Wienbibliothek: Zwei Sammlungen in UNESCO National
 Memory of the World Register aufgenommen

 

erstellt am
11. 07. 16
11:00 MEZ

Paris/Wien (rk) - Die UNESCO Kommission hat zwei große Sammlungen der Wienbibliothek im Rathaus in das UNESCO National Memory of the World Register aufgenommen: Das Karl Kraus Archiv der Wienbibliothek sowie 4000 Radiobeiträge der United States Information Service (USIS). Im Fokus des UNESCO Programms stehen Bewahrung und nachhaltiger Schutz von Dokumenten aller Art sowie der einfache Zugang zu diesem Wissen für möglichst viele Menschen.

„Diese Auszeichnung durch die UNESCO ist eine große internationale Wertschätzung für die Arbeit der Wienbibliothek. Sie ist ein Gütesiegel nicht nur für die Bedeutung der Sammlungen, sondern auch für die wissenschaftliche Aufbereitung und Vermittlung derselben“, unterstreicht Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny.
Archiv für Sprachgigant Karl Kraus

Zum einen handelt es sich um den Nachlass des österreichischen Satirikers Karl Kraus (1874-1936), der tausende von Manuskripten, Fahnen, Briefen und Lebensdokumenten umfasst. Die Sammlung dokumentiert Krausʾ Arbeit und seine Praktiken auf verschiedenste Weise: In den Manuskripten wird seine genaue Spracharbeit sichtbar, Fahnen zeigen seine Montage- und Zitattechniken, Briefe und Lebensdokumente bezeugen, wie sich seine Haltungen auch in persönlichen Interaktionen oder Handlungen manifestierten. Film- und Tondokumente halten Kraus als Vortragenden in 700 Vorlesungen in ganz Mitteleuropa präsent. 8000 Blatt Rechtsakten belegen, dass er Medien-und Strafgesetz aktiv in seine polemischen Strategien miteinbezog.

Karl Kraus gehört zu den wichtigsten und interessantesten Exponenten einer kritischen Moderne. Sein Pazifismus und Humanismus, seine Medien- und Gesellschaftskritik, sein präzises Sprachdenken und sein aufklärerischer Witz beeinflussten kritische Traditionen weltweit: Ludwig Wittgenstein (Sprachphilosophie), Theodor Adorno (kritische Theorie), Arnold Schönberg (Harmonielehre) oder Gerda Lerner (Frauengeschichte) dachten und schrieben mit Bezug auf Kraus. Nach einer komplexen Exil- und Remigrationsgeschichte nach Krausʾ Tod 1936 wurde der Nachlass 1945 von überlebenden Kraus-Freunden im Abstand von Jahrzehnten an die Wienbibliothek im Rathaus übergeben. Dort wurde er als sogenanntes „Karl Kraus-Archiv“ zu einem wesentlichen österreichischen Wissens- und Erinnerungsraum, der internationale Forscher aus verschiedensten Gebieten (Germanistik, Zeitgeschichte, Medientheorie, Austrian Studies etc.) anzieht und dessen Material vielfach für Ausstellungen und durch Museen angefordert wird.

Amerikanische Radiobeiträge im Österreichischen Rundfunk
Die Sammlung von über 4.000 Radiobeiträgen der United States Information Agency (USIA), die sich im Besitz der Wienbibliothek im Rathaus befindet und heute in der Österreichischen Mediathek aufbewahrt werden, ist seit kurzem ebenfalls Teil des Unesco National Memory of the World Register. Im Rahmen des Projektes "Österreich am Wort" wurde der Großteil des Bestandes von der Österreichischen Mediathek katalogisiert, digitalisiert und der digitalen Langzeitarchivierung zugeführt. Ein Teil des Bestandes ist online verfügbar. Die USIA, eine Behörde der US-Regierung für Öffentlichkeitsarbeit mit Hauptsitz in Washington, D.C. wurde 1953 von Präsident Eisenhower mit dem Ziel gegründet, in der Zeit des Kalten Krieges, die Akzeptanz und Aufklärung der US-Politik im Ausland zu steigern und den Dialog zwischen Amerikanern und amerikanischen Organisationen und den entsprechenden Stellen im Ausland zu fördern. Die Radiosendungen für Österreich, einem an Land an der Grenze zum Eisernen Vorhang, wurden in den USA produziert. Die „Radio Section“ der USIA leitete das Sendematerial an den Österreichischen Rundfunk weiter. Der Großteil der Aufnahmen dieser Sammlung entstand in den Jahren 1953-1968. Inhaltlich ging es um die Themenbereiche amerikanische Technologie, amerikanische Kulturlandschaft und die Ziele der amerikanischen Außenpolitik. Häufig wurden auch Ereignisse in den USA mit österreichischer Beteiligung oder Österreich-Bezug dokumentiert. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde die USIA nach 46 Jahren, 1999, aufgelöst.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://memory.unesco.at/cgi-bin/unesco3/element.pl?eid=42http://www.oesterreich-am-wort.at/
http://www.katalog.mediathek.at/

 

 

 

 

 

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