… trotz höherer globaler Risiken – Bank Austria Konjunkturindikator im Mai im Aufwind:
Stimmungsverbesserung in der Industrie und bei den Konsumenten
Wien (bank austria) - Nach einer Verlangsamung zu Beginn des zweiten Quartals nimmt die österreichische
Konjunktur aktuell wieder etwas mehr Fahrt auf. „Der Abschwächung im April folgte im Mai eine eindeutige Verbesserung
des Bank Austria Konjunkturindikators. Im derzeitigen fragilen globalen Wachstumsumfeld ist eine volatile Entwicklung
nicht überraschend. Der aktuelle Anstieg auf 0,4 Punkte weist jedenfalls darauf hin, dass sich die Erholung
der heimischen Wirtschaft weiter fortsetzt“, meint Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Das Wirtschaftswachstum
wird im laufenden Quartal allerdings hinter dem starken Jahresbeginn 2016 mit einem BIP-Anstieg um 0,8 Prozent
zum Vorquartal zurückbleiben. „Das Wirtschaftswachstum hat zu Beginn 2016 voraussichtlich bereits die höchste
Dynamik des Jahres erreicht. Im zweiten Quartal präsentierte sich die österreichische Wirtschaft anfangs
träge. Der Bank Austria Konjunkturindikator weist im Mai aber wieder auf mehr Schwung hin, der sich in einer
erneuten Belebung der österreichischen Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte niederschlagen sollte.
Die Dynamik wird aber hinter jener des ersten Quartals zurückbleiben“, so Bruckbauer.
Die etwas verbesserten Wachstumsaussichten die der aktuelle Bank Austria Konjunkturindikator rund um den Sommerbeginn
signalisiert, ist eine Folge der leichten Aufhellung der Konjunkturstimmung. „Die Konjunkturstimmung hat sich in
Österreich im Mai auf breiter Ebene verbessert. Sowohl die Konsumenten als auch die Industrie blicken etwas
optimistischer in die Zukunft, wenn auch generell die Österreicher weiterhin deutlich skeptischer als der
Rest der Europäer eingestellt sind“, so Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Die relativ stabile Lage
am Arbeitsmarkt in den vergangenen Monaten und die spürbaren Effekte der Steuerreform haben die Stimmung
der heimischen Konsumenten zumindest auf das Niveau vom Sommer 2015 gehoben. Unterstützt durch die positiven
Vorgaben aus Europa hat sich auch die Geschäftseinschätzung der österreichischen Industrie im Mai
verbessert.
„Nach dem schwungvollen Jahresbeginn und gestützt auf die jüngste Stimmungsauffrischung ist die österreichische
Wirtschaft weiterhin auf Kurs für ein Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent im Jahr 2016. Dank der Belebung
der Inlandsnachfrage wird der BIP-Anstieg den Wert von 0,9 Prozent des Vorjahres damit übertreffen“, meint
Pudschedl. Die Steuerreform wirkt spürbar positiv auf den privaten Konsum. Zudem setzen auch die defiziterhöhend
finanzierten Ausgaben für die Versorgung von Flüchtlingen einen Wachstumsimpuls. Erstmals seit drei Jahren
treibt auch die Investitionstätigkeit die österreichische Wirtschaft wieder merklich an. Der Aufwärtstrend
der Ausrüstungsinvestitionen wird von Bauinvestitionen im späteren Jahresverlauf zunehmend begleitet
werden. Während die Inlandsnachfrage das Wirtschaftswachstum bestimmt, können die Nettoexporte 2016 keinen
Wachstumsbeitrag leisten. Im Gegenteil durch höhere Importe wird 2016 der Außenhandel das Wachstum voraussichtlich
sogar geringfügig dämpfen.
Inflation nimmt wieder zu
Die rückläufige Inflationsentwicklung der ersten Monate des laufenden Jahres ist im Mai voraussichtlich
zum Stillstand gekommen – bedingt durch die im Vergleich zum Vorjahr niedrigeren Ölpreise. In den ersten fünf
Monaten betrug die durchschnittliche Teuerung nur 0,8 Prozent im Jahresvergleich. Ab Herbst ist mit einem spürbaren
Aufwärtstrend der Inflation in Österreich zu rechnen. Die mittlerweile auf rund 50 US-Dollar pro Barrel
gestiegenen Ölpreise sowie ein Basiseffekt aufgrund des starken Ölpreisverfalls ab Herbst des Vorjahres
werden bis zum Jahresende die Inflation in Österreich in Richtung 2 Prozent im Jahresvergleich ansteigen lassen.
