Linz (lk) - Steigende Lebenserwartung und Alterung der Gesellschaft bringen neue Herausforderungen für
die Medizin mit sich. Komplexe altersspezifische Krankheitsbilder erfordern gebündelte Kompetenz und fächerübergreifende
Zusammenarbeit. Das Kepler Uniklinikum nützt seine exzellenten Voraussetzungen und gründet ein Zentrum
für Altersmedizin. Im Interesse von Forschung, Lehre und Patientenversorgung.
Aktuelle Prognosen besagen, dass 2030 in Österreich fast jeder Dritte 60 Jahre oder älter sein wird.
Für Landeshauptmann und OÖ-Gesundheitsreferent Josef Pühringer verbirgt sich dahinter zu allererst
eine gute Nachricht: "Die verbesserten Lebensumstände der Menschen und der stetige medizinische Fortschritt
erhöhen kontinuierlich die Lebenserwartung. Diese demografische Entwicklung bedingt aber auch, dass Krankheitsbilder
in den Vordergrund treten, die insbesondere im höheren Alter vorkommen. Hier sehe ich das Kepler Universitätsklinikum
gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät der JKU gefordert." Auch Bürgermeister Klaus Luger erkennt
in dieser Entwicklung einen klaren Auftrag für das Linzer Uniklinikum: Es gilt durch innovative Methoden die
Zahl der gesunden Lebensjahre zu maximieren und eine möglichst hohe Lebensqualität im Alter sicherzustellen."
Im Kepler Uniklinikum beschäftigt man sich bereits intensiv mit dem Thema Altersmedizin. Der Ärztliche
Direktor und Geschäftsführer Heinz Brock verweist darauf, dass "Krankheitsbilder wie bspw. Demenz
oder degenerative Erkrankungen des Bewegungsapparates zunehmend komplex werden, was bedeutet, dass sie auf mehrere
Ursachen zurückzuführen sind. Für eine effektive Behandlung braucht es daher die Expertise unterschiedlicher
Fachrichtungen", betont Brock. Das Kepler Universitätsklinikum bildet als zweitgrößtes Krankenhaus
Österreichs mit mehr als 50 unterschiedlichen Leistungsbereichen eine enorme Vielfalt an medizinischen Kompetenzen
ab. Das bedeute ideale Voraussetzungen für ein Zentrum für Altersmedizin, meint Brock und führt
weiter aus: "Hier werden wir all jene Leistungsbereiche bündeln, die für die Versorgung von Menschen
im höheren Alter typischerweise entscheidend sind.
Auch Lehre und klinische Forschung will man im Zusammenhang mit Altersmedizin forcieren. Die entsprechenden Erkenntnisse
daraus sollen unmittelbar in die Patientenversorgung einfließen. Dazu die Geschäftsführerin des
Kepler Uniklinikums, Elgin Drda: "Mit der Etablierung eines Zentrums für Altersmedizin möchten wir
der wissenschaftlichen Schwerpunktsetzung der Johannes Kepler Universität Rechnung tragen. Gemeinsam können
Universität und Klinikum eine führende Stellung in der Altersmedizin erreichen, wovon Studierende und
Patienten gleichermaßen profitieren."
Kardiologie, Neurologie, Neurologisch-Psychiatrische Gerontologie und Orthopädie
Die Kernleistungsbereiche des Zentrums für Altersmedizin
Die medizintechnische Ausstattung des Kepler Uniklinikums ist am neuesten Entwicklungsstand und bestens geeignet,
diagnostische Fragestellungen und Forschungsprogramme in der Altersmedizin zu bearbeiten. Genauso exzellent ist
die Expertise der Mitarbeiter/-innen in allen relevanten Fachgebieten. Das Zentrum für Altersmedizin wird
von insgesamt 4 Kernleistungsbereichen betrieben: Interne 1 (Kardiologie und Internistische Intensivmedizin), Neurologie,
Neurologisch-Psychiatrische Gerontologie und Orthopädie. Bei der Zentrumskonferenz am 18. Mai wurde Primarius
Dozent Tim J. von Oertzen zum Leiter des Zentrums gewählt.
