Wien (wifo) - Gemäß der aktuellen Quartalsrechnung des WIFO stieg das reale Bruttoinlandsprodukt
in Österreich im I. Quartal 2016 gegenüber dem Vorquartal um 0,5% (auf Basis der Trend-Zyklus-Komponente).
Nach einem robusten Verlauf im Vorjahr beschleunigte sich die Konjunktur damit weiter. Maßgebend für
den Wachstumsschub war die inländische Nachfrage. Das Bild der Vorlaufindikatoren verbessert sich zwar zunehmend,
die allgemeine Stimmung ist jedoch nach wie vor verhalten.
Die Weltwirtschaft expandierte im I. Quartal 2016 ähnlich wie Ende 2015 nur verhalten. In den Schwellenländern
scheint sich die Konjunktur zuletzt stabilisiert zu haben, nachdem sie sich im Laufe des Jahres 2015 deutlich eingetrübt
hatte. So dürften in China die wirtschaftspolitischen Bemühungen um eine Stimulierung der Wirtschaft
erste Erfolge erzielt haben, und in Russland schwächten sich die rezessiven Tendenzen ab. Unter den Industrieländern
blieb die Expansion zu Jahresbeginn vor allem in den USA gedämpft, während sie sich im Euro-Raum im I.
Quartal merklich beschleunigte. Das Wachstum der Weltwirtschaft dürfte in den nächsten Monaten allmählich
etwas anziehen; Auftrieb erhält es von der nach wie vor robusten Entwicklung in den führenden Industrieländern
und dem Abklingen der tiefen Rezession in einigen großen Schwellenländern. Darauf weist auch der jüngste
Anstieg der Rohstoffpreise hin.
In Österreich erhöhte sich das Wachstum Anfang 2016 merklich. Angesichts der verhaltenen Weltkonjunktur
und des eher trüben Bildes der Vorlaufindikatoren für Österreich ist diese Steigerung bemerkenswert.
Bestimmt wurde diese Entwicklung durch die Inlandsnachfrage. Vor allem der Konsum wuchs im I. Quartal 2016 dynamisch;
sowohl die private als auch die öffentliche Konsumnachfrage wurden um 0,3% ausgeweitet. Einen positiven Beitrag
zum Wachstum des BIP leisteten auch die Bruttoanlageinvestitionen (darunter die Ausrüstungs- und Bauinvestitionen),
sie stiegen im I. Quartal um 0,6%. Der Außenhandel lieferte neuerlich keinen positiven Beitrag zum Wirtschaftswachstum,
da die Importe stärker zunahmen als die Exporte.
Der Preisauftrieb ließ zuletzt abermals nach. Die Inflationsrate erreichte im April 2016 auf Basis des VPI
mit +0,5% (März +0,7%) den niedrigsten Wert seit Oktober 2009 (+0,2%). Der Beschäftigungsanstieg hielt
im Mai an, die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten erhöhte sich im Vormonatsvergleich saisonbereinigt
um 1.900. Im Vorjahresabstand stieg die Beschäftigtenzahl um 50.000 oder 1,5%. Die Arbeitslosenquote lag im
Mai (saisonbereinigt) bei 9,2%.
Methodische Hinweise und Kurzglossar
Periodenvergleiche
Zeitreihenvergleiche gegenüber der Vorperiode, z. B. dem Vorquartal, werden um jahreszeitlich bedingte Effekte
bereinigt. Dies schließt auch die Effekte ein, die durch eine unterschiedliche Zahl von Arbeitstagen in der
Periode ausgelöst werden (etwa Ostern). Im Gegensatz zu den an Eurostat gelieferten und auch von Statistik
Austria veröffentlichten "saison- und arbeitstägig bereinigten Veränderungen" der vierteljährlichen
BIP-Daten bereinigt das WIFO diese zusätzlich um irreguläre Schwankungen. Diese als Trend-Konjunktur-Komponente
bezeichneten Werte weisen einen ruhigeren Verlauf auf und machen Veränderungen des Konjunkturverlaufes besser
interpretierbar.
Die Formulierung "veränderte sich gegenüber dem Vorjahr . . ." beschreibt hingegen eine Veränderung
gegenüber der gleichen Periode des Vorjahres und bezieht sich auf unbereinigte Zeitreihen.
Die Analyse der saison- und arbeitstägig bereinigten Entwicklung liefert genauere Informationen über
den aktuellen Konjunkturverlauf und zeigt Wendepunkte früher an. Die Daten unterliegen allerdings zusätzlichen
Revisionen, da die Saisonbereinigung auf statistischen Methoden beruht.
