Rund 800.000 WienerInnen leben in gefördert sanierten Häusern
Wien (rk) - Zahlreiche gründerzeitliche Grätzel in Wien verfügen erst durch die "Sanfte
Stadterneuerung" über eine außerordentlich hohe Wohn- und Lebensqualität, die die WienerInnen
so an ihnen schätzen. In den 1970er Jahren entschied sich die Stadt Wien die damals abgewohnten Gründerzeitviertel
behutsam und bewohnerInnenorientiert - also sanft - zu erneuern. Wohnbaustadtrat Michael Ludwig zog am 15.06. eine
erfolgreiche Bilanz.
„Die beträchtlichen Förderungsummen, die Wien in Sanierungen investiert, sind an Auflagen gebunden, um
einerseits den Schutz der Mieterinnen und Mieter zu gewährleisten, andererseits die Lebensqualität zu
steigern. Seit den frühen 70iger Jahren wurden in Summe rd. 320.000 Wohnungen– das entspricht rund einem Drittel
des aktuellen Wohnungsbestands in der Stadt –revitalisiert und auf einen zeitgemäßen Standard angehoben.
Nicht zuletzt wirken diese umfassenden Maßnahmen durch die Reduktion des Heizwärmebedarfs gleichermaßen
ökologisch nachhaltig positiv auf das Klima und geringere Heizkosten erfreulich auf das Haushaltsbudgets der
MieterInnen. Rund 800.000 Wienerinnen und Wienerkonnten bis heute von den Förderungen in sanierten Wohnhäusern
profitieren. Darüber hinaus ist es durch diese besonders beachtlichen Sanierungsleistungen gelungen, den Anteil
der Substandardwohnungen von mehr als einem Drittel vor vier Jahrzehnten auf etwa ein Prozent aller Wohnungen zu
reduzieren“, unterstreicht Wohnbaustadtrat Michael Ludwig.
In den letzten 40 Jahren stieg die Anzahl der Wohnungen in der Stadt um fast 200.000 Einheiten von rd. 780.000
auf etwa 980.000 Wohnungen, also ein Zuwachs von mehr als einem Viertel.
Nur noch ein Prozent der Wohnungen weist Substandard auf
Kaum ein Indikator beschreibt die Entwicklung der Wohnsituation der WienerInnen in den letzten vier Jahrzehnten
besser als der Anteil an Substandardwohnungen. Im Jahr 1971 waren es mehr als 270.000 Wohnungen in ganz Wien, die
kein WC/Wasser im Wohnungsverbund hatten. Aktuell sind es nur noch rund 11.000 Wohnungen, die Substandard (Kategorie
D) aufweisen. Ausgehend von rund 35 % Anteil an Substandardwohnungen im Jahr 1971 konnte dieser auf etwa 1 % reduziert
werden.
„Von den zahlreichen Standardanhebungen profitieren die Wienerinnen und Wiener am unmittelbarsten, da mit ihnen
ein deutlicher Gewinn an Komfort sowie eine enorme Steigerung der Wohn-und Lebensqualität einher geht“, betont
Wiens Wohnbaustadtrat.
Durch die umfassenden Sanierungsaktivitäten konnten aber auch die Ungleichheiten in den einzelnen Bezirken
weitestgehend aufgehoben werden. So waren Anfang der 70er-Jahre im 15. Bezirk noch mehr als 60% der Wohnungen,
die unter Kategorie „D“ fallen, zu verzeichnen. Neben dem 15. Bezirk wiesen auch innerhalb des Gürtels der
5. Bezirk und außerhalb des Gürtels die Bezirke 16, 17 und 20 mit bis zu 60% einen sehr hohen Anteil
an diesen Substandardwohnungen auf.
Lediglich in den Bezirken 1, 13, 19, 22 und 23 belief sich der Anteil an Wohnungen der Kategorie „D“ unter 20 %.
In den anderen 13 Bezirken waren es zwischen 20% und 40% der Wohnungen, die nicht über Kategorie „D“ hinauskamen.
Die Bezirke mit dem höchsten Anteil an Substandard sind heute die Gebiete des Westgürtels 15 bis 17.
Allerdings liegt auch hier der Anteil der Wohnungen ohne WC im Wohnungsverbund bei unter 3%.
„Wiens Leistungen im Rahmen der, Sanften Stadterneuerung' haben mit dazu beigetragen, dass Wien heute die lebenswerteste
Stadt der Welt ist. Durch das Wiener Erfolgsmodell einer ‚sanften', bewohnerInnenorientierten Stadterneuerung wird
Absiedelung und großräumige Spekulation vermieden und die soziale Durchmischung in Wiens Stadtteilen
gewährleistet. Wir wollen diesen erfolgreichen Weg gemeinsam mit den Wienerinnen und Wienern weitergehen",
betonte Wohnbaustadtrat Michael Ludwig.
