Wien (ossbig) - Der Code in Computerprogrammen gilt für viele Firmen als Geschäftsgeheimnis und der
Wissensvorsprung als Business-Modell. Nicht so in Open Source. Da liegt der Quellcode offen, jeder kann ihn einsehen
und weiterentwickeln. So bleibt die Wertschöpfung im Land, statt zu Milliardären ins Silicon Valley oder
nach Asien abzuwandern.
Am 21.06. trafen einander rund 130 Vertreter von Open Source Gruppen mit Wirtschaftsfokus auf Einladung von OSSBIG
(Open Source Business Information Group) im alten Kassasaal der Österreichischen Nationalbank, selbst langjähriges
Mitglied bei OSSBIG, um über Status und Entwicklung der freien Software in Europa zu diskutieren.
Die Gründe, warum immer mehr Unternehmen und Organisationen auf Open Source setzen, liegen für Generalsekretär
Wolfgang Horak auf der Hand: „Die Kriterien für die Wahl der Software haben sich dramatisch verändert.
Seit drei Jahren ganz oben, als Hauptentscheidungsgrund für Unternehmen, Open Source einzusetzen, steht die
Qualität. Der zweite Grund ist Sicherheit und erst an dritter Stelle folgen die geringeren Kosten im Vergleich
zur Lizenzsoftware der internationalen Hersteller. Open Source kommt auch dann sehr oft zum Einsatz, wenn es um
Innovationsgeschwindigkeit geht und um sich von den Mitbewerbern zu differenzieren“.
Matthias Stürmer, Vorstandsmitglied der Schweizer Schwesterorganisation CH OPEN beschreibt den Status in seinem
Land so: „Wir erstellen alle drei Jahre eine Studie und messen die Ausbreitung von Open Source in der Schweiz.
Die Pfeile zeigen stetig nach oben. Das Bundesgericht zum Beispiel setzt komplett auf Open Source. Aber wir haben
auch noch viel zu tun, denn Lizenzsoftware ist in der Schweiz immer noch sehr verbreitet“.
Der Vorsitzende des Vorstands der OSB A (Open Source Business Alliance) in Deutschland, Peter Ganten, schätzt
die Situation so ein: „Open Source Lösungen in der Wirtschaft sind bereits selbstverständlich. Wir haben
auch einen Koalitionsvertrag der Bundesregierung, der an mehreren Stellen festhält, wie wichtig Open Source
für Themen wie Sicherheit, digitale Souveränität und eine agile sowie starke IT-Wirtschaft in Deutschland
ist. Es müsste aber noch viel mehr passieren“.
Die TeilnehmerInnen der Konferenz waren sich einig, dass man den massiven Wirtschaftsfaktor, den Open Source darstellt,
in sämtlichen Ländern Europas besser nutzen muss. Basieren doch nicht zuletzt erfolgreiche Unternehmen
wie Google, Twitter, Amazon oder Facebook auf Open Source Lösungen. „Deshalb müssen Europäische
Länder“, betont Peter Ganten „vom Konsumenten zum Produzenten avancieren. Nicht nur in Unternehmen selbst,
vor allem im Bildungssektor und an Universitäten sei es höchste Zeit, entsprechendes Wissen zu vermitteln
und Kompetenzen aufzubauen“.
Hartmut Müller, Gründer und Präsident der OSSBIG, zeigt sich am Ende der Konferenz zufrieden: „97%
der Unternehmen weltweit setzen bereits Open Source Software ein. 70% der Software-Entwickler produzieren Anwendungen
auf Basis Open Source. Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren verstärken und auch in Österreich
für wachsende Akzeptanz sorgen. Wir werden den Dialog mit der Öffentlichen Hand und der Wirtschaft innerhalb
und außerhalb unseres Vereins fortsetzen und uns weiterhin für lokale Wertschöpfung zur Sicherung
unseres Wirtschaftsstandorts einsetzen“.
Über OSSBIG
OSSBIG wurde 2007 gegründet. Vereinszweck ist die Verbreitung der Open Source Idee bei Wirtschaftsunternehmen
in Österreich und in der öffentlichen Verwaltung, die Förderung der Zusammenarbeit privater und
öffentlicher Großanwender im Bereich Open Source Technologien und Lösungen, die Etablierung von
Open Source Produkten und Lösungen als modernes Businessmodell in der IT der Großorganisationen sowie
die Positionierung von Open Source im Bewusstsein des Top-Management und somit die Stärkung der IT-Wertschöpfung
in Österreich. Sicherheit, Qualität und Freiheit sind weitere signifikante Vorteile von Open Source Software.
Mitgliedsunternehmen
Raiffeisen Software, Stadt Wien – MA14, Oesterreichische Nationalbank, A1 Telekom Austria, Bundesrechenzentrum,
Magna Steyr, VAEB, VIG, EVN, PV, KFA, OMV, BMBF, Klinikum Wels, Bundeskanzleramt, SVA, Voest Alpine, Land Oberösterreich,
GRZ, Casinos Austria, ITSV, ARZ, KAV
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