Wien (oenb) - Die Inflationsrate Österreichs ist in den letzten Monaten erwartungsgemäß deutlich
gesunken. Mit 0,6 % im Mai lag sie jedoch über dem Euroraum-Durchschnitt und ließ damit keine deflationären
Tendenzen erkennen. Ab August wird die Inflationsrate wieder ansteigen, weil vor allem preisdämpfende Effekte
wegfallen werden. Zudem wird in der aktuellen Ausgabe von „Inflation aktuell“ untersucht, wie im Vergleich der
Euroraum-Länder Preisniveau und Betriebsgröße im Einzelhandel korrelieren.
Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) erwartet in ihrer aktuellen Prognose für das Jahr 2016 eine HVPI-Inflationsrate
von durchschnittlich 1,0 %, gefolgt von einem Anstieg auf 1,7 % im Jahr 2017 und 1,9 % im Jahr 2018. Bis August
2016 wird die Inflationsrate allerdings weitgehend stabil bei rund 0,6 % bleiben. Anschließend wird sich
die Teuerung in erster Linie aufgrund des erwarteten Anstiegs der Importpreise deutlich beschleunigen. Dafür
ist neben ansteigenden Rohstoffpreisen bei Energie und Nahrungsmitteln auch ein starker Basiseffekt verantwortlich:
Die seit Mitte 2015 deutlich gesunkenen Energiepreise wirken sich in der zweiten Hälfte 2016 inflationssteigernd
aus. Zudem erhöht die im Rahmen der Steuerreform angehobene Mehrwertsteuer für Beherbergungs- und Kulturdienstleistungen
die Inflationsrate 2016 und 2017 um insgesamt 0,2 Prozentpunkte.
Laut Eurostat-Daten liegt das österreichische Preisniveau über dem Euroraum-Durchschnitt. Vor allem bei
Erziehung und Unterricht, Nahrungsmitteln, Gesundheitspflege sowie Freizeit und Kultur zählt Österreich
zu den teuersten Euroraum-Ländern. Das Schwerpunktthema dieser Ausgabe von „Inflation aktuell“ untersucht
den Einfluss der Betriebsgröße im Einzelhandel auf das Konsumentenpreisniveau. Im Querschnitt der Euroraum-Länder
zeigt sich eine positive Korrelation zwischen der Größe der Betriebe und dem Konsumentenpreisniveau.
Der österreichische Einzelhandel verfügt nach allen analysierten Maßen für die Betriebsgröße
im internationalen Vergleich über relativ große Einzelhandelsbetriebe. Das in Österreich relativ
hohe Preisniveau könnte also auf die hohe Konzentration im österreichischen Einzelhandel zurückzuführen
sein, da Marktkonzentration Preiserhöhungen tendenziell erleichtert.
„Inflation aktuell“ ist ein vierteljährlich erscheinender Bericht der Oesterreichischen Nationalbank zur Inflation
in Österreich. Darin wird die Inflationsentwicklung der letzten Monate analysiert, die Inflationsprognose
der OeNB vorgestellt sowie auf aktuelle Schwerpunktthemen eingegangen.
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