Internationale Experten diskutieren beim Forum for the Future of Agriculture und fordern Zusammenarbeit
Wien (landforstbetriebe) - Der internationale Kongress Forum for the Future of Agriculture (FFA) beschäftigte
sich am 14.06. in Wien mit den Zukunftsfragen der Landwirtschaft. Diskutiert wurden Herausforderungen wie die globale
Ernährungssicherheit, die Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sowie nötige Rahmenbedingungen für
die Landbewirtschafter, um nachhaltig produzieren zu können.
Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich, ging auf die Herausforderungen
für die Bewirtschafter und mögliche Lösungsvorschläge ein: „Durch die allgemeine Schwäche
der Rohstoffpreise kommt es in der Landwirtschaft aktuell zu einem extremen Preisdruck. Zu den sinkenden Einkommen
der Bauern kommen weniger öffentliche Gelder sowie Herausforderungen durch den Klimawandel hinzu. Eine Möglichkeit,
die Rahmenbedingungen bei der Produktion anzupassen, wäre ein Risikoausgleich bei der Gewinnbesteuerung. Klimatische
Extreme und Unruhen an den Rohstoffmärkten führen zu stark schwankenden Betriebsergebnissen. Ein entsprechender
Risikoausgleich ließe sich durch eine Schwankungsrückstellung über mehrere Jahre erreichen. So
können Jahre mit guten Ernten mit darauffolgenden schlechten Jahren „ausgeglichen“ und das witterungs- als
auch marktbedingte Risiko minimiert werden.
Eine weitere große Herausforderung für Landwirte ist der steigende bürokratische Aufwand. Die überbordende
Regulierungsflut stellt eine enorme Belastung für die landwirtschaftlichen Betriebe dar und ist gleichzeitig
die größte Wachstumsbremse. Problematisch sind vor allem Gewerbe- und Bilanzierungsvorschriften. Die
bilanzierenden Betriebe brauchen unbedingt eine Vereinfachung durch eine umfassendere Betrachtung des ländlichen
Unternehmens anstelle einer Aufsplitterung in steuerrechtliche Kleinstunternehmen. „Wir Bewirtschafter wollen Mitarbeiter
beschäftigen und mit unseren Produkten zur Wertschöpfung am Land beitragen. Daran werden wir laufend
durch eine Fülle von unüberschaubaren Vorschriften gehindert. Um die Belastungen für Arbeitgeber
und Arbeitnehmer zu senken, fordern wir weiters eine Reduktion der Lohnnebenkosten. Außerdem müssen
Bewilligungsverfahren in der Wirtschaft vereinfacht und schneller abgewickelt werden, zum Beispiel im Investitionsbereich.
Damit die Betriebe auch in Zukunft noch nachhaltig wirtschaften können, und die Lebensmittelproduktion nicht
gefährdet ist, darf es zu keinen weiteren Einschränkungen und Belastungen in der Land- und Forstwirtschaft
kommen“, fasst Montecuccoli weitere Verbesserungsvorschläge für die Landbewirtschafter auf nationaler
Ebene zusammen.
In Bezug auf die GAP wird es Aufgabe und Herausforderung der künftigen europäischen Agrarpolitik sein,
nachhaltige Landbewirtschaftung auch in budgetär schwierigen Zeiten zu ermöglichen und zu unterstützen.
Effizienz steigern und Verschwendung reduzieren
Der Vorsitzende des FFA und ehemalige EU-Umweltkommissar Janez Potocnik ging auf die globale Lebensmittelproduktion
und deren Mängel ein: „Verschwendung, mangelnde Effizienz und Missachtung der Umwelt. Damit die weltweite
Lebensmittelkette nachhaltig wird, müssen diese Mängel unverzüglich beseitigt werden. Wir müssen
die Effizienz der Viehfütterung steigern, unsere Nährstoff- und Wassernutzung optimieren und die entsetzliche
Verschwendung von Ressourcen in unseren derzeitigen Systemen reduzieren.“
Thierry de l’Escaille, Generalsekretär des Europäischen Grundbesitzerverbands ELO, hielt fest, dass
es für langfristige Nachhaltigkeit eine Kursänderung in der weltweiten Land- und Forstwirtschaft braucht:
„Glücklicherweise tun viele unserer Mitglieder bereits mehr als jemals zuvor, um diese Ziele zu erreichen.
Alleine schaffen wir das aber nicht. Der europäische Verbraucher muss sich entscheiden: Er kann nicht so außergewöhnlich
niedrige Lebensmittelpreise fordern, dass Bauernhöfe in den Konkurs getrieben werden und gleichzeitig die
höchsten Qualitätsstandards verlangen. Landwirte verdienen es, für ihre harte Arbeit von den Verbrauchern
fair entlohnt zu werden.“
Juan Gonzalez-Valero, Head Public Policy and Sustainability beim Pflanzenschutz- und Saatgutunternehmen Syngenta,
betonte: „Zukunftsweisende Innovationen müssen gleich mehrere Aufgaben erfüllen: die Ressourceneffizienz
steigern, um die landwirtschaftliche Produktivität gerade im Hinblick auf den Klimawandel zu erhalten. Gleichzeitig
müssen sie dazu beitragen, die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme zu stärken, um die natürlichen
Ressourcen zu schützen. Letztendlich gilt es, auch den Wissenstransfer in die ländlichen Regionen zu
unterstützen, um die wirtschaftlichen Vorteile einer verbesserten landwirtschaftlichen Produktion zu teilen.“
Das Forum leitete der ehemalige EU-Umweltkommissar Janez Potocnik. Zu den hochrangigen Rednern zählten unter
anderem Folkhard Isermeyer, Präsident des Johann Heinrich von Thünen-Instituts, Raimund Jehle (FAO),
Allan Buckwell (Institut für Europäische Umweltpolitik), Tassos Haniotis (Generaldirektion Landwirtschaft
der EU-Kommission), MEP Elisabeth Köstinger, LK-Präsident Hermann Schultes sowie Hans Bruyninckx, Direktor
der Europäischen Umweltagentur.
Das FFA ist eine internationale Plattform der unterschiedlichsten Interessenvertreter, die gemeinsam beraten, wie
die europäische Landwirtschaft auf die großen aktuellen und zukünftigen Herausforderungen reagieren
muss. Jedes Jahr finden ein Forum in Brüssel sowie zwei regionale Veranstaltungen mit Partnern vor Ort statt,
um die Diskussion auf regionaler Ebene fortzuführen. Veranstalter des FFA in Wien waren der Europäische
Grundbesitzerverband (ELO), das Pflanzenschutz- und Saatgutunternehmen Syngenta sowie die Land&Forst Betriebe
Österreich.
|