„Für das Gesamtjahr gehen wir derzeit von einer Inflation im Jahresdurchschnitt 2016 von 1,1 Prozent aus.
Damit wird die Teuerung nur unwesentlich über dem Vorjahreswert von 0,9 Prozent liegen, aber spürbar
über dem erwarteten EU-Durchschnitt von nur 0,2 Prozent“, so Pudschedl. Angeheizt vor allem durch steigende
Mieten und Hotel- und Restaurantpreise wird die Inflation in Österreich das vierte Jahr in Folge über
dem Durchschnitt der Eurozone liegen.
Vielzahl an Prognoserisiken begrenzen Aussichten
Unter den bestehenden globalen Rahmenbedingungen fehlt es weiterhin an Nachfrageunterstützung für
die heimische Wirtschaft. Das globale Wachstum ist fragil. Zwar setzen die entwickelten Länder, wie die USA
und auch Europa ihren soliden Wachstumspfad weiter fort, was sich positiv auf die Nachfrage nach „Made in Austria“
auswirkt, doch fehlt der zusätzliche Schwung aus den Schwellenländern. Für die kommenden Monate
ist keine Beschleunigung der globalen Konjunktur in Sicht und weiterhin begrenzen eine Reihe von Risiken die weiteren
Aussichten. Neben dem Umbau der chinesischen Wirtschaft stellt auch die weitere Zinsstraffung durch die US-Notenbank
ein evidentes Konjunkturrisiko dar. Darüber hinaus sind geopolitische Risiken, wie der Syrien-Konflikt, das
Flüchtlingsmanagement in Europa und die bevorstehende US-Präsidentenwahl mögliche konjunkturelle
Hemmschuhe.
BREXIT brächte negative Folgen für UK und auch für Österreich
Ein markantes politisches Risiko für die europäische Konjunktur und damit auch für die österreichische
Wirtschaft steht mit der Abstimmung über einen Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen
Union in der kommenden Woche im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. „Der Brexit wäre nach meiner Einschätzung
ein wirtschaftliches Desaster für das Königreich. Eine Abwertung des Pfund, ein Inflationsanstieg und
eine Rezession wären einige der Folgen. Auch für die EU hätte der Brexit massive Auswirkungen mit
negativen wirtschaftlichen Konsequenzen, die zumindest aus österreichischer Sicht jedoch verkraftbar wären“,
so Bruckbauer. Kurzfristig würde die aufkeimende Verunsicherung zu Turbulenzen an den Märkten führen,
von denen Länder an der EU-Peripherie und die Länder Mittel- und Osteuropas besonders stark betroffen
wären. Damit wäre auch Österreich als stark in Osteuropa engagiertes Land anfällig für
Verwerfungen. „Das Wachstum von 1,5 Prozent für Österreich 2016 wäre bei einer Entscheidung der
Briten für einen Ausstieg wohl gefährdet“, meint Bruckbauer. Langfristig spielt die Handels- und Investitionsverflechtung,
die Verschränkung der Arbeitsmärkte (Stichwort Migration) und die Abhängigkeit von EU-Fonds eine
Rolle bei der Beurteilung der möglichen Auswirkungen. Die Güter- und Dienstleistungsexporte Österreichs
ins Königreich betragen nur etwa 1,6 Prozent der Gesamtausfuhren. Aufgrund dieser relativ geringen wirtschaftlichen
Verflechtung mit dem Vereinigten Königreich sowie der Position als Nettozahler in der Europäischen Union
wären die langfristigen wirtschaftlichen Folgen eines EU-Austritt für die österreichische Wirtschaft
überschaubar. Nur Finnland und Italien wären innerhalb Europas noch weniger betroffen, während Irland
mit den schwerwiegendsten Einbußen rechnen müsste. Welche negativen politischen Folgen ein Brexit für
Europa hätte, wird stark von der Reaktion der EU abhängen.
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