Der bedeutendste und höchstdotierte Wissenschaftsförderungspreis Österreichs
bringt 1,5 Mio. Euro für die Neurowissenschaften an das IST Austria.
Klosterneuburg (ist) - Mit der Zuerkennung des diesjährigen Wittgenstein-Preises an Peter Jonas würdigte
die Internationale Jury des START-Programms und des Wittgenstein-Preises seine bisherigen, bahnbrechenden Arbeiten
im Gebiet der Neurowissenschaften. Die mit der Auszeichnung einhergehenden 1,5 Mio. Euro werden Peter Jonas ein
Höchstmaß an Freiheit und Flexibilität bei der Durchführung seiner Forschungstätigkeit
garantieren. Den Programmzielen entsprechend will Peter Jonas die ihm zur Verfügung stehenden Mittel in Forschungsprojekte
mit „hHigh risk / high gain“ Charakter investieren.
„Den Wittgenstein-Preis zu erhalten, erfüllt mich mit großemn Stolz. Mein Ziel ist es, nicht nur mit
den finanziellen Möglichkeiten des Preises weitgehend frei von äußeren Zwängen meine Forschung
voranzutreiben, sondern auch mit Hilfe der Symbolkraft des Preises die Neurowissenschaften am IST Austria und in
Österreich weiter nach vorne zu bringen. “, so Peter Jonas in einer ersten Reaktion.
Synaptische Kommunikation in neuronalen Mikroschaltkreisen
Als einer der weltweit führenden Neurowissenschaftler ist Peter Jonas besonders bekannt für seine
Beiträge zum Verständnis der synaptischen Übertragung in neuronalen Mikroschaltkreisen. In seiner
Forschung untersucht er, wie Synapsen die Kommunikation zwischen Neuronen ermöglichen.
Da das menschliche Gehirn über ungefähr 10 Milliarden Neurone und eine Trilliarde Synapsen verfügt,
stellt das Verständnis der Funktionsweise dieser neuronalen Mikroschaltkreise eine der größten
Herausforderungen in den Biowissenschaften des 21. Jahrhunderts dar. Die Förderung durch den Wittgenstein-Preis
wird es Peter Jonas ermöglichen, einer weiteren besonders spannenden Frage in den Neurowissenschaften nachzugehen:
Dem Zusammenhang zwischen Struktur und Funktion bei der synaptischen Signalübertragung. Zielsetzung ist es,
strukturelle Änderungen bei der synaptischen Übertragung durch Kombination von optischer Stimulation
und elektronenmikroskopischer Analyse nachzuweisen. Diese Untersuchungen werden zu einem präzisen molekular–strukturell–funktionellen
Bild der Signalübertragung an exzitatorischen und inhibitorischen Synapsen führen. Mit einem interdisziplinären
Ansatz möchte Peter Jonas, teilweise zusammen mit anderen Forschungsgruppen am IST Austria, eine der Grundfragen
der Neurowissenschaften klären: Wie strukturelle Korrelate von synaptischer Übertragung und synaptischer
Plastizität aussehen.
Pioniergeist und Mut zum Risiko
„Ich gratuliere Peter Jonas zum Wittgenstein-Preis 2016 und freue mich, dass er als unser erster Neurowissenschaftler,
der bereits im Jahr 2010 an das Institut gekommen war, diese großartige Anerkennung für seine exzellente
und weltweit anerkannte Forschungsleistung durch den FWF erhalten hat“, so Thomas Henzinger, Präsident des
IST Austria und selbst Wittgenstein-Preisträger seit dem Jahr 2012.
Peter Jonas, geboren 1961, schloss sein Studium der Medizin an der Universität Gießen 1987 ab. Nach
Anstellungen als Postdoc in Gießen und als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Gruppe von Prof. Bert Sakmann
(Nobelpreisträger für Physiologie und Medizin 1991) am Max-Planck-Institut für medizinische Forschung
in Heidelberg wurde er zum außerordentlichen Professor an der Technischen Universität München berufen.
Im Jahr 1995 wechselte Jonas als ordentlicher Professor und Abteilungsleiter an das Physiologische Institut der
Universität Freiburg, bevor er 2010 an das im Aufbau befindliche Institute of Science and Technology (IST
Austria) in Klosterneuburg bei Wien ging. Peter Jonas war der erste Neurowissenschaftler am IST Austria und bildete
somit den Beginn der erfolgreichen Entwicklung eines neurowissenschaftlichen Schwerpunktes des Instituts.
Peter Jonas erhielt zahlreiche wissenschaftliche Auszeichnungen. Er ist Mitglied der deutschen Akademie der Naturforscher
Leopoldina und der Academia Europaea. Er wurde unter anderem mit dem Adolf-Fick-Preis und dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis
ausgezeichnet und ist Mitglied der Redaktionskomitees der renommierten Fachzeitschriften Science und Neuron. Jonas
ist zweifacher Preisträger des prestigeträchtigen und höchst kompetitiven ERC Advanced Grant, den
er in den Jahren 2010 und 2016 erhielt.
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