Forschungs- und Technologiebericht 2016 sieht Teilerfolge der FTI-Strategie
Wien (pk) - Die österreichische Bundesregierung hat im März 2011 ihre Strategie für Forschung,
Technologie und Innovation (FTI-Strategie) formuliert. Etwa zur Hälfte der Laufzeit versucht der Österreichische
Forschungs- und Technologiebericht 2016 ( III-275 d.B.) eine Zwischenbilanz und kommt zum Ergebnis, dass die FTI-Strategie
in einigen Bereichen wesentliche Impulse zu Veränderungen gesetzt hat und einige Fortschritte mit ihr erzielt
werden konnten. So wird beispielsweise damit gerechnet, dass Österreich 2016 seine Ausgaben für Forschung-
und Entwicklung (F&E) über dem EU-Durchschnitt hält und in den Innovationsrankings vorrückt.
Wie der Bericht aber auch betont, sind weitere substanzielle Anstrengung notwendig, wenn Österreich sein Ziel,
in die Gruppe der Innovation Leader vorzustoßen, nicht aus den Augen verlieren will. Die Herausforderung
bleibt dabei die Steigerung des Beitrags des privaten Sektors zur F&E-Quote.
Dem Bericht, der im Auftrag des BMWFW und des BMVIT erarbeitet wurde, liegt außerdem der Bericht des Austrian
Council zur wissenschaftlichen und technologischen Leistungsfähigkeit Österreichs 2016 bei. Der Austrian
Council berät die Bundesregierung in der Umsetzung der FTI-Strategie und gibt Empfehlungen ab. Ergänzt
wird die Darstellung der österreichischen Anstrengungen für Forschung und Entwicklung mit den Jahresberichten
2015 der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG sowie des Wissenschaftsfonds FWF.
Globalschätzung der F&E-Ausgaben für 2016 rechnet mit Zuwachs
Bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung zeigt sich laut der aktuellen Globalschätzung der Statistik
Austria, dass der konstante Aufwärtstrend bei den absoluten Ausgaben der letzten Jahre anhält. Die F&E-Ausgaben
in Österreich werden im Jahr 2016 voraussichtlich 10,74 Mrd. € betragen, im Vergleich zu 2015 wäre das
ein Zuwachs um ca. 299,34 Mio. € bzw. 2,87%.
Mit voraussichtlich 47,8% (rd. 5,14 Mrd. €) wird der größte Anteil der gesamten Bruttoinlandsausgaben
für F&E von heimischen Unternehmen finanziert (2014: 47%). Die prognostizierte F&E-Quote (Bruttoinlandsausgaben
für F&E im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt) bleibt mit 3,07% etwa auf dem Niveau der Vorjahre.
Da 2015 die Forschungsquote bei 3,10% und 2014 bei 3,07% lag, weist Österreich das dritte Jahr in Folge eine
F&E-Quote über dem europäischen Zielwert von 3% für 2020 auf. Im EU-Vergleich lag Österreich
mit 3,07% im Jahr 2014 (dem letzten Jahr, für das internationale Vergleichswerte der nationalen Forschungsquoten
verfügbar sind) hinter Finnland (3,17%) und Schweden (3,16%), knapp vor Dänemark (3,05%) und vor Deutschland
(2,87%), aber deutlich über dem Durchschnitt der EU-28 von 2,03%.
Die Finanzierungsleistung des öffentlichen Sektors bleibt wesentlich. Mit 3,83 Mrd. € macht sie ein Drittel
(35,7%) der gesamten F&E-Ausgaben aus, was ein im internationalen Vergleich hoher Anteil ist. Der größte
Teil (30,1%) entfällt auf den Bund als wichtigste öffentliche Finanzierungsquelle. Die F&E-Finanzierung
durch den Bund, die 2015 noch einen Anstieg von 5,1% aufwies, wird nach aktuellen Informationen 2016 voraussichtlich
stagnieren. Berücksichtigt man, dass für 2016 eine Steigerung des nominellen Bruttoinlandprodukts gegenüber
2014 und 2015 prognostiziert wird, ergibt sich daraus ein Rückgang der Forschungsquote von 3,10% auf 3,07%.
Der Anteil der Bundesländer an den Forschungsausgaben beträgt heuer voraussichtlich 4,5% (rd. 478,47
Mio. €), jener der sonstigen öffentlichen Einrichtungen (Gemeinden, Kammern, Sozialversicherungsträger)
1,1% (rd. 118,22 Mio. €).
