Die Ausstellung ist vom 8. Juli bis 16. Oktober 2016, täglich von 10 bis 18 Uhr, im Winterpalais
des Belvedere (Himmelpfortgasse 8, 1010 Wien) zu sehen.
Wien (belvedere) - Die barocken Prunkräume des Winterpalais bilden vom 8. Juli bis 16. Oktober 2016
die Kulisse für die erste große Werkschau des US-Amerikaners Sterling Ruby (* 1972) in Europa. Ruby,
der durch seine „Spray Paintings“ bekannt wurde, zählt heute nicht nur in Los Angeles, sondern international
zu den faszinierendsten und zugleich umstrittensten Künstlern seiner Generation.
In Wien zeigt er Arbeiten aus den letzten zehn Jahren, darunter Keramiken, Skulpturen aus Bronze, Stahl und Urethan.
Außerdem sind seine „Soft Sculptures“, Mobiles und eine neue Serie von Wandteppichen zu sehen. Im Fokus steht
die Auseinandersetzung mit militärischem Imperialismus und Kriegsrhetorik als deutlicher Verweis auf den Bauherrn
des Winterpalais, Prinz Eugen von Savoyen.
„Sterling Ruby greift in seinem vielfältigen Œuvre mitunter Themen auf, die viele als unbequem erachten. So
spiegeln seine Arbeiten neben autobiografischen Aspekten auch sozialpolitische Missstände, Probleme der Gesellschaft
und Gewalt. Besonders freue ich mich darüber, dass Ruby nach Olafur Eliasson bereits der zweite Künstler
ist, der die Herausforderung annimmt, eigens für das Winterpalais Arbeiten zu konzipieren. Die so entstehenden
zeitgenössischen Positionen gehen eine Symbiose mit den Prunkräumen und der Geschichte dieses Hauses
ein, die einzigartig ist“, so Agnes Husslein-Arco, Direktorin des Belvedere und des 21er Haus.
„In seinen Arbeiten bedient sich Sterling Ruby der Aggression, er stellt sie dar und verurteilt sie zugleich wirkungsvoll
– eine erzwungene und explosive Eroberung. Die Art und Weise, wie Ruby an die traditionellen Materialien der Kunst,
von Leinwand über Keramik und Eisen bis hin zu Bronze, herangeht und diese zu misshandelten, verletzten, befleckten
Bildern zersprengt, erinnert an die verheerende Brutalität von Angriff und Zerstörung“, so Kurator Mario
Codognato.
Die Collage mit ihrem subversiven Potenzial für Zweideutigkeit und Irritation durchdringt Sterling Rubys gesamtes
Werk. Der Künstler übernimmt Materialien, Techniken, Bilder und Objets trouvés, Redensarten und
Slang, statisches Gleichgewicht, Kräfteverhältnisse und Modelle, um deren Sinn und Aussehen völlig
zu verändern und so ganz neue, eigenständige visuelle Arbeiten zu schaffen. Exemplarisch dafür steht
die Serie „SCALES“. Das sind Mobiles, deren Objekte befreit von Masse und Gewicht von der Decke hängen. Ruby
kombiniert Bruchstücke aus Stahl und Ketten, die zusammengeschlossen schön gezeichnete Bögen formen,
mit Drogentest-Kits, Flaschen für Bleichmittel, Mülltonnen und Verpackungsmaterialien. In diesen dreidimensionalen
Collagen erinnert er an Künstler wie Alexander Calder und Bruce Nauman.
Sterling Rubys berühmte „Soft Sculptures“ wirken wie riesige anthropomorphe Gestalten oder mumienartige Figuren
mit langen Tentakeln. Diese Skulpturen aus Stoff thematisieren Geschlechterrollen, Häuslichkeit und „weibliches“
Handarbeiten wie das Nähen und das Herstellen von Quilts. Bei den „FIGURES“ handelt es sich um puppenartige
Körper, die untrennbar miteinander verbunden sind. „CANDLES“ stellen die Verwandlung von Wachs in Plüsch
dar.
„ACTS“ ist ein Akronym aus „Absolute Contempt for Total Serenity“ (absolute Verachtung totaler Gelassenheit). Die
Serie mit diesem Titel bezeichnet Skulpturen, in denen flüssige Farbe in durchsichtige Blöcke aus Urethan
gegossen wird. Diese Blöcke „ruhen“ auf Sockeln aus Resopal, Gewicht und Schwerkraft negierend. Die Metallskulpturen
der Werkserie „MS“ hingegen erinnern in ihrer reduzierten Do-it-yourself-Ästhetik an Gewehre und Wolkenkratzermodelle.
Die „FLAGS“, riesige Wandteppiche, die exklusiv für das Winterpalais gefertigt wurden, bestehen aus gebleichtem
Denim und gefärbtem Leinen in grellem Pink, Gelb, Blau und Rot. Die bis zu sieben Meter langen Tapisserien
changieren zwischen Malerei und Handarbeit. Sie zitieren die amerikanische Flagge, Robert Rauschenbergs postmoderne
Kompositionen und traditionelle Quilts der Amish. Unter den beiden Keramiken aus der Serie „Basin Theology“ sticht
„Sandal“ besonders hervor: eine Sandale mit zerschlissenem Rand, die Form der fünf Zehen wirkt wie eingegraben,
das Fleisch hinweggerafft und der Abdruck im Material zum Fossil erstarrt.
Besucherinnnen und Besucher sind eingeladen, ihre Fotos und Eindrücke mit #SterlingRuby #Winterpalais zu
teilen.
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