Die Klinik für Neurologie 1 und die Klinik für Neurologie 2 mit dem Department für Akutgeriatrie
und Remobilisation sowie die Klinik für Neurologisch-Psychiatrische Gerontologie bieten umfassende Expertise
für die neurowissenschaftlichen Themen der Altersmedizin. "Mit hochmodernen neurophysiologischen Untersuchungsgeräten,
einem spezialisierten Bildgebungszentrum inkl. Neuronuklearmedizin und einem computerisierten Diagnosesystem für
Ganganalysen lassen sich sowohl Behandlungsentscheidungen bei altersbedingten Erkrankungen absichern, als auch
Daten für wissenschaftliche Studien erheben", betont der Vorstand der Klinik für Neurologie 1, Primarius
von Oertzen als Leiter des Zentrums für Altersmedizin.
Die Klinik für Orthopädie verfügt in der Endoprothetik über eine Methodenkompetenz, die es
erlaubt auch in der speziellen Situation der älteren Patientinnen und Patienten mit schlechtem Bandapparat
und reduziert belastbaren Knochen die Funktion wiederherzustellen. Mit dem Institut für Nuklearmedizin und
Endokrinologie können präventive Strategien für osteoporotische Krankheitsfolgen wissenschaftlich
erarbeitet werden und dem Institut für Physikalische Medizin und der Klinik für Remobilisation und Nachsorge
stehen Einrichtungen für eine optimale postoperative Nachbetreuung speziell der älteren Patientinnen
und Patienten zur Verfügung.
Die Klinik für Interne I mit dem Schwerpunkt Kardiologie und Internistische Intensivmedizin zeichnet sich
durch höchste Versorgungsqualität bei allen Formen der Herzerkrankungen aus und ist eine der wissenschaftlich
produktivsten Fachbereiche des Universitätsklinikums. Die Implantation von Herzklappen über die Leistenarterie
ist bspw. eine hochspezialisierte Behandlungsmethode, welche aufgrund sehr geringer Invasivität auch im höheren
Lebensalter beste Erfolge zeitigt.
Umfassende medizinische Expertise an Österreichs zweitgrößtem Krankenhaus
Vernetzte Kompetenzen als Innovationsturbo
Neben den Kernleistungsbereichen sind alle anderen medizinischen Leistungsbereiche am Kepler Uniklinikum in das
Netzwerk des Zentrums eingebunden. "Gemeinsam kann man die bestgeeignete Behandlung für Patientinnen
und Patienten mit hochkomplexen altersbedingten Krankheiten ermöglichen und innovative Therapiemethoden beforschen",
betont Primarius von Oertzen als Leiters des Zentrums für Altersmedizin.
Die Klinik für Interne 2 deckt speziell mit den Fachbereichen Rheumatologie und Stoffwechselerkrankungen häufige
medizinische Fragestellungen bei Patientinnen und Patienten im höheren Lebensalter ab. Ebenso sind die Klinik
für Interne 3 - Schwerpunkt Onkologie und die Klinik für Augenheilkunde in das umfassende Behandlungskonzept
der Altersmedizin eingebunden. Erstere, weil bei den im höheren Lebensalter auftretenden Krebserkrankungen
teilweise eigene Behandlungsstrategien benötigt werden und zweitere, weil degenerative Augenerkrankungen sehr
häufige Begleiterscheinungen in der Altersmedizin darstellen.
Demenz, Delir, Gangstörungen und Osteoporose
Die Schwerpunkte des Zentrums für Altersmedizin
Die spezifischen Schwerpunkte des Zentrums fokussieren auf die mentalen Abbauprozesse einerseits und die Einschränkungen
der Mobilität andererseits. Die mentalen Abbauprozesse äußern sich sowohl in den vielfältigen
Erscheinungsformen der Demenz, als auch in dem Krankheitsbild des Delirs. Die Einschränkungen der Mobilität
sind auf Gelenksabnützung, Osteoporose und Gangstörungen unterschiedlichster Ursachen zurückzuführen.
Demenz
Neurodegenerative Prozesse sind die Ursache der wichtigsten geriatrischen Krankheitsbilder, wie z.B. der Alzheimer-Demenz.
Klinische und wissenschaftliche Expertise für Demenzerkrankungen besteht in hohem Ausmaß am Kepler Universitätsklinikum
und soll im Zentrum für Klinische Altersmedizin gebündelt zur Anwendung kommen. Neue zell- und molekularbiologische
Forschungsansätze sollen dabei ebenso verfolgt werden wie Erkenntnisse aus der Verhaltenspsychologie.
Delir
Unter einem Delir versteht man ein Krankheitsbild, bei dem neben einer Einschränkung des Bewusstseins
und der Aufmerksamkeit noch verschiedene weitere Symptome vorliegen müssen.
