Um Autonomie und Minderheitenschutz, um Pflege von Sprache und Kultur ging es bei einem Treffen,
zu dem LH Kompatscher Slowenen aus dem Friaul empfangen hat.
Ljubljana/Bozen (lpa) - Über Minderheitenschutz und Minderheitenrechte im gesamtstaatlichen Kontext
und im Lichte der geplanten Verfassungsreform, aber auch über den Schutz und die Pflege von Muttersprache
und Kultur hat Landeshauptmann Arno Kompatscher am Abend des 28.06. mit einer Delegation der slowenischen Minderheit
gesprochen. Mit dabei war auch Bildungslandesrat Philipp Achammer. In der slowenischen Delegation waren sowohl
die Konföderation der slowenischen Organisationen (svet slovenskih organizacij) mit Präsident Walter
Bandelj, als auch die slowenische Kultur- und Wirtschaftsunion (Slovenska kulturno-gospodarska zveza) mit Präsident
Rudi Pavšic vertreten.
Einen Überblick über die Situation in Südtirol aus der Perspektive des Minderheitenschutzes gab
bei dem gestrigen Treffen Landeshauptmann Kompatscher. Die international verankerte Autonomie garantiere den Schutz
der Minderheiten und bilde die Grundlage für deren Entwicklung.
Beide Seiten übten gestern Kritik an der zentralistischen Ausrichtung der geplanten Verfassungsreform. Landeshauptmann
Kompatscher bekräftigte dabei den Standpunkt des Landes, das trotzdem zur Reform stehe: "Durch die Schutzklausel
im Artikel 39 bleibt Südtirols Autonomiestatut so lange rechtskräftig, bis es einvernehmlich überarbeitet
worden ist." Gesprochen wurde gestern auch über das Schulsystem und den Sprachunterricht.
Ähnlich wie die deutsche und ladinische Minderheit in Südtirol, aber noch nicht so lange, sind die Slowenen
als Minderheit anerkannt und geschützt. Insbesondere in den Provinzen Triest und Görz, aber auch in der
Provinz Udine, werden der Gebrauch der Muttersprache im Umgang mit der öffentlichen Verwaltung und der muttersprachliche
Unterricht bis hin zur staatlichen Oberschul-Abschlussprüfung garantiert. Etwa 4000 Schüler besuchen
die slowenischen Schulen.
Die slowenischen Minderheit in Italien zählt insgesamt rund 80.000 Personen, den Großteil davon machen
mit etwa 61.000 die autochthonen Slowenen in Friaul-Julisch Venetien aus, die längs der Staatsgrenze in den
Provinzen Triest, Görz und Udine leben. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung Friaul-Julisch Venetiens
beläuft sich der Anteil der Slowenen fünf Prozent. Slowenisch wird im Kanaltal, in der Beneška Slovenija
(Slavia veneta), im Gebiet Collio, im Görzer Karst, in einigen Gemeinden der Bisiacaria und im Résiatal
gesprochen.
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