Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) tagte in
Bregenz
Bregenz (vlk) - Der Fang der Berufsfischer am Bodensee-Obersee lag im Jahr 2015 mit rund 261 Tonnen 40 Prozent
unter dem ohnehin sehr niedrigen Fang des Vorjahres. Damit war 2015 das schlechteste Fangjahr seit 1917. Zusätzlich
zu den niedrigen Felchenfängen sind auch die Erträge bei den Seesaiblingen und Barschen deutlich zurückgegangen.
Neue Schonbestimmungen zum Schutz der Fischbestände wurden erlassen. Die rund 13.000 Angelfischer erzielten
mit rund 47 Tonnen ein um 8 Prozent höheres, jedoch unterdurchschnittliches Ergebnis als im Vorjahr.
Die diesjährige Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei fand unter dem
Vorsitz von Österreich in Bregenz statt. Schwerpunktthemen der Konferenz waren der nochmalige Einbruch der
Fangerträge, die Anpassung der Schonbestimmungen, die explosionsartige Entwicklung des Stichlingsbestandes
vor dem Hintergrund unverändert niedriger Nährstoffgehalte im See sowie die weiter ansteigenden Kormoranzahlen
am gesamten Bodensee.
2015 – das schlechteste Fangjahr seit 1917
Der Gesamtertrag der 106 Berufsfischer am Bodensee-Obersee erreichte im Jahr 2015 nur noch rund 261 Tonnen
(5,5 kg/ha). Dies ist das schlechteste Ergebnis seit 1917. Der Felchenertrag lag mit 152,4 Tonnen um 68,4 Prozent
unter dem Zehnjahresmittel (482,7 Tonnen). Damit ist der Ertrag nochmals um 40,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr
eingebrochen. Der Anteil der Felchen am Gesamtfang beträgt nur noch 58,3 Prozent. Der Rückgang betrifft
beide wichtigen Wirtschaftsfischarten, Felchen und Barsche relativ gesehen in fast gleichem Ausmaß. Der Barschertrag
ist auf niedrigem Niveau von 50 Tonnen im Vorjahr auf nur noch 23,4 Tonnen zurückgegangen. Auch beim Seesaibling
war eine starke Abnahme des Ertrages (-71 Prozent) festzustellen.
Beim Hechtertrag hat sich der seit 2007 zu beobachtende Aufwärtstrend weiter fortgesetzt. Gegenüber dem
Vorjahr zunehmende Fänge, allerdings auf niedrigem Niveau, waren bei Weißfischen, Aalen, Karpfen und
Welsen zu verzeichnen. Die rund 13.000 Angelfischer erreichten im Berichtsjahr mit rund 47 Tonnen ein etwas höheres
Fangergebnis als im Vorjahr. Im langjährigen Vergleich bedeutet jedoch auch dieser Ertrag ein unterdurchschnittliches
Ergebnis.
Seit 2013/14 ist im offenen See mit der explosionsartigen Entwicklung einer gebietsfremden und nicht verwertbaren
Fischart, dem Dreistacheligen Stichling, neben dem Nährstoffrückgang ein Faktor hinzugekommen, der die
Bestände von Felchen, Barsch und Saibling im See stark negativ beeinflusst. Die Stichlinge machen zahlenmäßig
inzwischen 80 Prozent des Fischbestandes im Freiwasser aus. Es handelt sich dabei um eine fischereibiologisch außergewöhnliche
Entwicklung. Es gibt keinen anderen großen, nährstoffarmen See, der eine solche Bestandsentwicklung
zeigt. Die Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg in Langenargen hat daher ein dreijähriges wissenschaftliches
Untersuchungsprojekt gestartet, das die Fakten erheben, analysieren und mögliche Handlungsoptionen aufzeigen
soll.
Neue Schutzmaßnahmen
Zum Schutz der Barsche und Felchen wurden bestimmte Schonmaßnahmen beschlossen. Um den Beifang kleiner
Felchen in den Barschnetzen zu vermeiden, wurde deren Einsatztiefe saisonal auf 20 Meter beschränkt. Als Reaktion
auf das verlangsamte Felchenwachstum wurden die Netzeinsatzzeiten der Berufsfischer geändert.
In der Angelfischerei wurde das Fangkontingent für den Barsch von 50 auf 30 pro Tag und Angler reduziert,
bei den Felchen wurde die tägliche Fangbegrenzung von zwölf Stück unbefristet verlängert. Für
beide Fischarten wurde das Schonmaß aufgehoben und eine Entnahmepflicht vorgeschrieben, um das Zurücksetzen
von zu kleinen Fischen mit geringer Überlebenswahrscheinlichkeit zu vermeiden.
Innovative Berufsfischer
Eine Reihe von Berufsfischern hat auf den Rückgang der bisherigen marktrelevanten Fischarten reagiert
und mit der Verarbeitung von Karpfen und wenig gängigen Fischarten, wie Rotaugen und anderen Weißfischen,
begonnen und mit ihren Erzeugnissen preisgekrönte Produkte geschaffen. Landesrat Erich Schwärzler stellt
fest, dass die Berufsfischer trotz dieser schlechten Ertragslage den Mut nicht verlieren und ihre preisgekrönten
innovativen Produkte in Zusammenarbeit mit der Ländle Qualitätsprodukte Marketing GmbH im Gleichklang
und entsprechend den Zielsetzungen der Landwirtschaftsstrategie 2020 "Ökoland-Vorarlberg – regional und
fair" mit Erfolg vermarkten. Er bedankt sich bei den Vertretern der österreichischen Delegation, die
die diesjährige Tagung hervorragend organisiert haben.
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