Brüssel/Bozen (lpa) - Südtirol und die DG Belgiens wollen auch in Zukunft zusammenarbeiten. Ministerpräsident
Paasch und LH Kompatscher haben dazu ein Kooperationsabkommen besiegelt. Insgesamt elf Bereiche sind es, in denen
das Land Südtirol und die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens intensiver zusammenarbeiten wollen. Sie reichen
von Bildung, Kultur und Kunst über Marketing und Medien bis hin zu Tourismus, Infrastruktur und Sport. Nicht
ausgespart bleiben die Sektoren Familien und Soziales, die öffentliche Verwaltung und die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit im europäischen Kontext.
Den Rahmen für diese verstärkte Zusammenarbeit haben der Ministerpräsident der DG Belgiens, Oliver
Paasch, und Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher am 23.06. in Bozen abgesteckt. Sie haben am frühen
Nachmittag eine neue Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, der die Landesregierung am Dienstag dieser Woche zugestimmt
hatte.
"Wir haben heute die Grundlage für viele Jahre der weiteren Zusammenarbeit gelegt", sagte im Zuge
der Unterzeichnung Ministerpräsident Oliver Paasch, "dabei bauen wir auf eine bereits traditionsreiche
und lange Zusammenarbeit auf." Im Jahr 1971 - das zugleich das Geburtsjahr sowohl von Paasch, als auch von
Kompatscher ist - hatte Südtirols Alt-Landeshauptmann Silvius Magnago die Deutsche Gemeinschaft in Belgien
in einer viel beachteten Rede dabei bestärkt, ihre Sprache und Kultur hochzuhalten und sich für Eigenständigkeit
und Autonomie stark zu machen.
Von einer Vernetzung zwischen Gleichgesinnten sprach Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher. Beide Länder
hätten eine ähnliche Beziehung zum Staat und träten für ihre Sprache und Kultur ein. Die heutige
Vereinbarung sei Frucht einer langjährigen Freundschaft. "Das Kooperationsabkommen umfasst fast alle
Bereiche, für die wir autonome Zuständigkeit haben", erklärte Landeshauptmann Kompatscher.
Ein besonderer Schwerpunkt werde auf die Bildung gelegt, wo es beispielsweise in der Aus- und Fortbildung von Lehrpersonen
schon konkrete Projekte gibt.
Vor der Unterzeichnung waren Ministerpäsident Paasch und Landeshauptmann Arno Kompatscher zu einem Gespräch
zusammengetroffen. Dabei ging es vor allem um Autonomie, Minderheitenfragen, Bildung und Forschung sowie grenzüberschreitende
Zusammenarbeit.
Seit 1920 gehört das ehemals preußische Gebiet um Eupen zu Belgien. Als Gliedstaat des Königreichs
Belgien zählt die Deutschsprachige Gemeinschaft in Ostbelgien rund 76.000 Einwohner. Über 46.000 davon
leben im Kanton Eupen, wo die deutsche Minderheit ihren Verwaltungssitz hat. Ähnlich wie Südtirol verfügt
die Deutschsprachige Gemeinschaft seit Mitte der 1970er Jahre über eine weitreichende Autonomie, deren Herzstück
im Schul- und Kulturbereich liegt. Zudem ist die Deutschsprachige Gemeinschaft für den Landschaftsschutz,
die Beschäftigungspolitik und die Gemeindeaufsicht und Gemeindenfinanzierung zuständig. Ähnlich
wie Südtirol strebt auch die DG Belgiens nach mehr Autonomie.
Der 1971 in Malmedy geborene Oliver Paasch war ab 2009 Minister für Unterricht, Ausbildung und Beschäftigung
der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Belgien bevor er 2014 das Amt des Ministerpräsidenten der DG Belgiens,
einer der fünf gleichgberechtigten Regionen Belgiens antrat.
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