20% wollen weiter reduzieren – Creditreform KMU-Umfrage, Frühjahr 2016
Wien (creditreform) - Die schwache Konjunktur schlägt sich auch in der Einstellungsbereitschaft der mittelständischen
Betriebe nieder, wie eine aktuelle Creditreform-Umfrage unter 1.300 österreichischen Klein- und Mittelunternehmen
im April/Mai 2016 zeigt. So ist die Beschäftigungssituation das 4. Jahr in Folge weiterhin suboptimal, die
Kurve jedoch wieder aufwärtsgerichtet. Der Personalsaldo aus mehr und weniger Beschäftigten beträgt
heuer minus 15,7 Prozentpunkte (Vorjahr: minus 21,6 Prozentpunkte). So hat jeder neunte Betrieb (11,3 Prozent;
Vorjahr: 12,1 Prozent) seinen Personalbestand aufgestockt, während mehr als jedes vierte Unternehmen (27,0
Prozent; Vorjahr: 33,7 Prozent) seine Personaldecke verkleinerte.
Bei 41% der Bauunternehmen gingen Arbeitsplätze verloren
Per Saldo hat sich in den letzten Monaten in keinem der vier Hauptwirtschaftsbereiche die Zahl der Beschäftigten
erhöht. Am deutlichsten hat sich in der Baubranche die Zahl der Arbeitsplätze verringert: Während
3,3 Prozent der Betriebe neue Mitarbeiter einstellten (Vorjahr: 5,3 Prozent), meldeten 41,8 Prozent der Befragten
eine Verkleinerung ihrer Belegschaft (Vorjahr: 50,9 Prozent). Der Personalsaldo liegt somit bei minus 38,5 Prozentpunkten
(Vorjahr: minus 45,6 Prozentpunkte). Die meisten Neueinstellungen gab es im Vergleichszeitraum beim Dienstleistungsgewerbe
(14,0 Prozent; Vorjahr: 13,0 Prozent). Auf der anderen Seite verringerten aber auch 24,3 der Befragten ihre Personaldecke
(Vorjahr: 34,4 Prozent), sodass der Beschäftigtensaldo beim Dienstleistungsgewerbe minus 10,3 Prozentpunkte
(Vorjahr: minus 21,4 Prozentpunkte) beträgt. Den besten Personalsaldo gab es beim Handel mit minus 6,8 Prozentpunkten
(Vorjahr: minus 11,8 Prozentpunkte) - hier beschäftigten 12,9 Prozent der Betriebe (Vorjahr: 12,5 Prozent)
mehr Mitarbeiter und 19,7 Prozent (Vorjahr: 24,3 Prozent) weniger Angestellte.
Auch in den nächsten Wochen wird sich die Zahl der Beschäftigten in den Betrieben des österreichischen
Mittelstandes per Saldo nicht erhöhen, allerdings auch nicht in dem Maße wie im Jahr zuvor verringern.
Der Erwartungssaldo beträgt aktuell minus 2,2 Prozentpunkte (Vorjahr: minus 7,2 Prozentpunkte). Derzeit planen
17,4 Prozent der Befragten, ihren Personalbestand aufzustocken (Vorjahr: 14,4 Prozent) und 19,6 Prozent denken
über eine Verringerung ihrer Personaldecke nach (Vorjahr: 21,6 Prozent).
Positive Signale aus dem Baugewerbe
In der nahen Zukunft wird es nur beim Baugewerbe einen Beschäftigungszuwachs geben, der Erwartungssaldo
beträgt hier plus 4,4 Prozentpunkte (Vorjahr: minus 14,1 Prozentpunkte). Ein Viertel der Befragten der Baubranche
werden neue Arbeitsplätze schaffen (25,3 Prozent; Vorjahr: 14,0 Prozent), während ein Fünftel der
Unternehmen (20,9 Prozent; Vorjahr: 28,1 Prozent) die Zahl seiner Mitarbeiter reduzieren will. In den übrigen
Wirtschaftsbereichen wird sich die Personaldecke aber nicht gravierend verringern. Die Saldi bewegen sich zwischen
minus 3,8 Prozentpunkten (Vorjahr: minus 5,9 Prozentpunkte) beim Handel, minus 3,7 Prozentpunkte (Vorjahr: 0,0
Prozentpunkte) bei den Dienstleistungen und minus 3,6 Prozentpunkte (Vorjahr: minus 10,5 Prozentpunkte) beim Verarbeitenden
Gewerbe.
Conclusio: Unzufriedenheit mit Standortpolitik
Eine angespannte Umsatz- und Auftragslage sowie eine zurückhaltende Investitionsbereitschaft lassen Österreichs
Unternehmen weiterhin eine vorsichtige Personalpolitik betreiben. Dazu haben sich in der Creditreform-Umfrage 87%
mit der aktuellen Wirtschaftspolitik wenig bzw. gar nicht zufrieden geäußert. Die von der Bundesregierung
angedachten Maßnahmen in der Entbürokratisierung (Stichwort: Gewerbeordnung) gehen in die richtige Richtung.
Neben der steuerlichen Entlastung der Privateinkommen sollten nun auch an die Unternehmen gedacht werden.
Die Creditreform Wirtschafts- und Konjunkturforschung befragt seit 1996 zweimal jährlich an die 1.300 österreichische
KMU zur aktuellen als auch zur zukünftigen Wirtschaftslage.
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