Wien (rk) - In diesem Jahr geht der Leon Zelman Preis 2016 an die Historikerin und Journalistin Gabriele Anderl.
Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird von der Stadt Wien gestiftet. Die Auszeichnung wurde am 09.06. von
Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny im Wiener Rathaus übergeben. „Gabriele Anderl ist eine international
renommierte Historikerin und Publizistin“, gratuliert Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny der Wissenschaftlerin
zum Leon-Zelman-Preis für Dialog und Verständigung. „In ihren Forschungsarbeiten widmet sie sich den
Themen Flucht und Vertreibung in der Zeit des Nationalsozialismus wie auch in der Gegenwart. Mit der Methode der
„oral history“ ist es Anderl gelungen, neue Erkenntnisse aus den Gesprächen und Schilderungen mit ZeitzeugInnen
zu gewinnen. Sie ist jedoch nicht nur eine engagierte Forscherin, sondern auch eine unermüdliche Vermittlerin,
die mit ihrem publizistischen Werk eine Brücke zwischen den Kulturen und Zeiten schlägt“, schloss Mailath.
„Die Historikerin, Exilforscherin und Wissenschaftsjournalistin Gabriele Anderl setzt sich in ihrer Arbeit seit
Jahren umfassend mit der Entrechtung, Beraubung, Vertreibung, der Flucht und dem Exil Wiener Jüdinnen und
Juden auseinander. Darüber hinaus erforscht sie Parallelen zwischen den heutigen Flüchtlingsbewegungen
und 1938 -ohne diese gleichzusetzen. Ihr Engagement und ihre Empathie spiegeln sich nicht nur in ihrer wissenschaftlichen
Arbeit wider sondern auch in ihrem zivilgesellschaftlichen Engagement für Flüchtlinge“, so die Begründung
der Jury.
Gabriele Anderl, ist freiberufliche Wissenschaftlerin mit umfangreicher Forschungstätigkeit und zahlreichen
wissenschaftlichen Publikationen im Bereich der Zeitgeschichte unter anderem zu den Themen Judenverfolgung, nationalsozialistische
Vertreibungs- und Vernichtungspolitik, Kunstraub, Flüchtlingspolitik in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg,
Exilforschung, Oral-History-Forschung sowie Afrikaner in Wien und Beziehungen Österreich – Äthiopien.
Als Autorin hat sie zahlreiche Bucherscheinungen u.a. gemeinsam mit Erika Weinzierl ("Vertreibung und Neubeginn.
Israelische Bürger österreichischer Herkunft") und mit Walter Manoschek ("Gescheiterte Flucht.
Der 'Kladovo-Transport' auf dem Weg nach Palästina 1939-1942") veröffentlicht. 1994 wurde ihr der
Käthe Leichter Preis verliehen. Sie ist Leiterin von zwei Forschungsprojekten im Rahmen der Österreichischen
Historikerkommission: "Die Zentralstelle für jüdische Auswanderung als Beraubungsinstitution"
und "Die 'Arisierung' von Mobilien" und Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für
Exilforschung.
Der Preis
Die Auszeichnung wird seit 2013 im Gedenken an Leon Zelman und seinem Wirken als langjähriger Leiter des
Jewish Welcome Service und Herausgeber der Zeitschrift "Das Jüdische Echo" einmal jährlich
verliehen. Sie ergeht an Personen, Projekte und Organisationen, die sich für Dialog, Erinnern und das Engagement
gegen Rassismus und Antisemitismus verdient gemacht haben.
Jewish Welcome Service
1980 wurde die Organisation auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Leopold Gratz und des Stadtrates
Heinz Nittel gemeinsam mit dem 2007 verstorbenen Leon Zelman gegründet. Präsident ist der jeweilige Bürgermeister
der Stadt Wien. Hauptaufgaben sind Besuchsprogramme für vertriebene jüdische Bürgerinnen und Bürger
und ihre Nachkommen, Studienreisen für die jüngere Generation sowie die Förderung von Gedenk- und
Erinnerungsinitiativen. Seit dem Jahr 2012 unterstützt auch der Wiener Städtische Versicherungsverein,
Hauptaktionär der Vienna Insurance Group, die Arbeit des Jewish Welcome Service.
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