Wachstumsüberhang
Der Wachstumsüberhang bezeichnet den Effekt der Dynamik im unterjährigen Verlauf (in saisonbereinigten
Zahlen) des vorangegangenen Jahres (t0) auf die Veränderungsrate des Folgejahres (t1). Er ist definiert als
die Jahresveränderungsrate des Jahres t1, wenn das BIP im Jahr t1 auf dem Niveau des IV. Quartals des Jahres
t0 (in saisonbereinigten Zahlen) bleibt.
Durchschnittliche Veränderungsraten
Die Zeitangabe bezieht sich auf Anfangs- und Endwert der Berechnungsperiode: Demnach beinhaltet die durchschnittliche
Rate 2005/2010 als 1. Veränderungsrate jene von 2005 auf 2006, als letzte jene von 2009 auf 2010.
Reale und nominelle Größen
Die ausgewiesenen Werte sind grundsätzlich real, also um Preiseffekte bereinigt, zu verstehen. Werden
Werte nominell ausgewiesen (z. B. Außenhandelsstatistik), so wird dies eigens angeführt.
Produzierender Bereich
Diese Abgrenzung schließt die NACE-2008-Abschnitte B, C und D (Bergbau und Gewinnung von Steinen und
Erden, Herstellung von Waren, Energieversorgung) ein und wird hier im internationalen Vergleich verwendet.
Inflation, VPI und HVPI
Die Inflationsrate misst die Veränderung der Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr. Der Verbraucherpreisindex
(VPI) ist ein Maßstab für die nationale Inflation. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ist
die Grundlage für die vergleichbare Messung der Inflation in der EU und für die Bewertung der Preisstabilität
innerhalb der Euro-Zone ( siehe auch http://www.statistik.at/
).
Die Kerninflation als Indikator der Geldpolitik ist nicht eindeutig definiert. Das WIFO folgt der gängigen
Praxis, für die Kerninflation die Inflationsrate ohne die Gütergruppen unverarbeitete Nahrungsmittel
und Energie zu verwenden. So werden knapp 87% der im österreichischen Warenkorb für den Verbraucherpreisindex
(VPI 2010) enthaltenen Güter und Dienstleistungen in die Berechnung der Kerninflation einbezogen.
WIFO-Konjunkturtest und WIFO-Investitionstest
Der WIFO-Konjunkturtest ist eine monatliche Befragung von rund 1.500 österreichischen Unternehmen zur Einschätzung
ihrer aktuellen und künftigen wirtschaftlichen Lage. Der WIFO-Investitionstest ist eine halbjährliche
Befragung von Unternehmen zu ihrer Investitionstätigkeit ( http://www.konjunkturtest.at/ ). Die Indikatoren
sind Salden zwischen dem Anteil der positiven und jenem der negativen Meldungen an der Gesamtzahl der befragten
Unternehmen.
Arbeitslosenquote
Österreichische Definition: Anteil der zur Arbeitsvermittlung registrierten Personen am Arbeitskräfteangebot
der Unselbständigen. Das Arbeitskräfteangebot ist die Summe aus Arbeitslosenbestand und unselbständig
Beschäftigten (gemessen in Standardbeschäftigungsverhältnissen). Datenbasis: Registrierungen bei
AMS und Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger.
Definition gemäß ILO und Eurostat: Als arbeitslos gelten Personen, die nicht erwerbstätig sind
und aktiv einen Arbeitsplatz suchen. Als erwerbstätig zählt, wer in der Referenzwoche mindestens 1 Stunde
selbständig oder unselbständig gearbeitet hat. Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, und Lehrlinge
zählen zu den Erwerbstätigen, nicht hingegen Präsenz- und Zivildiener. Die Arbeitslosenquote ist
der Anteil der Arbeitslosen an allen Erwerbspersonen (Arbeitslose plus Erwerbstätige). Datenbasis:
Umfragedaten von privaten Haushalten (Mikrozensus).
Begriffe im Zusammenhang mit der österreichischen Definition der Arbeitslosenquote
Personen in Schulungen: Personen, die sich zum Stichtag in AMS-Schulungsmaßnahmen befinden. Für die
Berechnung der Arbeitslosenquote wird ihre Zahl weder im Nenner noch im Zähler berücksichtigt.
Unselbständig aktiv Beschäftigte: Zu den "unselbständig Beschäftigten" zählen
auch Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, sowie Präsenzdiener mit aufrechtem Beschäftigungsverhältnis.
Zieht man deren Zahl ab, so erhält man die Zahl der "unselbständig aktiv Beschäftigten".
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