Die wichtigsten Risikofaktoren für das Auftreten eines Delirs sind das Alter, eine kognitive Beeinträchtigung
und Hör- oder Sehbehinderungen. Die Sterblichkeit bei einem Delir ist ähnlich hoch wie die bei einem
akuten Herzinfarkt oder bei einer Blutvergiftung. Zusätzlich kommt es zu einer erheblichen Verlängerung
des Spitalaufenthaltes und bei fast der Hälfte der Patienten kommt es nach Abklingen eines Delirs zu einer
dauerhaften Verschlechterung der kognitiven Funktionen. Durch die Einführung von Maßnahmen zur Risikoerkennung
und Prophylaxe soll die Häufigkeit und Ausprägung eines Delirs bei Patienten des Kepler Universitätsklinikum
vermindert werden.
Gangstörungen
Gangstörungen treten im Alter häufig auf und führen zu Stürzen mit Verletzungsfolgen und
Immobilität. Sie haben oft mehrfache medizinische Ursachen (neurologische, orthopädische, internistische,
psychiatrische Erkrankungen, Sehstörungen, körperliche Schwäche etc.). Plötzliche Stürze
können durch epileptische Anfälle oder neurologisch-bedingtes Kreislaufversagen verursacht sein aber
auch in kardialen Ereignissen begründet sein. Außerdem können sie Folge medikamentöser Mehrfachbehandlungen
und von Lebensstilfaktoren (körperliche Inaktivität, Übergewicht) sein. Das Management von Gangstörungen
bedarf eines interdiziplinären medizinischen Ansatzes unter Einbeziehung von Neuropsychologie, physikalischer
Medizin, der Therapieberufe, der Pflege und des Sozialdienstes. Im Zentrum für Altersmedizin werden Patientinnen
und Patienten mit Gangstörungen nach standardisierten Diagnoseverfahren erfasst und abgeklärt. Anschließend
wird von allen Fachdisziplinen des Zentrums gemeinsam der Therapieplan erstellt, der nach dem stationären
Aufenthalt auch ambulant beim Hausarzt durchgeführt werden kann. Ein Spezialbereich dabei ist die Sturz-Prävention,
wofür bereits spezifische Trainingsprogramme im Kepler Universitätsklinikum eingeführt wurden.
Osteoporose (Knochenschwund)
Das Kepler Universitätsklinikum ist in der Lage, bei Osteoporose praktisch alle diagnostischen und therapeutischen
Möglichkeiten aus einer Hand anzubieten. Gerade die Osteoporosebehandlung stellt ein interdisziplinäres
Verfahren dar. Im Rahmen des Zentrums für Altersmedizin werden fächerübergreifende Behandlungen
zu Prophylaxe, zu medikamentöser Therapie und Schmerztherapie und zur speziellen Problematik der operativen
Therapie angeboten. Im Bereich Forschung und Lehre, werden Publikationen und Vorträge im Rahmen des Zentrums
für Altersmedizin als klarer Schwerpunkt gesetzt.
Fächerübergreifende Betreuung und regelmäßige Evaluierung
Patientenaufnahme im Zentrum für Altersmedizin
Patientinnen und Patienten erleben das Zentrum für Altersmedizin als fächerübergreifende Betreuung
durch die jeweils kompetentesten Ärztinnen und Ärzte des Kepler Universitätsklinikums. Unabhängig
davon, an welcher Abteilung oder an welchem Standort sie im Kepler Uniklinikum aufgenommen wurden, kommen sie nach
vorgegebenen Kriterien auf einen Behandlungspfad, welcher sie standardmäßig zu der für sie bestgeeigneten
Behandlung leitet.
Die Behandlungsteams sind abgestimmt. Sie kontrollieren und evaluieren die Behandlungserfolge in regelmäßigen
fächerübergreifenden Zentrumskonferenzen. Die Behandlungspfade werden durch die Auswertung der Ergebnisse,
aber auch durch ständigen wissenschaftlichen Erfahrungsaustausch kontinuierlich aktualisiert und verbessert.
"Dadurch sind die Patientinnen und Patienten des Zentrums für Altersmedizin immer am allerneuesten Stand
der Medizin versorgt. Die forschungsgeleiteten neuen Behandlungspfade sollen andererseits wissenschaftliche Erkenntnisse
liefern, welche den medizinischen Fortschritt unterstützen", betont Primarius von Oertzen als Leiter
des Zentrums für Altersmedizin.
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