Lehrbehelfe für hauptamtliche LehrerInnen und ehrenamtliche SprachbegleiterInnen
Innsbruck (lk) - „Das Erlernen der Landessprache ist ein wesentliches Element der Integration“, betont Sozial-
und Integrationslandesrätin Christine Baur. Aus diesem Grund können AsylwerberInnen auch ab dem ersten
Tag in einer Tiroler AsylwerberInnenunterkunft mit Deutschkursen beginnen, die seit Anfang des Jahres auf professioneller
Basis von der GemNova angeboten und koordiniert werden. „Dass nun auch der Bund Deutschkurse im Asylverfahren fördert
beweist einmal mehr, dass wir in Tirol auf dem richtigen Weg sind“, so LRin Baur.
An insgesamt 57 Standorten in Tirol werden aktuell Deutschkurse angeboten. Da kleinere Unterkünfte derzeit
mit mobilen Lösungen versorgt werden, entspricht dies einer Abdeckung von 88 Prozent. „Insgesamt 53 Lehrerinnen
und Lehrer mit unterschiedlichem Beschäftigungsausmaß unterrichten rund 185 Kursgruppen, dies entspricht
750 Unterrichtseinheiten pro Woche“, informiert Sabine Kroneder, Leiterin des Projekts Deutschkurse für AsylwerberInnen
in der GemNova. Ein/e AsylwerberIn besucht durchschnittlich 4 Unterrichtsstunden pro Woche.
Ergänzt und intensiviert werden die hauptamtlichen Kurse durch eine ehrenamtliche Sprachbegleitung – im Bereich
der Freiwilligenarbeit wurden von der GemNova bereits elf Workshops für ehrenamtliche SprachbegleiterInnen
in fünf Bezirken abgehalten, um auch den freiwilligen HelferInnen das nötige Know-How für die Vermittlung
von Deutsch als Zweitsprache näherzubringen.
Praxisnahe Unterrichtsthemen
„Die große Herausforderung ist es, das Unterrichtsmaterial, das einerseits in den Kursen, andererseits in
der Sprachbegleitung verwendet wird, so zu gestalten, dass verschiedene Leistungsniveaus, verschiedene Altersgruppen
und auch verschiedene Vorkenntnisse berücksichtigt werden können“, erläutert LRin Baur. Gleichzeitig
müssen die Inhalte auf die Bedürfnisse und die Lebenswelt der Lernenden ausgerichtet sein sowie ihnen
die Erstorientierung und infolge die Integration in die österreichische Gesellschaft erleichtern. „Ziel bei
der Gestaltung der Unterrichtsmaterialien ist es, durch praxisrelevante Unterrichtsthemen die Asylwerberinnen und
Asylwerber über den Spracherwerb hinaus für verschiedene Bereiche des öffentlichen Lebens vorzubereiten“,
so Kroneder.
Dafür wurden die Kursinhalte und die Unterrichtsmaterialen in thematisch abgegrenzte Module untergliedert.
„Der Vorteil in dieser modularen Gliederung liegt darin, dass Inhalte niveauübergreifend einsetzbar sind und
keine bestimmte Chronologie – etwa bei der Vermittlung der Grammatik – voraussetzen. Versäumte Unterrichtsstunden
oder ein ‚Quereinstieg‘ in den Unterricht ist demzufolge kein Problem beim Spracherwerb“, fasst Kroneder die Vorzüge
dieser Didaktik zusammen. Gleichzeitig können die Module jederzeit aktualisiert, modifiziert und erweitert
werden, auch neue Module können entwickelt und in das Gesamtkonzept integriert werden. „Thematisch geordnete,
überschaubare Kursabschnitte machen den Lernerfolg sichtbarer und erhöhen so Motivation und Selbstvertrauen“,
hebt LRin Baur hervor.
Beispiel: Modul Gesundheit
Eines der Module behandelt das Thema Gesundheit. Dafür wurden sowohl Material für ehrenamtliche SprachbegleiterInnen
in Form einer Sprachbox, die sogenannte DeutschPlusBox, als auch Unterlagen für die hauptberuflichen LehrerInnen
erstellt. „Neben dem Wortschatz zu allen wichtigen Körperteilen, Organen und häufigen Krankheitsbildern
wird auch grundlegendes Wissen über den Aufbau und die Funktionsweise des menschlichen Körpers sowie
des österreichischen Gesundheitswesens vermittelt. Das Konzept der österreichischen Sozialversicherung
mit den verschiedenen Krankenkassen und die Funktion der E-Card werden ebenso behandelt wie die Unterscheidung
medizinischer Fachbereiche, die Überweisungen zu Spezialisten, Krankenhausaufenthalte und Operationen“, berichtet
Alexandra Leitner, in der GemNova zuständig für die Materialentwicklung und Ehrenamtsbetreuung. Ergänzt
werde dieses Wissen durch praktische Übungen zum Umgang mit Medikamenten, Verstehen von Beipacktexten und
dem richtigen Verhalten bei Unfällen. Ernährungsbewusstsein, Zahngesundheit, und Bewegung werden ebenso
thematisiert wie Schwangerschaft und Verhütung, Volkskrankheiten, Gesundheitsvorsorge, Hygiene und gängige
Hausmittel. „Ein besonderer Fokus wird auf der Vermittlung und Einübung von Praxissituation, wie der Orientierung
im Krankenhausgelände oder der Terminvereinbarung bei Ärztinnen und Ärzten gelegt“, führt Leitner
weiter aus.
In Ausarbeitung bzw. in Planung sind bereits die Module Landes- und Kulturkunde/Leben in Österreich; Gesellschaft
und Beziehungen; Politik, Recht und Verwaltungsstrukturen; Natur und Umwelt sowie ein Modul zur Lese-, Schreib
und Medienkompetenz.
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