Als sich ständig weiterentwickelndes System legte die Stadterneuerung von damals den Grundstein zu etwas,
das heute als herausragende Stärke Wiens gesehen wird: Wohnhäuser und ganze Grätzel nicht nur bloß
zu sanieren, sondern soziale, wirtschaftliche und kulturelle Aspekte in der Erneuerung der Kernstadt zu berücksichtigen.
Die Verbindung lokaler Identitäten, historischer Baubestände und neuer Architektur des Wiener Wegs der
„Sanften Stadterneuerung“ wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem „Wohnbau-Oscar“ - der „Scroll of Honour“,
die von der UN-Habitat (UNO-Weltorganisation für Siedlungswesen und Wohnbau) im Oktober 2010 an Wien verliehen
wurde.
„Wien wächst baulich auf zwei Fundamenten – im Bereich des qualitätsvollen Ausbaus historischer Grätzel
und im Bereich der Entwicklung von neuen Stadtteilen, deren Entstehung durch GB*-Stadtteilmanagements begleitet
wird. Weiters gilt es nach wie vor, die Wohn- und Lebensqualität weiter zu verbessern“, so Stadtrat Ludwig.
Erfolgsbilanz - Sanfte Stadterneuerung in Zahlen
Sanierungen in Zahlen – seit Bestehen des wohnfonds_wien 1984:
- Sanierungszusicherungen:
- 7.165 Wohnhäuser
- 336.440 Wohneinheiten
- 7,65 Milliarden Euro Gesamtbaukosten
- 5,22 Milliarden Euro Fördermittel der Stadt Wien
- Sanierungen in Bau und Bauvorbereitung:
- 464 Wohnhäuser
- 18.063 Wohneinheiten
- 1.076,4 Millionen Euro Gesamtbaukosten
- 594,5 Millionen Euro Fördermittel der Stadt Wien
- Reduktion des Heizwärmebedarfs:
- jährlich 1.100 GWh (das entspricht der Regelarbeitsleistung des Kraftwerks
Freudenau)
- Einsparungen Treibhausgasemissionen 2015:
- 361.300 Tonnen CO2 (das entspricht der Jahresemission von rd. 100.000 Mittelklasse-PKW)
- Einführung des Instruments der Blocksanierung:
- 96 Bocksanierungsgebiete beauftragt
- davon 12 aktuell in Bearbeitung
Gebietsbetreuungen Stadterneuerung (GB*) als wichtige PartnerInnen der Stadterneuerung Wiens
Aktuell sind die Gebietsbetreuungen Stadterneuerung (GB*) wienweit in 19 Bezirken tätig und an 17 Standorten
vor Ort erreichbar. Die GB*-Teams verfügen über breitgefächerte Kompetenzen, ihre Aufgaben liegen
in einem interdisziplinären Gebietsmanagement. Die projektorientierte Stadterneuerung wird seit vielen Jahren
durch vielfältige Gemeinwesen orientierte Angebote ergänzt. Die Stadtteilmanagements sorgen für
die Stärkung der lokalen Identitäten, die Einbeziehung alteingesessener und neu zugezogener BewohnerInnen
und damit nicht nur für ein bauliches, sondern auch soziales Miteinander von "Alt" und "Neu".
„Die Gebietsbetreuungen Stadterneuerung sind mit ihrem grätzelspezifischem Wissen unverzichtbare Partnerinnen
der Sanften Stadterneuerung in Wien. Ihr Engagement hat wesentlich dazu beigetragen, die Wohn- und Lebensqualität
in der Stadt zu verbessern. Darüber hinaus fördern sie durch lokale Initiativen das Miteinander im sowie
die Identifikation mit dem Stadtteil“, hält Stadtrat Ludwig fest.
Die StadtteilexpertInnen sind im Auftrag der MA 25 – Stadterneuerung und Prüfstelle für Wohnhäuser
als kostenlose Service-Einrichtung der Stadt Wien im Einsatz. Die aktuelle Auftragsperiode endet mit 2017. Die
positiven Entwicklungen im Rahmen der Sanften Stadterneuerung aber auch die neuen Herausforderungen einer wachsenden
Stadt werden im Rahmen der Neuausschreibung der Gebietsbetreuungen Stadterneuerung GB* sowohl hinsichtlich der
Zielsetzungen als auch neuer Aufgabenstellungen Berücksichtigung finden. Als oberste Prämisse gilt auch
für die Zukunft, den WienerInnen ein kostenloses Beratungsangebot zur Verfügung zu stellen, die Nachbarschaft
zu stärken, ein funktionierendes Zusammenleben im Stadtteil zu fördern und so Wien heute für morgen
weiterzuentwickeln.
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