St. Pölten (nöwpd) - Die sogenannte Industrie 4.0 – darunter versteht man das Durchdringen von Produktionsabläufen
mit modernen Informations- und Kommunikationstechnologien – wird die Automatisierungs- und Fertigungstechnik in
den kommenden Jahren grundlegend verändern. Aus diesem Grund haben die NÖ Wirtschaftskammer, das Land
Niederösterreich und die NÖ Industriellenvereinigung (IV NÖ) eine Studie zum Thema „Einfluss- und
Erfolgsfaktoren von Industrie 4.0 für den Standort Niederösterreich“ in Auftrag gegeben. Daraus will
man konkrete Handlungslinien und Maßnahmenvorschläge zur Unterstützung der Unternehmen ableiten.
Als Schwerpunkte wurden vier Themenfelder identifiziert: Information&Vernetzung, Bildung, Forschung und Standortrahmenbedingungen.
Als wichtigsten Standortfaktor nennt NÖ Wirtschaftskammerpräsidentin Sonja Zwazl gut ausgebildete Fachkräfte.
„Deshalb nimmt die Digitalisierung in unseren Schulungsprogrammen breiten Raum ein“, sagt sie. So starte man im
Herbst am WIFI Niederösterreich in Kooperation mit der Steinbeis Hochschule Berlin einen sechssemestrigen
Lehrgang, der das gesamte Themenspektrum der Digitalisierung behandelt. Für die Lehrlingsausbildner in den
Industriebetrieben entwickeln die Sparte Industrie der NÖ Wirtschaftskammer und das WIFI-NÖ gemeinsam
ein spezielles Ausbildungsprogramm. Und auch die Technologie- und Innovationspartner (TIP) werden einen geförderten
Industrie 4.0-Check anbieten, teilt Zwazl mit.
Für NÖ Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav greift die Bezeichnung Industrie 4.0 zu kurz. „Das
ist kein Nischenthema, das nur große, innovative und Hightech-Unternehmen betrifft. Das ist eine Herausforderung
für die gesamte Wirtschaft“, betont sie. Gerade für die vielen kleinen und mittleren Betriebe in Niederösterreich
würden sich mit der Digitalisierung der Produktionsabläufe Chancen eröffnen. „In Niederösterreich
wird damit aus der Industrie 4.0 die Wirtschaft 4.0“, erklärt Bohuslav.
Die Chancen, die die Industrie 4.0 den Firmen bietet, hebt auch Thomas Salzer, Präsident der NÖ Industriellenvereinigung,
hervor. „Große Vorteile ergeben sich insbesondere aus der besseren Zusammenarbeit mit Partnerbetrieben, so
z.B. in der Logistik. Auch Produktivität und Flexibilität lassen sich so steigern“, meint er.
Um den Anforderungen von Industrie 4.0 gerecht zu werden, leiten die Auftraggeber der Studie eine Reihe wirtschaftspolitischer
Forderungen ab. So will Sonja Zwazl bei der Jugend die technische Kompetenz gezielt gefördert sehen. „An den
Neuen Mittelschulen (NMS) sollten die Fächer Physik und Chemie schon ab den 1. Klassen auf dem Unterrichtsplan
stehen“, verlangt sie.
Salzer wiederum pocht auf die Modernisierung des Arbeitszeitgesetzes: „Nur so können wir auf kurzfristige
Aufträge auch produktionstechnisch reagieren und damit unsere Wettbewerbsfähigkeit erhöhen.“ Petra
Bohuslav weist auf die Unterstützungsmaßnahmen hin, die das Land Niederösterreich in Sachen Digitalisierung
anbietet: Sie reichen von Finanzierungshilfen für Forschungsprojekte über Fördercalls und Cluster-Kooperationen
bis zu technologischen Hilfestellungen – z.B. beim 3D-Druck von Metallen.
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