Rolle von Religionen in Konflikten als diesjähriges Generalthema der ÖSFK Sommerakademie
Schlaining (aspr) - Seit bereits 33 Jahren gilt die Sommerakademie des Österreichischen Studienzentrums
für Frieden und Konfliktlösung (ÖSFK) über die Grenzen Österreichs hinaus als traditionsreiche
Diskussionsveranstaltung zu aktuellen Fragen der internationalen Politik. Sie wird von den deutschsprachigen Friedensbewegungen
als Begegnungsort genutzt und von mehr als 200 Gästen aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung
als Ort der Debatte geschätzt.
Am 3. Juli 2016 eröffnete Bundespräsident Dr. Heinz Fischer mit dem Bischof der katholischen Diözese
Linz, Dr. Manfred Scheuer, Präsident von Pax Christi, sowie dem ÖSFK-Präsidenten Dr. Peter Kostelka
die diesjährige Sommerakademie. An der Eröffnung nahmen weiters Verteidigungsminister Mag. Hans Peter
Doskozil, Justizminister Dr. Wolfgang Brandstetter, Landtagspräsident Christian Illedits, Bischof Dr. Paul
Iby und Staatssekretär a.D. Dr. Hans Winkler teil. Die Sommerakademie bietet noch bis 8. Juli ein breites
Angebot an Vorträgen und Diskussionen.
"Um Gottes Willen" - Die ambivalente Rolle von Religion in Konflikten
Unter diesem Titel widmet sich die Sommerakademie heuer der Rolle von Religionen in Konflikten. Im Namen der Religion
wird jeden Tag Gewalt gegen Menschen ausgeübt. Dabei richtet sich Gewalt oftmals auch gegen Mitglieder der
eigenen Religionsgemeinschaft. Viele Religionen scheinen gerade in den vergangenen zwei Jahrzehnten vermehrt in
den Sog politischer Entwicklungen geraten zu sein. So ist Religion gegenwärtig in zwei Dritteln aller Konflikte
weltweit ein mehr oder weniger bedeutendes Element.
Gleichzeitig ist Religion aber auch eine wichtige Basis und Voraussetzung zum friedlichen Zusammenleben in Gesellschaften,
wie zahlreiche historische und aktuelle Beispiele zeigen. Nicht zuletzt um diesen vermeintlichen Widerspruch zu
überbrücken, will die Sommerakademie über den komplexen Zusammenhang von Religion und Konflikt aufklären
und Religion in ihrer ambivalenten Funktion in Konflikten beschreiben.
Der Präsident des Österreichischen Studienzentrums für Frieden und Konfliktlösung (ÖSFK)
Dr. Peter Kostelka führte mit einem Hinweis auf die große Relevanz von Religion in unserer heutigen
Welt in die Thematik ein: "Dass Religion im Alltagsleben vieler Menschen eine so große Rolle spielt,
macht sie auch zu einem wichtigen Medium der Konfliktlösung und Friedensarbeit". Hinzu fügte Kostelka,
dass "insbesondere das ÖSFK für diesen Dialog die geeignete Plattform ist, da der Begriff des Friedens
- ganz in der Tradition der Friedensburg - eine inklusive Herangehensweise erfordert, und somit Religionen einschließen
muss".
Den thematischen Eröffnungsvortrag hielt Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer, Präsident von Pax
Christi Österreich. "An und für sich produzieren Religionen und Weltanschauungen keine Gewalt und
trotzdem sind sie in ihrer Beziehung zu Gewalt und Krieg nicht frei von Zweideutigkeit. So wurde und wird der Name
Gottes immer wieder für die Rechtfertigung von Gewalt und Terror missbraucht. Religionen und Glaube haben
aber auch zur Zähmung von Gewalt und Aggression, zur Versöhnung zwischen Feinden, zur Überwindung
von Hass, Krieg und Unrecht beigetragen. Es wäre fatal, auf die humanisierenden Kräfte der Religionen
zu verzichten und die Frieden stiftenden Potentiale z.B. des christlichen Glaubens auf die Seite zu schieben."
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