Matinee im Burgtheater für Bundespräsident Heinz Fischer
Wien (bka) - „Am Anfang und am Ende jeder Würdigung von Heinz Fischer steht seine Frau Margit. Wenn
man nach Quellen sucht, wie sie einander kennengelernt hatten, dann findet man in den Erinnerungen von Margit Fischer
den bemerkenswerten Satz: ‚Es war eigentlich unmöglich, Heinz Fischer in sozialdemokratischen Kreisen in den
sechziger Jahren nicht zu begegnen. Heinz Fischer hatte eine interessante und teilweise exotische Liste für
Referate. Von ‚Die Programme der österreichischen Sozialdemokratie seit Hainfeld‘ über ‚Bebel, Lassalle
und Kautsky‘, ‚Die chinesische Revolution‘ bis ‚Die Entwicklung des Jazz anhand von Platten-Beispielen‘. Wie die
Geschichte weiterging, weiß man“, eröffnete Bundeskanzler Christian Kern am 19.06. seine Würdigung
von Bundespräsident Heinz Fischer.
„Am Anfang und am Ende jeder Würdigung von Heinz Fischer steht natürlich auch das, was wir die Ära
Kreisky nennen. Der gesellschaftliche Umbruch Österreichs in den siebziger und achtziger Jahren trägt
wie jeder Umbruch viele Namen - aber eine verlässliche Adresse für das, was ich mit 'Auf der richtigen
Seite stehen' umschreiben würde, ist Heinz Fischer“, fuhr Kern fort. Von der Affäre Borodajkewycz bis
zur Ablehnung des Vietnam-Krieges, von den Rechtsreformen Christian Brodas bis zum Umweltschutz, sei Fischer hervorgetreten:
Menschenrechte, Rechtsstaat, Demokratie, soziale Wohlfahrt sind die großen Errungenschaften der europäischen
Geschichte. „Das war auch die Mission der Generation Heinz Fischer und das ist, was ihn ausmacht. Dafür ist
ihm ein Platz gleich neben Bruno Kreisky im sozialdemokratischen Olymp sicher“, sagte der Bundeskanzler.
Als Präsident des Nationalrates habe Fischer „mit seiner Persönlichkeit eine demokratische Kultur geprägt,
dem Einander Zuhören den Rahmen gegeben.“ Es gebe viele Möglichkeiten von Heinz Fischer zu lernen. „Besonders
die Methode des politischen Diskurses, der immer davon geprägt gewesen ist, zuerst zu denken und dann zu sprechen“.
Damit habe der scheidende Präsident viel zum politischen Ausgleich beigetragen. „Das nachdenkliche Ausbalancieren
scheint manchmal fast wie aus der Zeit gefallen, ist aber wichtiger denn je. Fischers Stimme wird weiterhin gehört
werden.“
Es komme bei Heinz Fischer noch etwas ganz Besonderes dazu: „Das höchste Amt im Staat hat ihn nie daran gehindert,
mit seinen Österreicherinnen und Österreichern auf derselben Wellenlänge zu sein, allen Menschen
auf Augenhöhe und mit viel Herzlichkeit zu begegnen. Dafür lieben Dich die Menschen, auch jenseits deiner
Rolle als Bundespräsident“, betonte Kern.
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