Monitoringausschuss äußert sich zu Diskussion um Sonderschulen
Wien (bmask) - Seit einigen Tagen ist die Diskussion um Sonderschulen wieder aufgeflammt. "Leider",
so die Vorsitzende des Monitoringausschusses, Christina Wurzinger, "wird diese Diskussion noch immer auf einer
höchst emotionalen Ebene geführt. Ängste stehen dabei im Vordergrund und werden teilweise instrumentalisiert.
Eine sachliche Auseinandersetzung mit den Vorgaben der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen
findet dabei nicht statt." Diese garantiert Kindern das Menschenrecht auf inklusive und qualitativ hochwertige
Bildung - das betrifft sowohl Kinder mit als auch ohne Behinderungen. "Es gibt zahlreiche Schulversuche, die
zeigen, dass und wie dies in der Praxis fabelhaft umgesetzt werden kann - allein der politische Wille und eine
koordinierte Umsetzung fehlen", so Wurzinger.
Der Monitoringausschuss hat sich bereits mehrmals mit dem Thema inklusive und barrierefreie Bildung auseinandergesetzt
und dazu zwei ausführliche Stellungnahmen
verfasst.
"Das Wichtigste ist", so Wurzinger, "dass Inklusion nur auf der Grundlage des bestmöglichen
Ressourceneinsatzes funktioniert." Einfach Kinder mit Behinderungen in Regelklassen zu setzen, sei nicht der
Weg, den die Konvention vorgebe. Eben das sei der Unterschied zwischen Integration und Inklusion. "Inklusion
bedeutet, dass Schule so gestaltet wird, dass alle ihren Platz haben, und für alle Schülerinnen und Schüler
das bestmögliche Lernumfeld geschaffen wird", so Wurzinger weiter.
Bürgerinitiativen hatten die Sorge geäußert, dass die im Nationalen Aktionsplan vorgesehene stufenweise
Abschaffung der Sonderschulen nur eine versteckte Sparmaßnahme sei.
"Man muss", so Wurzinger, "das in den Sonderschulen durchaus vorhandene pädagogische Know-how
und sonstige Ressourcen in das Regelsystem überführen. Dann ist das kostenneutral und schafft auch teure
Parallelstrukturen wie die Sonderschule ab." Aber insgesamt sei es tatsächlich so, dass das derzeitige
österreichische Schulsystem eines der teuersten Europas sei, wobei bei den Schülerinnen und Schülern
letztlich am wenigsten Geld ankomme.
"Österreich setzt weiterhin in seiner Schulpolitik auf ein System umfassender Segregation", so Wurzinger.
Eine inklusive Schulpolitik müsse Teil einer umfassenden Schulreform sein, die die Chancengleichheit aller
fördere und die Schulen gegenüber den übermächtigen Zwischenebenen der Schulverwaltung stärke.
"Insgesamt", so Wurzinger abschließend, "muss die Ausbildung unserer Kinder der Gesellschaft
etwas wert sein. Die Chancengleichheit aller im Bildungssystem ist die beste Investition in die Zukunft."
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