuropsychologie, physikalischer Medizin, der Therapieberufe, der Pflege und des Sozialdienstes. Im Zentrum für Altersmedizin werden Patientinnen und Patienten mit Gangstörungen nach standardisierten Diagnoseverfahren erfasst und abgeklärt. Anschließend wird von allen Fachdisziplinen des Zentrums gemeinsam der Therapieplan erstellt, der nach dem stationären Aufenthalt auch ambulant beim Hausarzt durchgeführt werden kann. Ein Spezialbereich dabei ist die Sturz-Prävention, wofür bereits spezifische Trainingsprogramme im Kepler Universitätsklinikum eingeführt wurden.

Osteoporose (Knochenschwund)
Das Kepler Universitätsklinikum ist in der Lage, bei Osteoporose praktisch alle diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten aus einer Hand anzubieten. Gerade die Osteoporosebehandlung stellt ein interdisziplinäres Verfahren dar. Im Rahmen des Zentrums für Altersmedizin werden fächerübergreifende Behandlungen zu Prophylaxe, zu medikamentöser Therapie und Schmerztherapie und zur speziellen Problematik der operativen Therapie angeboten. Im Bereich Forschung und Lehre, werden Publikationen und Vorträge im Rahmen des Zentrums für Altersmedizin als klarer Schwerpunkt gesetzt.


Fächerübergreifende Betreuung und regelmäßige Evaluierung
Patientenaufnahme im Zentrum für Altersmedizin
Patientinnen und Patienten erleben das Zentrum für Altersmedizin als fächerübergreifende Betreuung durch die jeweils kompetentesten Ärztinnen und Ärzte des Kepler Universitätsklinikums. Unabhängig davon, an welcher Abteilung oder an welchem Standort sie im Kepler Uniklinikum aufgenommen wurden, kommen sie nach vorgegebenen Kriterien auf einen Behandlungspfad, welcher sie standardmäßig zu der für sie bestgeeigneten Behandlung leitet.

Die Behandlungsteams sind abgestimmt. Sie kontrollieren und evaluieren die Behandlungserfolge in regelmäßigen fächerübergreifenden Zentrumskonferenzen. Die Behandlungspfade werden durch die Auswertung der Ergebnisse, aber auch durch ständigen wissenschaftlichen Erfahrungsaustausch kontinuierlich aktualisiert und verbessert. "Dadurch sind die Patientinnen und Patienten des Zentrums für Altersmedizin immer am allerneuesten Stand der Medizin versorgt. Die forschungsgeleiteten neuen Behandlungspfade sollen andererseits wissenschaftliche Erkenntnisse liefern, welche den medizinischen Fortschritt unterstützen", betont Primarius von Oertzen als Leiter des Zentrums für Altersmedizin.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.kepleruniklinikum.at

 

 

 

 

 

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