Wien (statistik austria) - Die österreichische Wirtschaft wuchs im Jahr 2015 nach
Berechnungen von Statistik Austria real um 1,0%. Das Wachstum war damit stärker als im Vorjahr (2014: +0,6%),
blieb jedoch hinter der im internationalen Umfeld beobachteten Dynamik zurück. Die Europäische Union
insgesamt verzeichnete nach bisher vorliegenden Ergebnissen ein reales Wachstum von 2,0%. Im Euroraum (+1,7%) war
die reale Wirtschaftsentwicklung etwas gedämpfter. Die deutsche Wirtschaft (+1,7%) entwickelte sich 2015 deutlich
stärker als die österreichische (Q: Destatis.de; Eurostat-Datenbank, Juni 2016).
Das österreichische Bruttoinlandsprodukt zu laufenden Preisen lag 2015 bei rund 339,9 Mrd. Euro (nominell
+2,9%), was einem Wert von 39.390 Euro pro Einwohner entspricht.
Produzierender Bereich wächst stärker als Dienstleistungen
Im Dienstleistungsbereich lag das reale Wachstum mit 0,8% leicht unter dem des Produzierenden Bereiches mit
0,9%. Eine detaillierte Betrachtung des Produktionsansatzes nach Wirtschaftsbereichen zeigt, dass die Herstellung
von Waren 2015 mit einem Plus von 1,8% das kräftigste reale Wachstum erzielte. Dem Trend der letzten Jahre
entsprechend verzeichnete der Bau einen realen Rückgang seiner Bruttowertschöpfung (-1,1%). Ebenso wiesen
die zentralen Branchen Handel (+0,6%), Verkehr (+0,3%) und sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (ÖNACE
M und N; +0,9%) 2015 nur eine geringe Wachstumsdynamik auf.
Binnennachfrage steigt schwach, Exporte steigen kräftig
Verwendungsseitig entwickelte sich die Exportnachfrage mit einem realen Wachstum von 3,6% am kräftigsten.
Die Zuwachsraten der beiden vorangegangenen Jahre (2013: +0,5%; 2014: +2,3%) wurden damit übertroffen, der
langjährige Durchschnitt (1995 bis 2015: +4,8%) wurde dennoch deutlich verfehlt. Die Konsumnachfrage war weiterhin
schwach (real +0,6%). Während die Konsumausgaben des Staates (real +2,1%) und der privaten Organisationen
ohne Erwerbszweck (real +1,0%) zulegten, stagnierte der private Haushaltskonsum auf dem Vorjahresniveau (real ±0,0%).
Auch von der Investitionsgüternachfrage gingen insgesamt keine wesentlichen Impulse aus. Alle Investitionskategorien
waren jedoch im Vergleich zum Vorjahr im Plus (Maschinen +4,3%, Fahrzeuge +1,4%, Wohnbauten +0,9%) – lediglich
die Nicht-Wohnbauten gingen real um 2,6% zurück. Die Nachfrage nach immateriellen Anlagen wie Forschung und
Entwicklung oder Software stieg ebenfalls leicht (real +0,6%).
Geringste durchschnittlich geleistete Arbeitszeit seit 1995
Das nominelle Arbeitnehmerentgelt (die Summe aller Geld- und Sachleistungen von Arbeitgebern an Arbeitnehmer)
nahm 2015 um 3,0% zu. Bei einem nominellen BIP-Zuwachs von 2,9% und stärker gestiegenen Nettoproduktionsabgaben
(+4,1%) ergibt das für Bruttobetriebsüberschuss und Selbständigeneinkommen entsprechend der Logik
der funktionalen Einkommensverteilung einen geringeren Anstieg von 2,3%. Das reale verfügbare Nettoeinkommen
der gesamten Volkswirtschaft stieg um 2,3%.
Die Beschäftigung in Vollzeitäquivalenten nahm um 0,7% zu. Die Anzahl der Beschäftigungsverhältnisse
erhöhte sich ebenfalls um 0,7% auf rund 4,5 Mio. Gleichzeitig ging die durchschnittlich geleistete Arbeitszeit
je Beschäftigungsverhältnis um 1,3% zurück. Gegenüber dem Vorjahr ergab sich somit ein um 0,6%
gesunkenes Arbeitsvolumen (=Summe der geleisteten Arbeitsstunden). Diese Entwicklung bei den Erwerbstätigen
bedeutet für das Jahr 2015 ein leichtes Wachstum der gesamtwirtschaftlichen Arbeitsproduktivität von
0,3% je Erwerbstätigem bzw. eine deutlich gestiegene Produktivität je geleisteter Arbeitsstunde (+1,6%).
Preisanstieg insgesamt über Verbraucherpreisentwicklung
Der "BIP-Deflator" (impliziter Preisindex, errechnet aus nominellem und realem Bruttoinlandsprodukt
auf Vorjahrespreisbasis) betrug 101,9, was einem Anstieg von 1,9% entspricht. Die Entwicklung des gesamtwirtschaftlichen
inländischen Preisauftriebs fiel damit stärker aus als die Veränderungsrate des Verbraucherpreisindex
(+0,9%).
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