Ein Wachstum ergibt sich bei den Mitteln, die aus dem Ausland kommen, insgesamt rund 1,72 Mrd. € (ein Plus von
3,65% bzw. 60,61 Mio. €). Überwiegend handelt es sich dabei um Direktinvestitionen ausländischer Unternehmen
in ihre österreichischen Töchter. Zum kleineren Teil sind es Rückflüsse aus EU-Forschungsprogrammen,
womit dieser Sektor jedoch weiterhin mit 16% einen im internationalen Vergleich hohen Finanzierungsanteil aufweist.
Der private gemeinnützige Sektor wird, trotz eines Zuwachses von 2,51%, nur 0,5% (rd. 49 Mio. €) zu den gesamten
erwarteten F&E-Ausgaben beitragen. Insgesamt kann seit 2013 in allen Finanzierungssektoren ein deutlicher Zuwachs
der F&E-Ausgaben, insbesondere des öffentlichen Sektors (trotz der Stagnation bei den Bundesmitteln 2016),
verzeichnet werden, der über jenem des Bruttoinlandsprodukts in diesem Zeitraum liegt.
Mid-term Report zur FTI-Strategie zeigt Erfolge und Problemfelder auf
Erklärtes Ziel der FTI-Strategie ist es, Österreichs in die Gruppe der führenden Innovationsnationen
(Innovation Leader) zu führen. Die aktuelle Bestandsaufnahme kommt zu einem gemischten Ergebnis, was die Erreichung
der Ziele angeht. Zwar konnten Aufholprozesse in Gang gesetzt werden, doch ist der Vorstoß unter die Innovation
Leader und die Erreichung einer gesamtwirtschaftlichen F&E-Intensität von 3,76% seit dem Beginn der Wirtschafts-
und Finanzkrise 2008 zunehmend unwahrscheinlicher geworden. Die große Herausforderung bleibt jedenfalls die
Steigerung der F&E-Intensität des privaten Sektors. Hier seien weitere substantielle Anstrengungen erforderlich,
betont der Bericht.
Nach einer vorläufigen Abschätzung könnte sich heuer Österreich laut dem Innovationsranking
der EU-Kommission, dem European Innovation Scoreboard (EIS; bis 2015: Innovation Union Scoreboard) um einen Rangplatz
auf die zehnte Position innerhalb der EU-Mitgliedstaaten verbessern. Damit hätte Österreich seinen Abstand
zur Gruppe der Innovation Leader merklich verringert. Laut dem Global Innovation Index liegt Österreich innerhalb
der Gruppe der hoch entwickelten Industrieländer auf dem 15. Rang und hat sich seit 2013 um fünf Plätze
verbessert. Im Innovationsindikator der Deutschen Akademie für Technikwissenschaft und des Bundesverbandes
der Deutschen Industrie liegt Österreich aktuell auf dem 9. Rang und konnte dort ebenfalls um fünf Plätze
vorrücken. Laut dem vom World Economic Forum herausgegebenen Global Competitiveness Index hat sich Österreich
in innovationsbezogenen Indikatorbereichen 2015 dagegen um einen Rangplatz verschlechtert.
Die langsame Verbesserung der österreichischen Innovationsleistung und zum Teil auch der Position in internationalen
Innovationsrankings verweist zum einen auf Erfolge in den Anstrengungen von Regierung, Wirtschaft und öffentlicher
Forschung. Sie zeigt zum anderen aber auch auf, dass für ein solches Vorrücken unter die führenden
Länder strukturelle Veränderungen notwendig sind und dass in einem internationalen Umfeld, in dem alle
hoch entwickelten Industrieländer auf eine Stärkung ihrer Innovationskraft setzen, rasche Verbesserungen
innerhalb dieser Ländergruppe nur sehr schwer zu erreichen sind. Es sei deshalb wichtig, den eingeschlagenen
Weg einer Erhöhung der Anstrengungen und der Effizienz des Systems konsequent fortzusetzen, hält der
Forschungs- und Technologiebericht fest.
Die Dynamik von Unternehmensgründungen, akademischen Spin-offs und Entrepreneurship werden zunehmend wichtigere
Faktoren für Innovation und Strukturwandel. Hier zeigt eine Analyse der Unternehmensdynamik, dass Österreich
immer noch deutlich hinter den Innovation Leadern liegt. Das betrifft vor allem die Dynamik bei Gründungen
und schnell wachsenden Unternehmen in den wissensintensiven Dienstleistungen. Vor diesem Hintergrund widmen sich
zahlreiche FTI-politische Strategien, Initiativen der Ministerien sowie Maßnahmen der Technologie- und Unternehmensförderung
verstärkt den Themen Gründungskultur, Entrepreneurship und Innovation.
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