„Brexit“- Folgen als große Unsicherheitsfaktoren – Empfehlung für Anleger in Q3:
neutrale Gewichtung
Wien (allianz invest) - Kursverluste, Absturz des Britischen Pfunds, Negativzinsen – während Anfang
des Jahres noch Wachstumsängste und Risikofaktoren wie China und Ölpreis die globalen Finanzmärkte
dominierten, hält aktuell die „Brexit“-Entscheidung die Welt in Atem. „Nach dem heftigen Gewitter, das sich
Ende Juni über Großbritannien und dem gesamten Euroraum entladen hat, ist für die kommenden Wochen
zwar Besserung in Sicht – von einem Börsen-Sommer mit Sonnenschein sind wir aber weit entfernt“, erklärte
Martin Bruckner, Chief Investment Officer der Allianz in Österreich und Vorstandsmitglied der Allianz Investmentbank
AG, am Dienstag vor Journalisten.
„Brexit“: Unsicherheitsfaktor für Politik und Wirtschaft in Großbritannien
Bereits vor dem endgültigen „Nein“ der Briten zur EU schätzten internationale Investoren einen möglichen
„Brexit“ als größtes Risiko ein – noch vor geldpolitischen Fehlern und China. „Nach dem Referendum zogen
regional erneut dunkle Wolken auf. Vor allem auf politischer Ebene ist in Großbritannien mit hoher Unsicherheit
zu rechnen“, erklärt Mag. Christian Ramberger, Geschäftsführer der Allianz Invest KAG. Neben angekündigten
Rücktritten aus der Politik, wie etwa jenem von David Cameron, und einer ungewissen künftigen Führung
der Großparteien könnte Großbritannien aufgrund eines möglichen – für die EU positiven
– Schottland-Referendums sogar die Spaltung drohen. Folgen habe der EU-Austritt auch für die Geldpolitik des
Landes: Erste Zinssenkungen der Bank of England seien für diesen Sommer zu erwarten. Aus wirtschaftlicher
Sicht gelten vor allem die Unsicherheit bezüglich europaweiter Handelsverträge und die Auswirkungen auf
Investitionen und Konsumverhalten als Risikofaktoren.
„Brexit“-Folgen: Rückenwind für Separatisten und Volatilität an Finanzmärkten
Die Austrittsentscheidung der Briten wird neben den Konsequenzen für Großbritannien auch auf europäischer
und globaler Ebene Folgen nach sich ziehen. So könnte der „Brexit“ EU-kritischen Parteien anderer Mitgliedstaaten
Rückenwind geben und auch kommende Wahlen, wie etwa jene in Frankreich und Deutschland 2017, beeinflussen.
Belastend seien darüber hinaus die internen Abstimmungen und Verhandlungen mit Großbritannien über
den Austritt und zukünftige Handelsbedingungen. Die Notenbanken dürften ihre expansive Geldpolitik verlängern,
wie beispielsweise die EZB, oder – etwa im Falle der Bank of Japan – weitere Maßnahmen ergreifen. In den
USA sei mit der nächsten Zinserhöhung erst Ende des Jahres zu rechnen. Das globale Wachstum werde durch
den EU-Austritt der Briten nur geringfügig beeinträchtigt.
Chancen für Anleger: Aprilwetter im dritten Quartal
„Aufgrund der weiterhin bestehenden Risiken und fehlenden eindeutigen Trends erwarten wir eine hohe Volatilität
an den Finanzmärkten. In diesem Umfeld raten wir Anlegern, Aktien und Anleihen neutral zu halten“, erklärte
Bruckner die Anlagestrategie der Allianz für das kommende Quartal.
Auf der Aktienseite empfiehlt die Allianz, USA und Emerging Markets über- sowie Europa und Japan unterzugewichten.
Obwohl weiterhin historisch teuer, sind US-Aktien aufgrund ihres defensiven Charakters und des schwächeren
US-Dollars attraktiv. Eine Stabilisierung der makrowirtschaftlichen Aussichten sowie günstige Bewertungen
sprechen für Emerging Markets. In Europa haben internationale Investoren seit Jahresbeginn sukzessive ihr
Übergewicht in der Eurozone reduziert, die „Brexit“-Entscheidung hinterlässt ein hohes Maß an Unsicherheit.
In Japan führte die deutliche Aufwertung des Yen zu massiven Kürzungen der Gewinnprognosen, das gesamtkonjunkturelle
Bild hat sich eingetrübt.
Auf der Anleihenseite empfiehlt die Allianz, Unternehmensanleihen und Emerging Markets überzugewichten, Staatsanleihen
aus den USA neutral zu halten sowie jene aus Europa unterzugewichten. Investment Grade-Unternehmensanleihen entwickelten
sich nach anfänglichen Turbulenzen dieses Jahr positiv, High Yield-Anleihen aus den USA haben sich stabilisiert.
Auch europäische High Yield-Anleihen sollten profitieren, sind durch die Unsicherheiten des „Brexit“ aber
zuletzt unter Druck geraten. Infolge des Rückgangs der US-Dollar-Renditen konnten Hartwährungsanleihen
der Emerging Markets seit Jahresanfang eine starke Entwicklung erzielen, das Spreadniveau hat sich auf den Jahresanfangswerten
eingependelt. Die niedrigen Wachstumsprognosen und das weitere Fallen der globalen Zinskurven lässt Staatsanleihen
aus den USA relativ attraktiv erscheinen. Der Anleihenmarkt in der Eurozone bleibt gut unterstützt, aufgrund
der negativen Renditen ist diese Assetklasse jedoch sehr teuer bewertet.
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